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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Der Tiroler Schubkastenschrank im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0091

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Füllung von dem Tiroler Schubkastenichrnnl >m Kunstgewerbemuseuin zu Leipzig.

Der Liroler ^chubkastensä^rank iin Kunstgewerbemuselun

zu Leipzig.

M i t A b b i l d ii n g e n.

Jm ersten Hefte des laufenden Jahrgangs
gaben wir eine farbige Abbildung von einer
der inneren Thüren eines Prachtmöbels, welches
öu den bedentendsten Stücken des Leipziger
Kunstgewerbemuseums zählt.

An unsere damalige Bemerkung anschlie-
ßend bringen wir nunmehr eine Gesamtansicht

Kastens mit aufgeschlagenen Thüren. Der
^ntersatz, auf dem derselbe vordem vermutlich
gestanden hat, ist nicht mehr vorhanden oder
^och nicht mit in den Besitz des Museums ge-
^angt. Die Form dieser Untersätze gleicht meist
der eines Tisches mit vier gedrehten, unten durch
^uerzargen verbundenen Füßen; häufig haben
diese Kästen, im 17.Jahrh. Schreibtische genannt,
gar keinen Untersatz gehabt, sondern wnrden
einfach auf einen Tisch gestellt. Die Länge
unseres Möbels beträgt 1,25 in, die Höhe bis
^uin Rande des Aufsatzes, der einen flachen Be-
hälter mit einer nach oben aufschlagenden Klappe
iuldet, mißt nahezu 1 m, die Tiefe 0,49 m.

Die Bestimmung des Möbels läßt sich ans
^em kleinen Pulte erkennen, welches den Raum
^an zwei der Schubkasten einnimmt; deren 21
i)ie innere Öffnung oben und.seitwärts in einer,
unten in zwei Reihen umfassen. Anf nnserer
Abbildnng ist das Pnlt herausgeschoben nnd
ö^igt die bei geschlossenem Schranke nach ein-
ü>ärts gekehrte Seite. Die Pnltfläche, die in

der Antothpie als eintönige dunkle Flüche er-
scheint, ist in ähnliche Weise ornamentirt, wie
die übrigen sichtbaren Flächen des Möbels, das
vermutlich im Prunkzimmer eines vornehmen
Hauses als Schaustück diente. Viel benntzt ist
dasselbe auf keinen Fall gewesen, da es sich
einer vorzüglichen Erhaltnng erfreut. Nur die
Außenseiten der Thüren und die Seitenwände
haben durch allerlei Unbill gelitten, und einige
schadhafte Stellen sind von ungeschickter Hand
ausgebessert.

Gefertigt ist das Möbel aus Eschenholz; die
sichtbaren Außen- und Jnnenflächen sind mit
Birnbaumholz sournirt, dessen gelber Ton auf
dem dem ersten Hefte beigegebenen Farbedrucke
ctwas zu hell erscheint. Den ungemeinen Reich-
tum der eingelegten Arbeit, welche alle Flächen
überspinnt, läßt schon dieGesamtansicht erkennen;
derselbe stellt sich noch deutlicher dar in den
Einzelheiten, welche, von dem Architekten Paul
Richter in Leipzig mit großer Sorgfalt aufge-
nommen und gezeichnet, diese Zeilen begleiten.
Die beiden äußern Thüren zeigen auf der
Jnnenseite, die innern kleinern Thüren auf
der Außenseite ein im barocken Sinne ge-
dachtes portalartiges Mittelstück, dessen braun
gebeiztes Gebälk plastisch vorspringt und auf
den innern Thüren von zwei hermenartigen Fi-
guren von tiefbrauner Färbung getragen wird.
 
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