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Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände im österr. Museum zu Wien.
chem Erfolge gekrönt zu sehen. Trotzdem gab
es naturgemäß genug der Arbeit und es be-
durfte fast halbjähriger angestrengter Thätig-
keit, Nm alles zn verzeichnen, was im ganzen
Reiche verstreut an mustergiltigen alten Gegen-
ständen kirchlicher Kunst sich findet, nnd nm die
vielfach ausstellungsmüden und mit Necht oder
Unrecht ängstlichen Besitzer zu leihweiser Über-
lasfung ihrer Schätze zu bewegen. So sind
denn (mit Ausnahme Ungarns, das sich fast
ganz ferngehalten hat) die Klöster und die be-
deutenden Dom- und Pfarrkirchen, ferner die
Bibliotheken und Landesmuseen nahezu sämtlich
mit ihren besten Sachen vertreten und auch aus
dem Privatbesitze ist unerwartet viel gekommen.
Die Zahl der Aussteller alter Kunstwerke be-
trägt ungefähr 250 mit 13—1400 Gegenständen,
wovon auf die Gruppe der Buchausstellung
und Vucheinbäude 200, auf die Abteilung
der Textilarbeiten mehr als 300, auf jene
der Holzskulpturen an 180, auf die Gruppe
der Metall- und Emailarbeiten ungefähr
550 und endlich anf jene der Arbeiten aus
Elfenbein, Stein, Glas, Thonarbeiten
n. s. w. 150 Objekte entfallen.
Es kann nicht meine Anfgabe sein, eine
eingehende Beschreibung aller dieser Herrlich-
keiten auch nur zu versnchen. Nnr einige we-
nige Worte will ich zur Orientirung der Leser
dieser Blätter den einzelnen Gruppen widmen,
um sie doch ahnen zu lassen, von welch großer
Bedeutung das Unternehmen ist, und etwas
ausführlicher nur jene Gegenstände beschreiben,
welche abgebildet werden konnten.
Die erstgenannte Gruppe enthält illustrirte
Handschriften und Miniaturen, illustrirte Druck-
werke und Einbünde aus geschnitztem Elfenbein,
geschnittenem und gepreßtem Leder und getrie-
benem Metall. Die zur Ansicht gebrachten
Miniaturhandschriften erstrecken sich vom VIII.
bis znm XVI. Jahrhundert. Sie enthalten
eine Fülle interessanter und liebreizender Bild-
werke, die Zeichnnng und malerische Aus-
sührnng der Ornamente ist zumeist von hoher
Anmut und künstlerischer Feinheit, die Farbe
fast durchweg in voller Frische nnd Leuchtkraft
erhalten. Das älteste Werk ist der berühmte
„Oockox inillknariu8" ans dem Stifte Krems-
münster (VIII. Jahrhundert), ihm schließen sich
an Wichtigkeit nnd Bedentnng an: der „Wysse-
hrader Kodex" (XI. Jahrh., Universitäts-
bibliothek in Prag), „Welislaws Bilder-
bibel" (XIII.-XIV. Jahrh., Bibliothek des
Fürsten Lobkowitz in Prag), das „ Passionale
der Äbtissin Kunigunde" (XIV. Jahrh.,
ebenfalls der Universitätsbibliothek in Prag
gehörig), das „Evangeliarium des Jo-
hannes de Oppavia" (1368, Hofbibliothek
in Wien) und eine Reihe der entzückendsten
burgundischen, französischen und italienischen
Werke aus dem Besitze Sr. Majestät des Kai-
sers und des Sammlers Herrn C. Trau in
Wien. Sonst sieht man Evangeliarien,
Breviarien, Bibeln, Missale, Antipho-
narien, Psalterien, Gebetbücher, Ho-
rarien u. s. w. aus den Klöstern Göttweig,
Lambach, Michelbeuren, Seitenstetten, Zwettl,
Melk, Heiligenkreuz, St. Florian, Lilienfeld;
den Bibliotheken in Prag, Wien, Linz, Olmütz,
Graz u. v. a. O. Entbehrt diese Abteilung
auch insofern des praktischen Jnteresses, als
wir heute ja natürlich auf dem Gebiete der
Handschristenillustration nicht mehr arbeiten, so
enthalten die vorliegenden Miniaturen doch eine
solche Fülle unübertrefflich schöner Vorbilder in
dekorativer Hinsicht, welche anch sonstwie mit
reichem Nutzen verwertet werden können, daß
auch hier sich eine Beziehung zu den didakti-
schen Aufgaben und Zielen der Ausstellung
nicht schwer herausfinden läßt.
