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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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237

Vereine —

Literatur

238

Stiftung in den Stand gesetzt werden, ihre Studien in Rom
oder auch an einer anderen Stelle fortzusetzen. Die zu-
ständige Stelle kann nach eigenem Outdünken die Studenten
auswählen, die unterstützt werden sollen, und hat das volle
Verfügungsrecht sowohl über das Kapital der Stiftung selbst
wie über die Zinsen der oben erwähnten Summe.«

VEREINE

+ München. Am 3. Januar hielt der »Bayrische Verein
der Kunstfreunde« (Museumsverein) seinen zweiten
Sitzungsabend ab, den auch Prinz Rupprecht mit seinem
Besuch beehrte. Nach der Begrüßung der Anwesenden
durch den Vorsitzenden Freiherrn von Cramer-Klett ergriff
Oeheimrat von Tschudi das Wort, um die Versammlung
mit einem Stuckrelief der italienischen Frührenaissance be-
kannt zu machen. Das Werk, das auf Veranlassung des
Vortragenden erworben wurde, stellt eine Madonna mit
Kind dar und zeichnet sich durch hohe künstlerische Quali-
tät, sowie durch ausgezeichnete Erhaltung aus. Als zweiter
Redner des Abends besprach der Direktor des National-
museums Dr. Hans Stegman die Tonfigur einer heiligen
Katharina, bayrischer Provenienz, deren Entstehung gegen
1450 anzusetzen sein dürfte und die von dem genannten
Verein dem Nationalmuseum zur Aufstellung übergeben
wird. Zum Schluß erläuterte Herr Jacques Rosenthal ein
paar lateinische Codices, die dem g. und 10. Jahrhundert
entstammen, sich ursprünglich im Besitz der St. Maximius-
kirche in Trier befanden, jetzt aber Eigentum des Freiherrn
von Cramer-Klett sind. An einem der folgenden Tage
empfing Geheimrat von Tschudi die Mitglieder des Vereins
in der alten Pinakothek, wo er ihnen im Laufe einer fast
zweistündigen Führung umfassende Mitteilungen über die
Neuaufstellung der Bilder und alle dazu erforderlich ge-
wesenen Maßnahmen machte, die die Versammlung zu
lebhaftem Beifall veranlaßten.

-f Im »Historischen Verein für Oberbayern« hielt
Professor Dr. Berthold Riehl einen Vortrag über: »Renais-
sance-Studien im bayrischen Nationalmuseum, in Donau-
wörth und Neuburg a. D.« in dem er, zuerst Augsburg,
München und Landshut als die bedeutendsten damaligen
und zwar unter sich verschiedenen Kunstzentren Bayerns
nennend, dann die in Donauwörth und Neuburg a. D. noch
erhaltenen Renaissancebauten einschließlich dekorativer
Kunst und Malerei in eingehender und anschaulicher Weise
besprach.

LITERATUR

Andy Pointner, Die Werke des florentinischen Bildhauers
Asostino d'Antonio di Duccio. Straßburg, Heitz 190g.
XXI und 216 S. mit 3g Abb. auf 22 Lichtdrucktafeln.
Preis 20 Mark.
Der Verfasser hat seine Aufgabe sehr ernst genommen,
ist jeder Frage mit schöner Gründlichkeit zu Leibe gegangen
und gehört zu den Temperamenten, die sich gemächlich
auszusprechen lieben. So ist seine Monographie recht
umfangreich geworden. Nicht zu umfangreich, denn — von
wenigen und kurzen Abschweifungen abgesehen — gehört
alles, was Pointner vorträgt, zum Thema und verhilft zu
besserem Verständnis der Werke Agostino di Duccios.

Das Buch beginnt mit einer sehr sorgfältig zusammen-
gestellten Bibliographie, der sich eine Chronologie des
Lebens und der Werke und weiter eine Geschichte der
Literatur über Agostino di Duccio anschließt. Dann folgt
die gewissenhafte Behandlung des Oeuvre. Die Werke in
Modena, Rimini, Perugia, Florenz und anderen Orten werden
stilkritisch geprüft, die Eigenhändigkeit der Ausführung,

die Unterstützung durch Gehilfen wird konstatiert. Die
Darstellungen werden mit peinlicher Genauigkeit beschrieben
und so weit nur irgend möglich gedeutet. Besonders ver-
dienstlich sind diese Leistungen auf ikonographischem Ge-
biete bei der Innendekoration des Tempio Malatestiano zu
Rimini und bei dem Schmuck der Fassade von San Ber-
nardino zu Perugia.

