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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0026

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17

Schäfer und Roßteuscher, Ornainentale Glasmalereien.

einzelneu Stücke hat in Bezug auf energische
^>cht- und Schattengebnng, sowie Luftperspek-
^ive fast überall ihre volle Wirkung beibehakten.
^erade diese lehten drei Punkte sind für Bln-
^"enmalereien ungemein wichtig, und wenn uns
so viele Blnmenstücke ganz kalt lasse», so trägt
die Vernachlüssignng derselben meist die größte
Schuld daran. — Natürlich sind die dreißig
Tnfeln des Hofmannschen Werkes nicht sümtlich
Sleichwertig, nnd verschiedene doknmentiren sich
"uf dcn ersten Blick als Schülerleistnngen, jedoch
vie gnte Schule ist an allen erkennbar. Sollen
bur einzelne Tafeln nennen, so seien dies Nr.
1 und 2, auf denen einzelne Blätter dargestellt
sind. Ganz scharf ist anf diesen das Neh der
Haupt- und Nebenadern heransgearbeitet, Licht
und Schatten sind so wohlberechnet verteilt, daß
einzelne Blätter fast plastisch wirken. Von be-
sonderer Schönheit sind sodann ein Strauß von
Hundsrosen (Bl. 12), von Prof. Hofmann selbst
entworsen, und eine blühende Königskerze (Bl.
25). Fnteressante Zusammenstellnngen von Blu-
uwn mit phantastischen Fernsichten bieten die
Tafeln 9, 10 nnd 16. Ferner verdienen Her-
bvrhebung ein Rosenstrauß (Bl. 20), blühende
Kvnigskerze (Bl. 21), Fingerhut (Bl. 27) und
^ranz aus Rosenzweigen (Bl. 30). Das Werk,
drssen Tafeln anch einzeln känflich sind, kann
Zum Ankanfe für knnstgewerbliche Lehranstalten,
sür Porzellan- und Dekorationsmaler, wie auch
sür knnstbeflissene Dilettanten empfohlen werden,
gewiß wird es außerdem auch jedem die Pflan-
Aenwelt liebenden Kunstfreunde manche Anre-
gung bieten.

II.

^rnamentale Glasmalereien des Alittel-
alters und der Nenaissance. Nach Ori-
ginalaufnahmen in Farbendruck heransge-
geben von C. Schäfer und A. Roß-
teuscher. Berlin, Verlag von Ernst
Wasmuth. 3 Lfgn. ä 15 Blatt. Preis
pro Lfg. 50 Mk.

8Z. Schon die zweiteLieferung dieses Bd.II,
08 bereits eingehendcr besprochenen Werkes
vringt 20 verschiedene Mnster, von denen nur
^veuige der spätromanischen Epoche angehören.

meisten der frühgotischen, einzelne der spät-
gotischen Stilperiode. Die Renaissance ist nur
»rch 2 Tnfeln vertreten mit 9 Borten ans
°rr St. Peterskirche in Köln. Um mit letz-
Kunstgewerbeblatt. m.

teren zu beginnen, so zählen sie freilich zu den
reizvollsten Glasbordüren, die das 16. Jahr-
hundert zurückgelassen hat. Sie sind im Ori-
ginal von ganz wunderbarer, entzückender Wir-
knng. Es ist aber nicht möglich, ihren Effekt,
der hauptsächlich den verschiedensten Nüanci-
rungen des Silbergelb auf bräunlich-schwarzem
Grund zu danken ist, auf dem Papier auch nur
annähernd wiederzugeben. Nicht einmal die Ma-
lerei vermag es, geschweige denn die nachahmende
Reproduktion. Hier hüngt eben alles von der
Pinselführung ab, von den frischen, kecken
Zügen, zu denen sie den Meister herausfordert,
von all den Mannigfaltigkeiten, die sie schafft,
von all den Zufälligkeiten, die sie begleiten.
Wie spielt da auf den Originalen der Hinter-
grund mit, auf dem die Farbe bald dicker, bald
dünner, bald opaker, bald durchsichtiger, bald
schwarz, bald braun, bald rötlich erscheint, niemals
tot, sondern immer voll Frische und Leben.—Das
spätgotische Fenster ausJmmenhausen kann weder
auf feine Zeichnung, noch auf glückliche Farben-
stimmung Anspruch machen, so gut es auch nach-
gebildet sein mag, und der in Vierpässen durch-
brochene Schrägstreifen macht einen allzu scha-
blonenhaften Eindruck. Ganz vortrefflich aber sind
alle anderen Tafeln sowohl wegen der glücklichen
Auswahl der Muster, als wegen der zeich-
nerischen nnd farbigen Wiedergabe ^). Die
nieisten Muster weisen auf Erfurt und Mar-
burg, einige auf Süddeutschland hin. Ganz
besonders verdienen die Tafeln 2, 18, 26, 31,
34, 36 hervorgehoben zu werden, weil in
ihren Mustern sich alle Vorzüge vereinigen, sie
zur Nachahmung aufs dringendste zu empfehlen.
Einfache, klare, anmutige Musterung, glückliche
Farbenharmonie, für welche die richtige Ver-
teilung von Grund- und Dessinfarbe von ge-
radezn entscheidender Bedeutung ist, leichte
Herstellbarkeit zeichnen diese herrlichen Glas-
gebilde aus. Die Vorbilder auf Tafel 11
eignen sich weniger für größere Fenster. Auf
Nr. 35 begegnet die Schwierigkeit, größere
Ornamente in hellem, namentlich in weißlichem
Tone mit blauer Einfassnng zusammenzustim-
men. Auf Nr. 15 wirkt die aufsteigende dichte

I) Jn letztersr Hinsicht stehen einzelne Tafeln
auf einer noch höheren Stufe der Vollendung als in
der ersten Lieferung. Das Rot mit seiner Patina ist
stellenweise noch besser getroffen, noch frappanter der
weißlich-grünliche Ton mit den kleinen Nüancen, die
der Zufall ihm angethan hat.
 
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