Eine unmittelbar aktuelle Bedeutung kommt
der Gruppe der illustrirten Druckwerke zu,
nnd sie birgt von der durch die Wiener Al-
bertina ausgestellten „6ibliu punperuin"
aus dem XV. Jahrhundert bis zum Reiß'schen
„Nissals lioinanuin" aus dem Jahre 1865
des Jnteressanten und Lehrreichen genug. Schöne
Einbände sehen wir aus der Wiener Hofbi-
bliothek (Laerainentariurn Gregors des Großen,
X. Jahrh., Bibeln aus dem XV. u. XVI. Jahrh.),
aus Kremsmünster (6oäex rnillsnarius, XVI.
Jahrh.), von Wiener-Neustadt, ans der Buko-
wina u. v. a. O. Die Buchbinderei hat im
Laufe der letzten Jahre besonders in Wien
großen Aufschwung genommen, nnd wir sehen
besonders den Lederschnitt Ivieder zn verdienter
Anerkennung kommen; die alten Vorbilder wer-
den so mancherlei Anregung geben, so außer
in der Ledertechnik vor allem auch in Hinsicht
der Verzierung mit Metallbeschlägen, während
der reiche figurale Schmnck in Elfenbein- und
Metall-Reliefs wohl kaum auf Nachahmnng
wird rechnen können.
Die Textilabteilnng ist einc der reich-
Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände im österr. Museum zu Wien.
chem Erfolge gekrönt zu sehen. Trotzdem gab
es naturgemäß genug der Arbeit und es be-
durfte fast halbjähriger angestrengter Thätig-
keit, Nm alles zn verzeichnen, was im ganzen
Reiche verstreut an mustergiltigen alten Gegen-
ständen kirchlicher Kunst sich findet, nnd nm die
vielfach ausstellungsmüden und mit Necht oder
Unrecht ängstlichen Besitzer zu leihweiser Über-
lasfung ihrer Schätze zu bewegen. So sind
denn (mit Ausnahme Ungarns, das sich fast
ganz ferngehalten hat) die Klöster und die be-
deutenden Dom- und Pfarrkirchen, ferner die
Bibliotheken und Landesmuseen nahezu sämtlich
mit ihren besten Sachen vertreten und auch aus
dem Privatbesitze ist unerwartet viel gekommen.
Die Zahl der Aussteller alter Kunstwerke be-
trägt ungefähr 250 mit 13—1400 Gegenständen,
wovon auf die Gruppe der Buchausstellung
und Vucheinbäude 200, auf die Abteilung
der Textilarbeiten mehr als 300, auf jene
der Holzskulpturen an 180, auf die Gruppe
der Metall- und Emailarbeiten ungefähr
550 und endlich anf jene der Arbeiten aus
Elfenbein, Stein, Glas, Thonarbeiten
n. s. w. 150 Objekte entfallen.
Es kann nicht meine Anfgabe sein, eine
eingehende Beschreibung aller dieser Herrlich-
keiten auch nur zu versnchen. Nnr einige we-
nige Worte will ich zur Orientirung der Leser
dieser Blätter den einzelnen Gruppen widmen,
um sie doch ahnen zu lassen, von welch großer
Bedeutung das Unternehmen ist, und etwas
ausführlicher nur jene Gegenstände beschreiben,
welche abgebildet werden konnten.
