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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0199

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38i

Sammlungen — Vereine

382

Nun der Rembrandt. Es ist das bekannte Stück, früher
in den Sammlungen Ashburnham und Edmond Pourtales,
einen Mann in mittleren Jahren im Moment, wo er sich
vom Stuhl erhebt, darstellend. Bezeichnet und datiert 1633.
Es ist ein kapitales Stück, um das die ersten Galerien der
Welt Mr. Taft beneiden können. Des weiteren waren da
noch ausgestellt der bekannte Hobbema aus der Samm-
lung San Donato (Landschaft mit Wald; in Smith be-
schrieben, der die Figuren dem Adriaen van de Velde zu-
weist), zwei Oainsborough, ebenfalls hochwichtige Stücke,
ein Reynolds, ein Hoppner und zwei Raeburn. b.

SAMMLUNGEN
o Kempen (Rheinland). Die allen Freunden nieder-
rheinischer Kunst bekannte Sammlung des Bildhauers und
Konservators Konrad Kramer ist vom Besitzer testamen-
tarisch der Stadt Kempen vermacht worden. Die kleine
im »Kuhtor« untergebrachte Sammlung des Altertums-
vereins soll mit ihr vereinigt werden. Man plant, das
Erdgeschoß des aus dem 18. Jahrhundert stammenden
umfangreichen Franziskanerklosters, das bisher den Zwecken
des Lehrerseminars gedient hat, als * Kramer-Museum- ein-
zurichten. Herr Kramer selbst denkt die Neuaufstellung
zu leiten. Obschon bedeutende Teile seiner Sammlung
in die Museen von Krefeld (1897) und M.-OIadbach (1908)
gekommen sind, ist sie immer noch sehr reich, besonders
an rheinischem Steinzeug, Gläsern und Waffen. Auf der
kunsthistorischen Ausstellung in Düsseldorf vom Jahre
1902 waren zahlreiche Objekte aus ihr zur Schau gestellt.

-)- Nürnberg. Um Mittel für die nötigen Erweiterungs-
bauten des Germanischen Museums herbeizuschaffen', wurde
vom Ministerium eine Lotterie zu 360000 Losen ä 3,30 M.
genehmigt. Die Haupttreffer betragen 100000 M. und
50000 M. Die Ziehung findet am 20. Oktober statt.

-)- München. Wie die Tageszeitungen berichten, haben
die Direktionen der alten Pinakothek in München und des
Germanischen Museums in Nürnberg die Absicht, durch
gegenseitigen Austausch von Bildern, ihre Sammlungen zu
vervollständigen und jeweilige Lücken auszufüllen.

-f- München. S. K. Hoheit Prinz Rupprecht von Bayern
hat die Architektursammlung der K. Technischen Hoch-
schule neuerdings mit einem Band von Effnerschen Plänen
zur bischöflichen Residenz in Eichstädt sowie den dazu
gehörigen Gärten und Villenanlagen beschenkt. Der Band
enthält auch Zeichnungen von Effners Mitarbeitern Pedetti
und Brendenauer.

Das Kunstmuseum in Worcester, Mass., erwarb
für beinahe 10000 Pfund Sterling Whistlers bekanntes
Gemälde »The Für Jacket«. Das Bild befand sich in einer
Privatsammlung in Glasgow, und Whistler erhielt dafür
ursprünglich 800 Pfund. Die Dargestellte ist Miß Maud
Franklin, eins von Whistlers Lieblingsmodellen. b.

VEREINE

In der Märzsitzung der Berliner kunstgeschichtlichen
Gesellschaft sprach Herrjolles über Richard Cockle Lucas
und die Flora-Büste. Der Vortrag ist im Märzheft der Zeit-
schrift für bildende Kunst gleichzeitig im Druck erschienen.

Sodann sprach Herr Schweitzer über die mittelalter-
liche Glasmalerei mit besonderer Rücksicht auf das ^.Jahr-
hundert. Nach einer Einleitung, in der er ausführlich auf
die Technik der Bereitung, Färbung und Verwendung des
Glases im Altertum und Mittelalter einging, zeigte der Vor-
tragende die ältesten, in Deutschland erhaltenen Glasge-
mälde. Die fünf Prophetenfenster des Augsburger Domes
sind nach seiner Ansicht kurz nach der Brandkatastrophe

des Jahres 995 zu datieren, da auf diese die Spruchbänder,
die von der Zerstörung des Tempels in Jerusalem reden,
deutlich Bezug nehmen. Vom Anfang des 12. Jahrhunderts
stammt der heil. Timotheus im Clunymuseum zu Paris
aus Neuweiler im Elsaß. Die ältesten Fenster des Straß-
burger Münsters scheinen die Zeichnungen des Hortus
deliciarum der Herrad von Landsberg beeinflußt zu haben,
sie gehören in das zweite Drittel des 12. Jahrhunderts.
Die frühesten Fenster in Frankreich sind die in Le Mans,
die mit ihren Mariendarstellungen vor 1122, dem Jahre der
neuen Weihung der Kirche an die heiligen Protasius und
Servasius, zu datieren sind.

