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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Schorn, Otto von: Ausstellung der königl. Kunstgewerbeschule zu Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0066

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AusnLhearbeit in fnrbiger Seide und Goldschnur. Jtalien, 16. Jahrh.

^lusstellung der Königl. Kuustgewerbeschule zu Nürnberg.

Von G. v. Schorn.

Jn den Räunien der königl. Kunstgemerbe-
schnle zn Nnrnberg fand im August d. I. eine
Ansstellung statt, welche nach zwei verschiedenen
Richtungen hin auch in weiteren Kreisen ein
lebhaftes Jnteresse beanspruchen darf. Einmal
bietet dieselbe durch eine mit ihr verbundene
historische Abteilung, welche eine größere
Zahl von Arbeiten aus den Jahren von 1714
bis 1853 umfaßt, eine erwünschte Gelegenheit
einen Rückblick zu thnn auf die Anfänge und
die Entwickelung dieser Anstalt, welche als die
erste ihrer Art in Deutschland gegründet wurde,
dann aber liefert sie durch die znr Ausstellung
gelangten Leistungen der Gegenwart den er-
sreulichen Beweis, daß ihr jetziger Direktor,
Professor C. Hammer, welcher ihr einst selbst
als Schüler angehörte und erst vor 1 ^ Jahren
an die Stelle des zu früh verstorbenen Ad.
Gnauth berufen wurde, von dem lebendigen
Streben beseelt ist, durch eine zeitgemäße Wei-
terentwickelung der Schule allen Anforderungen
zu entsprechen, welche bei dem gegenwärtigen
Stande unseres Kunstgewerbes an dieselbe ge-
stellt werden können.

Die Anfänge der Nürnberger Kunstschule
tussen sich bis auf das Jahr 1662 zurückführen.
ttm diese Zeit unternahmen es zwei damals
hervorragende Künstler, der Maler und Archi-
tekt Elias von Gödeler und der Kupferstecher
Jacob von Sandrart, ein Vetter des bekann-
teu Herausgebers der „Großen Malcr-Akade-
""e" Joachim von Sandrart, in Nürnberg
eine Privat-Akademie zu gründen, welche znr
Fördernng der Künste bestimmt sein sollte und
unfangs nur in regelmäßigen freien Zusammen-
künften zum Zweck der Übung im Zeichnen
unter Leitung der beiden Vorgenannten bestand.

Diese Einrichtung wurde mit Begeisterung
begrüßt und hatte sich eine Reihe von Jahren
einer lebhaften Teilnahme aus den verschieden-
sten Kreisen der Stadt zu erfreuen. Dann

aber geriet sie, hauptsächlich dnrch den Weggang
Gödelers, in Abnahme, bis sie im Jahre 1672
durch die dauernde Übersiedelnng Joachims von
Sandrart nach Nürnberg, welcher daselbst
schon 1649 im Auftrage der schwedischen Re-
gierung das noch heute im Rathause befind-
liche große Gemälde „das Friedensmahl" aus-
geführt hatte, eine neue Anregung und För-
derung ersuhr.

Unter seiner und seines Mitdirektors G.
Chr. Eimmart, eines tüchtigen Kupferstechers,
Leitung nahm die „Akademie" einen solchen
Anfschwung, daß sie schon zwei Jahre später
(1674) als Privatanstalt anfgehoben nnd als
städtische Anstalt anerkannt wurde. Mit einer
großen Anzahl von Schülern bezog sie nun-
mehr die ihr von der Stadt zur Verfügung ge-
stellten Räume und erhielt zugleich von dieser,
„damit sie ihre Übung zu jeder Jahreszeit bei
Tag und bei Nacht fortsetzen könne", alle erfor-
derlichen Ausgaben für Beheizung, Beleuchtung
und Modelle bestritten, sowie einen besonderen
Protektor in dem jedesmaligen Baumeister der
Republik Niirnberg. Nach dem Tode Sandrarts
führte Eimmart mit gleichem Erfolge die Di-
rektion allein, bis auch er im Jahre 1705 aus
dem Leben schied.

Von da an wnrde dieselbe dem Kupfer-
stecher Johann Daniel Preißler übertragen,
dem Sohne des Malers Daniel Preißler,
welcher 1652 von Dresden nach Nürnberg ein-
wanderte und daselbst der Stammvater der be-
kannten Künstlerfamilie dieses Namens wurde,
bestehend aus scinem Sohne, dem ebengenann-
ten Direktor der Akademie, nnd seinen fünf En-
keln, welche alle, teils als Schüler und Lehrer,
teils als Direktoren der Anstalt angehörten.

Eine längere Reihe von Jahren hatte sich
letztere noch einer gedeihlichen Wirksamkeit zu
erfreuen, bis mit der allgemeinen Abnahme des
Jnteresses für die Kunst, welche schon während
 
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