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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Schneider, Friedrich: Ein Schmuckstück aus der Hohenstaufenzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0035

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24

Ein Schmuckstück aus der Hohenstaufenzeit.

Kleinods endlich ist dahin zu beantworten, daß
dasselbe als schließendes Zierstnck, als Brosche,
vielleicht auch bloß als Anhänger diente. Män-
ner wie Frauen trugen im 13. Jahrh. als
Schließen der Oberkleider die Musche, die
Bratsche (Brosche), deu Fürspan. Aus dem
Anfang des Jahrhunderts sind Gegenstände
der Art freilich kaum erhalten. Dagegeu erzäh-
len die ritterlichen Dichter jener Zeit gar

viel von solchen Kostbarkeiteu. Jm Wigalois
„Viu krouvrs truoo sin tllrspuu"; der anderen
„b'ür ir brust vvart Zslsit biiu llg.ktsl vol lurucks
brsit: vari vas siu Zslxbsr rubiu". Wigalois
beschreibt einen derartigen Schmuck ans Sma-
ragd, Saphir und Rubin, darauf zwei Löwen
und ein Adler geschnitten:

„IIs siusiu smaraAäs vvns, Rsbts
Zruus al8 siu Aras Oiu riuobs vvol srArsbsu,
Vou Aoläs siu ar äar uk srbabsu Nit
Assuisles barts vasbs: l)ar vsrob äsr vvss

spasbe. Var äiu sxasnZsl soläsu siu Osr
varsu tisr Zuläiu (lsvorbt init grosssui
tlirrs."

Und weiter:

„UsL turspau vas siu säsl stsiu Osr
äorob ärisr varvvs sobsiu. Oar siu tsil
siu swaraAäs wss Kruusr äsuus äsb siu
Zrss; Uiu sapbir was äss auäsru sobiu;
vsr äritts siu säsl rubiu: ^vveus Isuvvsn,
uuä siu nr. ^.Iso bst Ksweistsrt änr
blaob äsw vuusobs äisiu vsrob Nit wortsu
lVirut vou Oravsnbsrob."

Ein andererFürspan der Engeltrud hattedie
Gestalt eines Adlers und war aus Rubin gefertigt.
Bemerkt wird, daß man solche Dinge „austuout
vou riobsr buust". Ob unser Stück als „Tassel"
gelten kann, muß dahingestellt bleiben; so hießen
jene Zierscheiben, zwischen welchen die Man-
telschnur lief, die dieses Gewandstück vor der
Brust znsammenhielt; gleichsalls werden hier
ausdrücklich solche mit Adlern und Rubinen
erwähnt. Auch die männliche Tracht schmück-
ten solche Kleinode. Von Meleranz, dem Degen
heißt es: „var: turspnu tür äsu buossu siu
Wart iw Assxauusu albsbaut". Fürspan wie
Tasseln sind zumeist aus kunstreicher Gold-
schmiedearbeit mit edlen Steinen hergestellt. u
Das Bild Kaiser Rudolfs von Habsburg im
Dom zu Speyer auf dem Hochgrabe zeigt den
Kaiser mit einem solchen Fürspan in Schild-
form mit dem doppelköpfigen Adler daranf;
die Tasseln auf den Schultern tragen steigende
Löwen. Von sonstigen Abbildungen ^) abgesehen
füge ich noch die Wiedergabe eines Grabdenkmals
(Fig. 3) aus dem Mainzer Dom hier bei, das
angeblich den Stadtkämmerer Arnold de Turri
(ß 1264) darstellt, jedenfalls aber bald nach
der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden ist.
Mit nicht zu verkennender Absichtlichkeit hat
die Rechte den Fürspan gefaßt, der als Mit-
telstück an dem Mantelhalter vor der Brust
schwebt.

Die Bestimmung des vorliegenden Adler-
kleinods darf damit annähernd erwiesen sein,
mag es Mann oder Frau geschmückt haben.

1) Vergl. hierzu überhaupt Alwin Schulz, Höf.
Leben der Minnes. I. S. 205 ff., 2Z0 ff.

2) Abb. vonKleinodien des 13. Jahrh. bei Bucher,
Geschichte der Techn. Mnste, II. S. 241, Viollst-
bs-vuo, Aobilisr, III. x. 7 sgg., lllisesll. Oraxb.
(60U. bouässborouAb) xl. XXIX, 5. Broschen aus
dem 14. Jahrh. in Xrobasol. äouru. III. 77, 78.
 
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