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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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207

Forschungen — Vermischtes — Literatur — Anzeigen

208

zweiten ebensolchen Hauses notwendigmachten, und schließ-
lich wurden beide Gebäude durch einen Mitteltrakt zu einem
einheitlichen Schatzhause verbunden, dem Shosoin, das noch
heute steht, unverändert seit dem 8. Jahrhundert erhalten,
und somit wohl der älteste Holzbau der Welt. Der Inhalt
des Shosoin, der durch 1100 Jahre fast unberührt blieb,
bildet ein unschätzbares Material zur Kenntnis der ältesten
Kunst Ostasiens. Es sind durchweg kunstgewerbliche
Gegenstände, das amtliche Verzeichnis zählt heute über 3000
Nummern, bei denen allerdings manches Unwesentliche
eingerechnet ist. Setzschirme, Teppiche und Stoffe, Lack-
und Intarsiaarbeiten, Opferkästen und Musikinstrumente,
Spiegel und Waffen bilden den Hauptinhalt. Charakteri-
stisch sind die vielfachen Beziehungen zu der Kunst des
Westens. Der Vortragende wies auf die Symmetrie in dem
Ornament hin, auf rein sassanidische Motive eines Seiden-
stoffes, auf Palmettenornamente und Weinranken, eine
Wasserkanne von ausgesprochen sassanidischer Form und
endlich sicher europäische Gläser, unter ihnen eines mit
den christlichen Symbolen der Palme und des Fisches.
Interessant ist es auch, daß sich im Shosoin eine Email-
arbeit befindet, man nahm bisher an, daß die Email-
technik erst in verhältnismäßig später Zeit in Ostasien be-
kannt gewesen sei. Die Kunstwerke des Shosoin, die bis-
her nur wenigen zu sehen verstattet war, sind soeben in
einer vorzüglichen Publikation der Shimbishoingesellschaft
in Tokyo der Forschung zugänglich gemacht worden, a.

FORSCHUNGEN

© Über den angeblichen Malernamen Hans Peurl

auf Nürnberger Tafelgemälden des 15. Jahrhunderts äußert
sich Max Bach im Repertorium (XXXII, Heft 5). Carl
Gebhardt hatte in seiner Studie über die Anfänge der
Tafelmalerei in Nürnberg (Straßburg 1908) diesen Namen
aus Buchstaben auf Gewandsäumen der Figuren des Ehen-
heim-Epitaphs in St. Lorenz, des Tucheraltars der Frauen-
kirche und des Altärchens der Kirche auf dem Johannis-
kirchhofe zu entziffern gesucht. Bach bestreitet die Richtig-
keit und warnt gleichzeitig allgemein vor derartigen Ver-
suchen, aus gestickten Borten auf Bildern Namen heraus-
lesen zu wollen. Er kommt sodann auf seine Hypothese
betreffs der Bezeichnungen auf Bildern des älteren Hol-
bein zurück, die er früher (Archiv für christliche Kunst
XX, 40. 1902) sämtlich bis zum Jahre 1502 für gefälscht
erklärt hatte, und stellt nunmehr allerdings nur noch
die Echtheit der Nameninschrift auf dem Weingartener
Altar im Dome zu Augsburg in Frage. Seine Gründe
sind in keiner Weise durchschlagend. Die Form der In-

schrift, die bemängelt wird, findet in dem auch zeitlich
nahestehenden Marientod (im Pariser Kunsthandel) eine
Analogie. G.

VERMISCHTES

Berlin. Das Königliche Kunstgewerbe-Museum

veranstaltet im laufenden Quartal (Januar bis März) in
seinem Hörsal folgende unentgeltliche Vortragszyklen:
Dr. Otto Kümmel über Japanische Zierkunst, acht Vorträge,
Montags abends; Dr. Ludwig Schnorr von Carolsfeld über
Das deutsche Porzellan im 18. Jahrhundert, acht Vorträge,
Dienstag abends; Dr. Oskar Fischet über Die bildende
Kunst im Theater, acht Vorträge, Donnerstag abends.

© Die Graphische Gesellschaft wird als zweite außer-
ordentliche Veröffentlichung die sogenannten Tarocchi,
die zwei berühmten und außerordentlich seltenen Folgen
italienischer Kupferstiche aus dem 15. Jahrhundert publi-
zieren, die in der Form eines Kartenspiels die Vorstellungs-
kreise des menschlichen Lebens nach mittelalterlicher An-
schauung versinnbildlichen.

