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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Leisching, Eduard: Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart im k. k. österreichischen Museum für Kunst und Industrie zu Wien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0244

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Nr. u-

Nunstgewerbeblatt. 3. Iahrgang.

Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände vom frühen
Dlittelalter bis zur Gegenwart im k. k. österreichischen Museum
für Kunst und Zndustrie zu Ivien.

von vr. Eduard Leisching.

!Nit Illustrationen.

(Schluß).

Nicht minder wertvoll ist das R eliquien-
kreuz aus Silber (Fig. 6), welches die
evangelische Gemeinde Heltau (Siebenbürgen)
ausgestellt hat. Es hat eine Höhe von 0,632
uud eine Breite von 0,240. Der breite Fuß
krscheiut als vierblätterige, von einem Quadrate
in der Art gekreuzte Rose, daß sie sich als
uchtblütterige mit vier Rundungen und vier
^cken darstellt. Der untere Seitenrand des
8ußes wird durch eineu in freigeschwungener
^inienführung durchbrochen gearbeiteten Saum
gebildet, während die Oberfläche desselben ge-
'uäß seiner Achtteilung acht Emailbilder von
Heiligen enthält, die bereits vielfach beschädigt
uuf der Abbildung nicht zu Tage treten. Über
dein Fuße erhebt sich eiu Knauf in Kapellen-
sorm mit charakteristischen geschweifteu Spitz-
i'vgen, unter deren jedem sich ein getriebenes
Heiligenfigürchen (im ganzen also acht) befinden.
Der Knauf ist nach unten mit dem Fuße und
uach oben mit dem Kreuze durch ein achtseitiges
^lied verbunden. Das Kreuz hat die Klee-
blattform, an den Balkeneuden d. i. auf den
Nächen der Kleeblätter sind in getriebener Ar-
beit die Symbole der Evangelisten angebracht.
^ie trefflich ausgeführte Figur des Heilandes
l)"lt den Kopf nach rechts geneigt, die Arme sind
üuigrecht gespannt, der rechte Fuß ist über den
liukeu genagelt, wie dies seit dem XIII. Jahr-
hundert bei Darstellungen des Kreuztodes üblich
'sl! in die Wunde an der rechten Seite ist ein
KunstgewerbMatt. m.

Rubin eingefügt. Rechts und links unter dem
Querbalken finden sich Zweige, auf deneu je ein
Heiliger steht. Das Kreuz war ehemals über und
über mit Perlengehängen und kleinen in Silber
getriebenen Zieraten bedeckt, von denen jetzt nur
noch spärliche Überreste zu sehen sind. Der
obere Kreuzbalken wird vou einem aus Blatt-
werk hervorwachsenden, runden Aussatze bekrönt,
auf welchem ein achtseitig geschlisfener, am oberen
Ende mit Laubwerk eingefaßter Bergkrystall
ruht, der das Symbol des Opfertodes, den Pe-
likan, trägt. Auf der Rückseite finden wir an
deu Enden der Querbalken je einen großen
Bergkrystall eingelassen und außerdem Blumen-
kelche in Silber getrieben und emaillirt. Das
schöne Werk dürfte von einem siebenbürgischen
Goldschmiede aus der zweiten Hälfte des XV.
Jahrhunderts stammen.

Der Kelch aus Klosterneuburg (Fig. 7)
ist iu Hinsicht der Form wie der Ornamentirung
als ein Muster künstlerischer Vollendung zu be-
zeichnen. Er ist aus vergoldetem Silber und ge-
hört, wie das eben besprocheneKreuz, der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts an. Der Fuß zeigt,
wie fast bei allen gotischen Kelchen die sechsblät-
terige Rose; die steilansteigende Fläche ist durch
eine scharf profilirte sechseckige Deckplatte ab-
geschlossen. Der nach abwärts gekehrte Rand
des Fußes besteht aus zwei Teilen, einem in
reizvollem Laubwerk durchbrochen gearbeiteten
(oben) und einem mit starker Kehlung ver-

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