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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Leisching, Eduard: Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart im k. k. österreichischen Museum für Kunst und Industrie zu Wien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0245

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208

Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände im österr. Museum zu Wien.

sehenen, glatten Teile (unten); die Kreuznng
der Halbkreise ist durch je ein beide Teile des
Randes verbindendes Glied in Blattform be-

Fig. «. Reliquienkreuz Silber vergoldet und emoillirt.

1S. Jahrh. — Heltau.

zeichnet. Die Fläche des Fußes ist mit zarten
Filigranornamenten bedeckh tvelche mit rotem,
grünem, blauem und weißem Email ausge-
füllt sind. Der mit Säulchen und Emailver-

zierungen ausgestattete Ständer ladet in der
Mitte zu einem kräftig geformten, kürbis-
artigen Knaufe aus, dessen parallel zur Tei-
lung des Fußes vorspringende Zapfen blau
emaillirt sind, während die Zwischenglieder
reich emaillirte kleine Rosetten tragen. Die steil
ansteigende Cuppa ist in ihrem unteren Teilc
in gleicher Weise mit Filigran und Email ver-
ziert wie die Fußfläche, während oberhalb dieses
Ornamentes etwa bis zur Hälfte der Cuppa
ein reizvolles, symmetrisch durchgeführtes Fili-
granornament von Weinlaub und Trauben her-
umführt. Der Kelch hat eine Höhe von 0,225
und eine Breite von 0,099.

Das Ölgefäß aus dem Neukloster zu
Wiener-Neustadt (Fig. 8) dürfte wegen sei-
ner anspruchslosen aber ansprechenden Form
gleichfalls mustergiltig und würdig befunden
werden, neben den übrigen Abbildungen ein
Plätzchen zu erhalten. Es ist aus Silber,
0,194 hoch und 0,076 breit, der Fuß bildet
eine sechsblätterige Rose, der senkrecht abfallende
Rand derselben ist mit zart gravirten Orna-
menten überzogen und ruht auf einem breiteren
Untersatze von ebenfalls sechsblätteriger Form.
Der steil ansteigende Fuß ist durch einen scharf
profilirten mehrkantigen Knauf abgeschlossen.
Das Gefäß besteht aus drei mit einander ver-
bundenen, innen vergoldeten Cylindern, deren
gemeinsamer Deckel turmähnlich aufstrebt und
mit einer Kreuzblume abschließt.

Der Krummstab (Fig. 9) aus dem Wiencr
Stefansdome isteineder hervorragendstenZierden
der Ausstellung. Der Stab hat zwei Noden; der
untere, wohl mit dem Schafte später hinzugefügte,
hat die Form eines runden, gepreßten Knopfes,
der obere eigentlicheNodus ist inForm eines sechs-
seitigen Kapellenbaues in reich durchbrocheuer
Arbeit ausgeführt. Die feingegliederte Krüm-
mnng zeigt bereits die Sichelform und ist am
Rande mit höchst kunstvoll gearbeiteten Krabben,
auf der Fläche mit Laubwerk in überaus zarter
Filigrantechnik geschmückt. Jm Jnneren der
Krümmung sehen wir auf dem zu einer Blume
endigenden linken Arme die Gottesmutter mit
dem Kinde im Strahlenkranze. Der Stab zeigt
keiue ganz strenge Gotik mehr und ist wohl
ans Ende des 15. Jahrhunderts zu setzen. Er
hat eine Höhe von 1,040 und eiuen Krümmnngs-
durchmesser von 0,170.

Hiermit hätten wir die Gruppe der Metall-
arbeiten erledigt und wollen nun auch noch einen
 
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