LITERATUR

© Von dem dritten Bande der Beschreibung der Bild-
werke der christlichen Epochen, der die altchrist-
lichen und mittelalterlichen (byzantinischen und
italienischen) Bildwerke umfaßt, ist (im Verlage Georg
Reimer, Preis 35 Mark) der erste Teil: Die altchristlichen
Bildwerke, bearbeitet von Oskar Wulff erschienen. Der
stattliche Band enthält auf 336 Textseiten knappe Beschrei-
bungen sämtlicher Gegenstände der in den letzten Jahren
erst ausgebauten, aber heute schon sehr umfangreichen
Abteilung des Museums. Die Abbildungen der größeren
Bildwerke sind in den Text aufgenommen, die der Werke
der Kleinkunst auf 75 Lichtdrucktafeln vereinigt. Zeitlich
umfaßt der vorliegende erste Teil die ersten Jahrhunderte
der christlichen Zeitrechnung bis zum siebenten einschließ-
lich, nur die koptischen Denkmäler noch jüngerer Ent-
stehung sind hinzugenommen. Der Gesamtstoff ist nach
Materialgruppen in neun Abschnitte gegliedert, nämlich:
Steinplastik, Holzplastik, Beinschnitzerei, Lederarbeiten,
Metallplastik, Goldschmiedearbeiten und Steinschnitte, Glas,
Keramik, Malerei. Innerhalb der Gruppen folgt die Anord-
nung der Entwicklungsfolge. Kurze Einleitungen, die auf die
neueren Forschungsergebnisse innerhalb der betreffenden
Gebiete Bezug nehmen, sind den einzelnen Abteilungen
vorausgeschickt. Ausführliche Sach- und Ortsregister er-
leichtern die Benutzung des Werkes.

DER CICERONE

Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens

Von JACOB BURCKHARDT

Zehnte verbesserte und vermehrte Auflage
Unter Mitwirkung von Fachgenossen bearbeitet von

W. BODE und C. v. FABRICZY

4 Bände. 8°. in Leinen geb. 16.50 Mark

VERLAG VON E. A.SEEMANN IN LEIPZIG

- Soeben erschien: -

Burckhardts Cicerone ist seit 50 Jahren ein unentbehrlicher Ratgeber und
Führer auf dem von Kunstwerken reich übersäten Boden Italiens für alle
gewesen, die ein tieferes Interesse für klassische und Renaissancekunst haben.
Die in den letzten Jahren rasch aufeinanderfolgenden Auflagen haben fort-
während Bereicherungen und Berichtigungen erfahren. Auch die neue zehnte
Auflage bat wieder um fast iooSeiten an Umfang gewonnen, weil vornehmlich
der Teil über Skulptur ausführliche Zusätze erhalten hat. Dem Einband wurde
eine neue Ausstattung gegeben, und so bietet das berühmte Werk, aber-
mals verjüngt und auch verschönt, dem Kunstfreunde, dem Studierenden
und dem Gelehrten sich als bewährter Führer zu Genuß und Wissen dar.

BERÜHMTE KUNSTSTÄTTEN. Bd. 49: Die römische Campagna. Von BRUNO SCHRÄDER. Mit 123 Abbildungen.
BERÜHMTE KUNSTSTÄTTEN. Bd. 50: Toledo. Von AUGUST L. MAYER. Mit 118 Abbildungen. :::

Inhalt: Ein Wort der Abwehr im Florastreite. Von K. Koetschau. — Weiteres zur Florabüste. Von O. Pauli. — Die Neuordnung der Alten Pinako-
thek in München. Von A. Cr. - H. v. Qeymüller f. Von O. Dehio. - Florentiner Brief. Von O. Gr. — Römischer Briet. Von Fed. H. —
Neues aus Venedig. Von A. Wolf. - Personalien. — Wettbewerbe: Breslauer Eichendorff-Denkmal, Rathaus in Spandau, Reutlinger Gesell-
schaftshaus, Monumentalbrunnen in Buenos Aires. — Wiederherstellung der Kaiserpfalz in Forchheim. — Der Persische Palast von Ukheithar;
Ein hellenistisches Genrewerk im Metropolitan-Museum; Russische Kunstforschungen in Saloniki; Das syrische Heiligtum auf dem Janiculum.
— Graphische Ausstellungen in München.— Provinzialmuseum in Würzburg; Münzenmuseum in Brüssel; Neuerwerbung des städt. Museums
in Magdeburg. — Kunstgeschichtliche Gesellschaft; Deutsch-japanische Gesellschaft. — Über den angeblichen Malernamen Hans Peurl. —
Vermischtes. — Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epoche. Dritter Band. 1. Teil. — Anzeige.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. O. m. b. h. Leipzig
 
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