Von einem ausführlichen Referat glaube ich hier ab-
sehen zu sollen, doch mag als besonders wichtig mitgeteilt
werden, daß Pointner die Planetendarstellungen in S. Fran-
cesco zu Rimini, das Augustus-Medaillon im Museum eben-
dort und das noch nicht ganz befriedigend gedeutete Bas-
relief im Castello Sforzesto zu Mailand, die kürzlich dem
Matteo de' Pasti zugeschrieben wurden, aufs entschiedenste
für Agostino in Anspruch nimmt. Bei einigen anderen
unlängst angezweifelten Arbeiten in Paris und Lyon konnte
der Verfasser leider nicht so rückhaltlos seine Stimme für
oder gegen Agostinos Autorschaft abgeben, da er die
Arbeiten nicht im Original gesehen hat. Vielleicht spricht
sich der Verfasser nach erfolgter Autopsie über diese Werke
nochmals aus.

Pointner hat es verstanden, sich bei aller Wärme für
Agostino von derMonographenuntugend freizuhalten, seinen
Künstler zu überschätzen, aus einer liebenswürdigen und
zart empfindenden Persönlichkeit einen Riesen zu machen.
Sympathisch berührt die Schlichtheit des Vortrags, der
Wille, alle hochtönenden Phrasen, wie »geistreichen« Scherze
zu vermeiden, selbst auf die Gefahr zu langweilen hin.

Modeln.

Der fünfte Jahrgang der »Trierischen Chronik«, Zeit-
schrift für Trierische Geschichte und Denkmalspflege,
herausgegeben von dem dortigen Stadtbibliothekar Dr.
Kentenich und dem Domkapitular Dr. Lager, Verlag
der Fr. Lintzschen Buchhandlung,
liegt bereits vollständig in seinen zwölf Nummern vor uns.
Wenn es sich inhaltlich, selbstverständlich, im besonderen
um die Bereicherung und Richtigstellung von Daten aus
der Trierer Geschichte handeln kann, so werden doch eine
Reihe von Aufsätzen geboten, die, wie z. B. »Die Lieb-
frauenkirche« von F. Kutzbach, für die gesamte Kunstwelt •
ein allgemeines Interesse beanspruchen, da dieser Bau die
erste auf deutschem Boden vollendete gotische Kirche dar-
stellt. Nähere, bisher noch nicht bekannte Einzelheiten
über die Errichtung dieses herrlichen Baues zu erhalten,
müssen daher immer willkommen erscheinen. Unter den
in der Zeitschrift besprochenen Themen sollen hier wenig-
stens diejenigen erwähnt werden, die mit der Kunst in Ver-
bindung stehen, so: »Die frühere Orgelbühne im Westchor
des Trierer Domes«, von W. Schäfer. Gleichfalls von dem-
selben Autor rührt der Aufsatz her: »Johann Peter Weber,
ein Trierer Maler«. Dann vom Rektor P. Züscher die beiden
Abhandlungen: »Führer durch die ortsgeschichtliche Samm-
lung in dem Roten Hause zu Trier«, und »Der Maler Ger-
hard Nauen und seine topographischen Zeichnungen«;
ferner F. Kutzbach »Einiges zum römischen Stadtplan Triers«.
Aus der Feder von Dr. G. Kentenich empfangen wir einen
interessanten Beitrag »Zur Geschichte der Trierer Gold-
schmiedekunst und der Goldschmiedefamilie Wolff«. Die
gediegene, ebenso lehrreiche wie unterhaltende Zeitschrift
bringt endlich einen vortrefflichen Aufsatz des Pfarrers
Schüller, betitelt: »Ein vergessenes Werk des Steinmetz-
meisters Hans Ruprich Hoffmann«. Dieser Bildhauer (f
1616) ist eine tat.-ächlich außergewöhnliche Persönlichkeit,
der Kirchen und öffentliche Plätze in Trier mit erstklassigen
Kunstwerken ausschmückte, Trier zum Mittelpunkt der
rheinischen Plastik seiner Zeit erhob und somit weit über
die Grenzen seiner engeren Berufstätigkeit hinaus wirkte.

O. v. Schleinitz.
 
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