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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0111

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205

Vereine

206

einem Aufwand von 106000 M. umgebaut und eine neue
Innenausstattung für 20000 M. erhalten soll. Mit den
Sammlungen des Fränkischen Kunst- und Altertumsvereins
werden in dem Provinzialmuseum dann die Sammlungen
des historischen Vereins und der Stadt vereinigt werden.

Ein Münzenmuseum in Brüssel. Die Verwaltung
der Königlichen Münze in Brüssel trug sich bereits seit
einiger Zeit mit dem Gedanken, ihren kostbaren Vorrat
von Modellen und Prägeformen zu einem öffentlichen
Museum umzugestalten. Dieser Plan hat bereits Form an-
genommen. In den Sälen des Erdgeschosses hat man zu
dieser Stunde schon achttausend Formen und Stanzen zu-
sammengetragen, die nach den Jahren ihrer Entstehung
geordnet werden sollen. Es finden sich darunter Werke
von Braemt, dem ersten amtlichen Graveur der Belgischen
Münze, und der drei Brüder Wiener, Leopold, Jacob und
Karl. Senator Sam Wiener und seine Familie haben dem
neuen Museum an 1000 Medaillen und Münzen überwiesen,
die beinahe das Gesamtwerk dieser drei hervorragenden
Medaillenstecher darstellen. Die älteste Prägeform des
neuen Münzenmuseums von Brüssel stammt aus den Zeiten
des Statthalterpaares Albert und Isabella, und so wird man
dort durch zwei Jahrhunderte an der Hand von Formen,
Stanzen und Prägungen die Entwickelung der Münzkunst
in den Niederlanden und Belgien verfolgen können. Als
ganz besonders hervorragendes Stück der Sammlung wird
eine bisher unbekannte Stanze von Van Berckel bezeichnet,
welche, nie ausgeführt, ein sehr fein ausgeführtes Bildnis
Kaiser Josephs II. darstellt. An weiteren praktischen Zwecken
verfolgt das Brüsseler Münzmuseum namentlich noch diesen:
Die Medaillenkünstler beklagen sich seit langem schon,
daß ihre für Privatleute ausgeführten Plaketten und Me-
daillen häufig von schlecht ausgestatteten Prägehäusern
vervielfältigt und nachgemacht werden. Um diesem Unfug
zu steuern, will die Verwaltung der Brüsseler Königlichen
Münze die Originalformen in Verwahrung nehmen und
diese in verschließbaren Schränken, gleichzeitig mit den
Namen der Künstler versehen, in ihrem Museum ausstellen.

A.R.

+ Das städtische Museum in Magdeburg hat von

dem in Schlesien lebenden Altmeister deutscher Landschafts-
malerei Karl Haider ein Gemälde: >Gewitterlandschaft« für
den Preis von 4000 Mark käuflich erworben.

VEREINE

© In der Dezembersitzung der Kunstgeschichtlichen
Gesellschaft sprach Herr E. Kiihnel über die Tauschier-
schule von Mossul. Er charakterisierte auf Grund der
drei inschriftlich für Mossul und die Mitte des 13. Jahr-
hunderts beglaubigten Stücke die Kunst der dort ansässigen
Metallarbeiter, indem er auf die geometrische Grundfüllung
und die in Medaillons eingeschlossenen figürlichen Dar-
stellungen hinwies, die in dem strenggläubigen Mesopota-
mien nur unter der religiös laxeren Seldschukendynastie
möglich gewesen seien. Gleichzeitig versuchte er, einige
Elemente wie die Tierkreisbilder auf die bodenständige
Tradition des chaldäischen Mossul und den altassyrischen
Kunstkreis zurückzuführen. In den späteren Arbeiten der
Mossulschule wurde auf die Verdrängung der geometrischen
Grundfüllung durch solche aus Ranken hingewiesen. Auf
die Lokalisierung einer anderen Schule, die durch die Bar-
berinivase des Louvre repräsentiert wird und durch auf-
gesetzten plastischen Dekor und ein archaisches Ansehen
charakterisiert ist, glaubte der Vortragende zunächst ver-
zichten zu müssen. Zum Schluß wurde kurz eine persische
Schule besprochen, der vor allem Leuchter angehören, und
eine syrische erwähnt, von der die Tauschierschule in Ve-
nedig ihren Ausgang nimmt. Im Anschluß an den Vor-