In der Fortsetzung seines Vortrages in der Aprilsitzung
der Gesellschaft zeigte Herr Schweitzer das Servasius- und
Protasiusfenster der gleichen Kathedrale, in dessen merk-
würdigen Typen und dramatischer Bewegtheit er englischen
Einfluß feststellen wollte, wie ein Vergleich mit den Mira-
cula sancti Edmondi im Besitz des Major Holford ergebe.
Zur Schule von Le Mans gehört das Apsisfenster in Poi-
tiers mit der Darstellung der Himmelfahrt Christi und
Kreuzigung Petri, es ist gegen Ende des 12. Jahrhunderts
entstanden. Von großer Bedeutung ist die Wirksamkeit
des Abtes Sugerius von St. Denis (1081—1151). Leider
sind die Fenster seiner Kathedrale fast durchweg erneuert.
Das Jessefenster, von dem nur eine Figur intakt ist, kann
besser in seiner Ableitung in der Kathedrale von Chartres
beurteilt werden. Dieses ist nicht vor 1160 entstanden, da
die Fassade nicht vor diesem Jahre vollendet war, was die
Beziehung zu der Porte Ste. Anne an Notre Dame in Paris,
die von Vöge festgestellt wurde, beweist. Die Fenster von
Chartres sind die reifsten und vollendetsten Leistungen der
Glasmalerkunst im 12. Jahrhundert. Der heut an kaum
mit dem Blick erreichbarer Stelle angebrachte Rest eines
Jessefensters in der Kathedrale von York ist von dem
Fenster mit der gleichen Darstellung in Chartres abhängig.
Die Fenster von S. Trinite in Vendome stehen stilistisch
zwischen St. Denis und Poitiers. Die Glasgemälde der
sehr verwahrlosten Kathedrale von Angers sind schwer zu
datieren. Die quadratische Einteilung und die Angaben
über Weihung der Kathedrale und Schenkung der Fenster
weisen auf die Frühzeit, der Stil der Zeichnung jedoch auf
den Ausgang des 12. Jahrhunderts. Endlich sind die Reste
von Fenstern in St. Pierre zu Chartres zu erwähnen, die
in die zweite Hälfte des Jahrhunderts gehören. Ein ganz
anderer Stil ist im Osten Frankreichs festzustellen. Die
Fenster von St. Remy in Reims weisen unverkennbar auf
deutschen Einfluß hin, es bestehen Beziehungen zu Straß-
burg, und die Herrad von Landsberg scheint die Reimser
Fenster gesehen zu haben, da diesen die Priorität vor den
gleichen Darstellungen im Hortus deliciarum zusteht. Eben-
falls deutsche Anklänge finden sich in den Fenstern von
Chälons sur Marne mit der seltenen Gamaliel-Legende.
Endlich erwähnte der Vortragende als die einzigen Gri-
saillenfenster, wie die strenge Ordensregel der Zisterzienser
sie forderte, im 12. Jahrhundert die von Bonlieu und Pon-
tigny. — Herr Direktor Friedländer zeigte sodann eine
Reihe von Blättern aus der kürzlich zum Abschluß gelangten
monumentalen Publikation des Breviarium Grimani, deren
Farbenlichtdrucke von Albert Frisch hergestellt sind, und
ging kurz auf den Stil der Miniaturen ein, der ein sehr
verbreiteter gewesen sei und sich in Brügge aus der Kunst
des Gerard David entwickelt habe. Als Leiter der Werk-
statt kommt Simon Beni in Frage. Auf die Beziehung zu
Gerard David weisen zwei stilistisch mit dem Breviarium
Grimani eng zusammengehörige Miniaturen, die von der
Hand seiner Frau gezeichnet sind. Überhaupt dürften in
der Miniaturmalerei der Zeit die Frauen eine gewisse Rolle
gespielt haben. Die Inschrift »Gosart«, deren letzter Buch-
 
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