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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0050

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Gewebte Sammetbrokatborte. Genua, 17. Jahrh.

Rleine itteilungen.

Masfenster für die königl. Webefchule
zu Arefeld.

Wir bringen heuts eine Abbildung eines der
Fenstsr, welche ein Privatmann zu Krefsld in das
Treppcnhaus und den Hauptsaal des Gebäudes
der neu erbauten königl. Webeschule daselbst gestiftet
hat. (Kunstgewerbeblatt II, S. 247). Dasselbe ist
im königl. Jnstitut für Glasmalerei zu Berlin
(Charlottenburg) nach Entwllrfen und unter Leitung
des Vorstehers der Anstalt, Herrn F Bernhardt,
mit Zuhilfenahme der alten Techniken der Glas-
malerei angefertigt und srrsgte auf der Jubiläums-
ausstellung berechtigtes Aufsehen durch die trefflichs
Ausführung und gelungene Wirkung. Zeigt unser
Fenster in den Hauptbildern unter Bezugnahme auf
den Zweck des Gebäudes das Einsammeln der Seiden-
raupe und die Herstellung des Gewebes, so führen
uns die beiden Bilder des zweiten Fensters die Ver-
wendung der Stoffe durch eine in Seidenbrokat
prächtig geklsidete Frauenfigur und die Verbreitung
der Textilwaren durch auf Ballen am Hafen sitzeude
Kaufleute vor. Das Fenster des Treppenhauses zeigt
eine allegorische Figur in reichgemusterter Geirandung
Mit den Wappen des Reiches und von Preußen. Das
königl. Jnstitut für Glasmalerei, dessen neuer Auf-
schwung den rastlosen Bemühungen des Geheimrat
Lüders verdankt wird, zeigt sich in diesen Leistungen
auf der Höhe der Zeit und läht für die Zukunft das
Beste erhoffen.

A u F st e l l u n g e n.

Mülhauser Stickerei-Ausstelluug.

Während des Mai und Juni d. I. fand in
Mülhausen im Elsah die „Ausstellung einer Sammlung
alter Stickereien und moderner Arbeiten, welche für
die kunstgewerblichen Schriften der Firma Th. de
Dillmont in Dornach angelegt wurde", statt. „Beim
Drdnen des Hilfsmaterials" — ersahren wir, —
„welches anläßlich der Herausgabe der beiden Werke
^IImm äs droileritzg au point äs eroix und „Eucy-
klopädie der weiblichen Handarbeiten" gesammelt
wurde, erstaunten die Verleger disser Bücher über
die Menge und Mannigfaltigkeit der zu diesem Zwecke
uereinigten Originalien und kamen zur Einsicht, daß
rs sehr zu bedauern wäre, wenn dieselben nicht einem
Kuostgewerbeblatt. III.

größeren Kreise zur Ansicht vorgelegt werden könnten.
Die Ausstellung wird also sür alle eine Überraschung
sein; viele dürfte sis zu neuen Anschauungen über
den praktischen Wert weiblicher Arbeit führen, denn
durch sie wird man erst inne werden, daß sich die
Nadelarbeitsn nicht mehr auf die Anfertigung land-
läufiger Tapisserien oder anderer mehr oder minder
glücklich zusammengestelltsr Stickereien beschränken.
Um die Nützlichkeit einer solchen Ausstellung recht
augenscheinlich darzuthun, wird die Firma Th. de
Dillmont während der ganzen Dauer der Ausstellung
durch geschulte Arbeiterinnen dis verschiedensten Hand-
arbeiten in Gegenwart der Besucher ausfllhren lassen.
Die Ausstellung wird die Zweckmäßigkeit derartiger
Kenntnisse gemeinverständlich machen und hoffentlich
mehr denn einmal Anlaß zur Wahl eines Lebens-
beruses geben."

Wir haben also erstens die alten Muster, welchs
nach ihrer kunstgewerblichen Bedeutung durch ihre
Auswahl für technische Schriftwerke erprobt sind; wir
haben zweitens eine Ausstellung von Arbeitsproben,
welche die verschisdenen Techniken der Handarbeiten
vom ersten Fadenansatz bis zur Vollendung uns vor
Augen führen; wir könnsn drittens uns durch den
Augenschein überzeugen, wie solchs Arbeitsproben
untsr den Händen geschulter Arbeiterinnen entstehen,
und wir lernen viertens die sämtlichen Erzeugnisse
des Hauses Dollfus-Mieg L Co. kennen, welche zur
Hervorbringung dieser Arbeiten besonders gcschasfen
werden.

Jst es schon etwas Neues, wenn einmal versucht
wird, unmittelbar neben den alten Mustern die neuen
Reproduktionsarten zu zeigen, so kommt als etwas
ganz Besonderes noch hinzu, daß uns hier der Roh-
stosf, der Baumwollfaden, der für diese Arbeiten ver-
wendet wird, und dessen Anwendung für einen Teil
der Arbeiten selbst wieder etwas ganz Neues ist, in
seinen verschiedenen Formen und Farben in über-
sichtlicher Form vorgeführt wird.

Einer der ersten, welcher auf die Bedeutung eines
technisch und historisch wohlgeordneten textilen Mu-
seums und den Nutzen eines solchen für das Studium
der Künsts im allgemeinen und besonders für die in
Rede stehende Jndustrie hingewiesen hat, war Gottfried
Semper in seinsr Schrift „Wissenschaft, Jndustrie
und Kunst". Seitdem sind verschiedene derartige
Sammlungen als Teil größerer Museen entstanden.

Die Dillmontsche Sammlung enthielt an den
vierHauptwänden des Saales aufgestellt eine Fülle von

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