trag bemerkte Herr Prof. Sarre, daß die frühen Arbeiten
mit Reliefdekor aus Armenien stammen, was durch eine
Inschrift und den Fundort bewiesen sei, Armenien sei dem-
nach als das Ursprungsland dieser Kunst anzusehen, nicht
Mossul. Der Zusammenhang von altorientalischen Motiven
mit solchen der mittelalterlichen Kunst sei problematisch,
auch die Frage nach dem Aufkommen der figürlichen Mo-
tive unter der Seldschukendynastie noch ungelöst. — Herr
Direktor Friedländer berichtete sodann über die Hudson-
Fulton-Ausstellung in New York. Er betonte das Ver-
dienst Dr. Valentiners, in dessen Händen die Leitung der
Ausstellung lag, die in ihrem Hauptteil (der andere Teil
umfaßte das amerikanische Kunstgewerbe), den holländischen
Gemälden des 17. Jahrhunderts, einen wirklichen Überblick
über den imponierenden amerikanischen Privatbesitz ge-
währte. Die Auswahl sei eine sehr kritische gewesen, so
daß fast nichts Falsches in die Ausstellung gelangte, und
auch mit wenigen Ausnahmen die Bilder die richtigen
Namen trugen. Der Vortragende gab sodann eine Reihe
sehr interessanter statistischer Zahlen. Zunächst über die
Herkunft der Bilder. Von den 150 ausgestellten Gemälden
entstammten 110 dem englischen Privatbesitz, 30 Frankreich
und nur 10 Deutschland und Österreich. Die Hälfte von
allen fand erst in den letzten fünf Jahren den Weg nach
Amerika. Gerade dieser Umstand eröffnet keine günstigen
Aussichten für die Zukunft. Noch im Jahre 1901 beim Ver-
kauf der Clinton-Hope-Sammlung konnte Berlin die besten
Stücke erwerben, darunter den wundervollen Vermeer.
In den letzten Jahren ging der Hauptbestand an erst-
rangigen Werken aus den bedeutenden Privatsammlungen,
die zum Verkauf kamen, fast ausnahmslos nach Amerika.
Rembrandt war auf der Ausstellung mit 37 Werken ver-
treten, allerdings einseitig fast nur mit Porträts und Einzel-
figuren. Im ganzen besitzt Amerika von den bekannten
etwa 650 Gemälden Rembrandts jetzt 70, gegen 150 in
Deutschland. Mit einem weit stärkeren Prozentsatz ist
Franz Hals in Amerika vertreten, mit 50 von im ganzen
250 Bildern, gegen 40 in deutschem Besitz. Man bevor-
zugt in Amerika die Porträts der vierziger Jahre. Die Aus-
stellung enthielt 21 Gemälde, darunter das kürzlich ange-
zweifelte Bild einer lustigen Gesellschaft aus Altmanns
Besitz, das wenig erfreulich und roh gemalt, aber sicher
echt ist. Von den 35 bekannten Bildern des Delfter Ver-
meer besitzt Amerika 7, ebensoviele wie Deutschland, dar-
unter allerdings keines von allerhöchstem Range. Ausge-
stellt waren 6, eines davon aus dem Besitz von Miß Hun-
dington bisher nicht bekannt. Hobbema war mit 7 Land-
schaften vertreten, gegen 6 in deutschem Besitz, Ruysdael
mit nur 11 gegen 150 in Deutschland. Erst nachdem Morgan
den Rekordpreis von einer Million für das Kornfeld der
Sammlung R. Kann bezahlt hat, erscheint Ruysdael auch den
großen amerikanischen Sammlern begehrenswert. Unter den
fünf ausgestellten Pieter de Hoogh war ein wirkliches Meister-
werk die Gesellschaft aus der Havemeyer-Sammlung. Ebenso
war von Metsu nur ein bedeutendes Bild da, die Wöchnerin
von R. Kann. Cuyp,Steen,Terborch waren nicht gut vertreten.
Im ganzen gab die Ausstellung die beste und vollkommenste
Ubersicht über die Kunst des holländischen 17. Jahrhun-
derts, die seit der Ausstellung von 1857 in Manchester jemals
in einer Leih-Ausstellung hatte erzielt werden können, a.

© In der Dezembersitzung der Deutsch -japanischen
Gesellschaft (Wadokukai) sprach Herr Dr. O. Kümmel
über die Kaiserlich japanische Schatzkammer (Shosoin)
in Nara. Der dort verwahrte Schatz wurde nach dem Tode
des Kaisers Shömu (756) von dessen Gemahlin Kömio dem
Buddha des Todaiji-Tempels zu Nara geweiht. Es wurde
ein hölzernes Schatzhaus dafür errichtet. Nach dem Tode
der Kaiserin kamen weitere Legate hinzu, die den Bau eines
 
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