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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Leisching, Eduard: Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart im k. k. österreichischen Museum für Kunst und Industrie zu Wien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0221

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Aunstgewerbeblatt. z. Iahrgang. Nr. in.

Die ^iusstellung kirchlicher Kunstgegenstände voin frühen
^littelalter bis zur Gegenwart im k. k. österreichischen Museum
sür Kunst ilnd Induftrie zu U)ien.

von On Lduard Leisching.

Mit Illustrationen.

Das Unternehmcn, welches bchnfs Ncn-
erwecknng des guten Geschmacks in Sachcn dcr
dlnsschmücknng unserer Gatteshänser von dem
Wicner Knnstgewerbemnsenm ins Werk gesetzt
wnrde, hat die daran geknnpften Erwartnngen
nicht nur erfüllt, sondern selbst die anfs höchste
gespannten vielfach übertroffen. Das Kunstge-
Wcrbcblatt erachtet es als scinePflicht, dieserAns-
llellnng einc Besprechung zn widmcn und die Auf-
werksamkeit aller beteiligten Kreise anfsie hinzn-
lenken. Dies um so mehr, als man mit Grund
annehmen darf, daß die Erreichung der prak-
tischen Ziele, welche sich die einfluß- uud segens-
reiche Wiener Anstalt mit diesem Nnterneh-
men gesteckt hat, durch dasselbe in der That
eine wesentliche Förderung erfahren und daß
nun hoffcutlich eine gründliche Neform des Ge-
sthinackes, wenigstens bei den hervorragend-
sten Prodnzenten nnd Konsumenteii kirchlicher
^iinstgcgenstände in Osterreich eintreten dürfte.
Liegt es schon in der Natnr der Bestimmung
des österreichischen Museums, durch Vorführung
guter alter Muster die moderne Kunstarbeit zu
sördern und auf gute Bahnen zu lenken oder
ihr andererseits immer wieder aufs neue Ge-
iegenheit zu geben, ihre Leistungen einem
größeren Publikum zur Ansicht und Beurtei-
iung darzubieten und jene Wechselwirkung zwi-
schen Känfer nnd Erzeuger zu schaffen, ohne
welche eine Kunstindustrie nicht gedacht werden
iann, so war mit der in Rede stehenden Aus-
stellung anch noch die andere Absicht verbunden,
der heimischen Arbeit gegen eine übermächtige
Konkurrenz des Anslandes, namentlich Mün-

Kunstgcwcrbeblatt. III.

chens, zn Hilfe zu kommen, von wo ans die
österreichischen Kirchen und Klöster seit Jahr
und Tag mit größtenteils elender Fabrikware
geradezu überschwemmt werden. So sollte ge-
zeigt werdcn, daß der Bedarf an Kirchengeräten
jeder Art in der Heimat nicht nur ebenso gut,
sondern viel besser gedeckt werden kann; es
sollte dem Klerus, den Patronatsherren und
allen jenen, die in die Lage konimen, Bestel-
lnngen zu machen, Kenntnis der besten heimi-
schen Firmen und Kunstgewerbetreibenden
verschafft werden; es sollten endlich diese An-
regung zu weiterer Eutwicklung und Vollendung
empfangen und angespornt werden zum Studium
der alten herrlichen Kunstwerke, deren Osterreich
ja, wie sich nunmehr zeigt, eine-ganz ungeahnte
Fülle sein eigen nennt.

Somit ist die Ausstellnug im großen und
ganzen auf Osterreich beschränkt geblieben, d. h.
es wnrden nur österreichische Besitzer alter
Kunstwerke zur Beteiliguug eingeladen und fast
ausschließlich nur in Osterreich hergestellte neue
Arbeiten zngelassen. Jmmerhin war dabei auch
einigen guteu ausländischen Werken der Zutritt
nicht verwehrt, da verschiedene Klöster und Kir-
chen auch ihre neneren Anfchaffungen zur Aus-
stellung gebracht hatten und sich darunter u. a.
mehrere rheinische Goldschmicdearbeiten befinden.

Die Direktion des Museums hatte sich bei
der Vorbereitung und Durchführung ihrer Ar-
beiten des größten Entgegenkommens der Re-
gierung, des hohen und niederen Klerus, der
Sammler und Kunstfreunde zu erfreuen und
war nur dadurch imstande, ihr Werk von sol-

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