Die erstgenannte Gruppe enthält illustrirte
Handschriften und Miniaturen, illustrirte Druck-
werke und Einbünde aus geschnitztem Elfenbein,
geschnittenem und gepreßtem Leder und getrie-
benem Metall. Die zur Ansicht gebrachten
Miniaturhandschriften erstrecken sich vom VIII.
bis znm XVI. Jahrhundert. Sie enthalten
eine Fülle interessanter und liebreizender Bild-
werke, die Zeichnnng und malerische Aus-
sührnng der Ornamente ist zumeist von hoher
Anmut und künstlerischer Feinheit, die Farbe
fast durchweg in voller Frische nnd Leuchtkraft
erhalten. Das älteste Werk ist der berühmte
„Oockox inillknariu8" ans dem Stifte Krems-
münster (VIII. Jahrhundert), ihm schließen sich
an Wichtigkeit nnd Bedentnng an: der „Wysse-
hrader Kodex" (XI. Jahrh., Universitäts-
bibliothek in Prag), „Welislaws Bilder-
bibel" (XIII.-XIV. Jahrh., Bibliothek des
Fürsten Lobkowitz in Prag), das „ Passionale
der Äbtissin Kunigunde" (XIV. Jahrh.,
ebenfalls der Universitätsbibliothek in Prag
gehörig), das „Evangeliarium des Jo-
hannes de Oppavia" (1368, Hofbibliothek
in Wien) und eine Reihe der entzückendsten
burgundischen, französischen und italienischen
Werke aus dem Besitze Sr. Majestät des Kai-
sers und des Sammlers Herrn C. Trau in
Wien. Sonst sieht man Evangeliarien,
Breviarien, Bibeln, Missale, Antipho-
narien, Psalterien, Gebetbücher, Ho-
rarien u. s. w. aus den Klöstern Göttweig,
Lambach, Michelbeuren, Seitenstetten, Zwettl,
Melk, Heiligenkreuz, St. Florian, Lilienfeld;
den Bibliotheken in Prag, Wien, Linz, Olmütz,
Graz u. v. a. O. Entbehrt diese Abteilung
auch insofern des praktischen Jnteresses, als
wir heute ja natürlich auf dem Gebiete der
Handschristenillustration nicht mehr arbeiten, so
enthalten die vorliegenden Miniaturen doch eine
solche Fülle unübertrefflich schöner Vorbilder in
dekorativer Hinsicht, welche anch sonstwie mit
reichem Nutzen verwertet werden können, daß
auch hier sich eine Beziehung zu den didakti-
schen Aufgaben und Zielen der Ausstellung
nicht schwer herausfinden läßt.
Eine unmittelbar aktuelle Bedeutung kommt
der Gruppe der illustrirten Druckwerke zu,
nnd sie birgt von der durch die Wiener Al-
bertina ausgestellten „6ibliu punperuin"
aus dem XV. Jahrhundert bis zum Reiß'schen
„Nissals lioinanuin" aus dem Jahre 1865
des Jnteressanten und Lehrreichen genug. Schöne
Einbände sehen wir aus der Wiener Hofbi-
bliothek (Laerainentariurn Gregors des Großen,
X. Jahrh., Bibeln aus dem XV. u. XVI. Jahrh.),
aus Kremsmünster (6oäex rnillsnarius, XVI.
Jahrh.), von Wiener-Neustadt, ans der Buko-
wina u. v. a. O. Die Buchbinderei hat im
Laufe der letzten Jahre besonders in Wien
großen Aufschwung genommen, nnd wir sehen
besonders den Lederschnitt Ivieder zn verdienter
Anerkennung kommen; die alten Vorbilder wer-
den so mancherlei Anregung geben, so außer
in der Ledertechnik vor allem auch in Hinsicht
der Verzierung mit Metallbeschlägen, während
der reiche figurale Schmnck in Elfenbein- und
Metall-Reliefs wohl kaum auf Nachahmnng
wird rechnen können.
Die Textilabteilnng ist einc der reich-