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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0073

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58

Kleine Mitteilungen.

nmtigen Verzierungsrveise hergestellt sind. Die Gegen-
stände, die das Huzulenhaus enthält, stammen zum
Teil aus der Gegenwart, und zwar üben im Wis-
nitzer Bezirke in dem Dorfe Dichtenitz noch solche
Metallarbeiter ihr Gewerbe aus. Das gleichfalls ganz
aus Holz erbaute rumänische Bauernhaus samt Ge-
höfte hat eine dem eben besprochenen Huzulenhause
ähnliche innere Raumeinteilung. Der Stolz des ru-
mänischen Bauers besteht in dem möglichst großen
Besitz non reichgeschmückten Kleidungsstücken, Betten
(Polstern), Teppichen u. dgl. m. Jn der Werkstätte
findet sich der Spinnrocken, die Haspel und der alte,
primitive Handwebstuhl für Teppiche von geringer
Breite. Die schwache Seite der Ausstellung bildet
unstreitig die Gewerbehalle mit ihren Annexen. Die
große Mehrzahl der Ausstsllungsgegenstände ist ein-
gestandener- oder nicht eingestandenermaßen außerhalb
der Bukowina entstanden; aber von dem, was Wien
gesendet hat, gehört nur äußerst wenig zu den besseren
Erzeugnissen der österreichischen Jndustrie. Erwähnen
wir noch der vereinzelten Werkstütten für Töpferei
und Glaserzeugung, für Sattler- und Rismerwaren
und für Seilersi, so glauben wir bei Anlegung eines
wohlwollenden Maßstabes ziemlich vollständig ge-
wesen zu sein. Alles in allem genommen kann man
das in verhältnismähig grohem Maßstabe angelegte
Unternehmen als gelungen bezeichnen. I'. ?r.

Ausstellung siebeubürgisch-sächsischer
bsausindustrie in kserrnannstadt.

Uä. Jm September d. I. fand in der Hauptstadt
Siebenbürgens eine Ausstellung von Erzeugnissen sieben-
bürgisch-sächsischerHausindustrie statt, welche über 2Süü
Objekte zählte. DieGrenzen warendabei allsrdings sehr
weit gezogen, indem auch die Erzeugnisse des Haus-
fleißes städtischer Damen, also moderne Stickereien und
Verwandtes, Aufnahme gesunden hatten. Und hier be-
wegte sich die Ausstellung durchaus in der Richtung,
wie überall in unseren Tagen: die Mode führts hier
das große Wort. Sehr lebhaft hattsn sich die Ar-
beitsschulen, größtenteils von den Frauenvereinen des
Landes ins Leben gerufen, beteiligt; dieselben pflegen
die weibliche Handarbeit jeglicher Art, zum Tsil auch
die Spitzenklöppelei, wie der Frauenverein zu Schäß-
burg. — Ungleich wichtiger als diese Gruppe stellten
sich die eigentlichen Erzeugnisse bäuerlicher Haus-
industrie dar; dabei stellte sich heraus, daß auch heuts
noch die sächsische Bäusrin ebsnso geschickt mit der
Sticknadel umzugehen versteht, wie in alter Zeit.
Namentlich hat sich die farbige Leinenstickerei allent-
halben erhalten, wobei die verschiedenen Kirchspiele
leicht an dsr Verwendung verschiedener eigentümlicher
Farben zu unterscheiden sind, auch tritt in einzelnen
Bezirksn die Verwendung von Glas- und Metall-
perlen hinzu. Auch hier werden Klagen über Ein-
dringen der Anilinfarben laut. An Techniken hsrrscht
Kreuz- und Plattstich vor; die Technik, welche das
Muster auf beiden Ssiten gleich erscheinen läßt, früher
reich angewandt, trifft man heute nur noch selten an.

Eine eigentümliche Technik ist die Faltenstickerei: man
legt den Stoff in zahlreiche kleine Falten und näht
diese aneinander, wobei das Garn mitunter nicht durch,
sondern über eine Falte gezogen wird. Dadurch ent-
stehen Figuren, und da das Garn stets nach einer
Richtung geführt wird, so gleicht es dem Schußfaden
der Weberei. Diese mühevolle Technik wirkt in der
Entfernung wie Gobelinarbeit. Die (beschränkte Zahl
der) Muster haben alle Namen: wie „Hirschhorn",
„Adler", „Feuerhaken", „Seebild". Jm übrigen ist in
den Mustern heute noch direkt der Einfluß des Sib-
macherschen Musterbuches zu erkennen. — Gegen die
Textilarbeiten treten die übrigen Erzeugnisse der Haus-
industrie in den Hintergrund. Wollteppiche werden
in Deutsch-Piau mit primitiven Mustern aber in
guten Farben hergestellt, in zahlreichen anderen Orten
Wsbsreien verschiedener Art. Bemalte Spinnrocken
werdsn in Deutsch - Weißkirch gefertigt; in Tatsch
Binsenkörbchen (Allsr) von geschmackvoller Form. Jn
Burgberg besteht eine Hausindustrie, die leicht zu
heben wäre. Jn Michelsberg werden Körbe, aber
auch Möbel aus Weidengeflecht hergestellt, ebenda hat
der siebenbürgische Karpathenverein die Holzschnitzerei
vor kurzem eingeführt und bereits gute Erfolge erzielt.
Jn Kaisd besteht letztere Jndustrie schon seit langer Zeit.
— Wie man hört, besteht die Absicht, die Abteilung der
sächsischen Hausindustrie nach Schluß der Ausstellung
in einer größsrsn Stadt Deutschlands zur Ausstellung
zu bringen.

MZuseen und Vereine.

Hamburg. Das Hamburgische Museum für
Kunst und Gewerbe hat soeben seinen von Direktor
Brinckmann verfaßten Bericht für 1885 publizirt.
Dersslbe gewährt in gleich übersichtlicher Weise wie
seine Vorgänger einen Überblick über die Vermehrung
der Sammlungen; er zeigt aber weiter, in welch über-
raschender Weise sich eine Sammlung mit nur mäßigen
Mittsln entwickeln kann, wenn von vornherein ein
kenntnisreicher, geschickter Mann an die Spitze ge-
stellt wird, dem die Sache mehr als seine werte
Person am Hsrzen liegt. Die Sammlung zählt be-
rsits 4430 Stück, welche im Ganzen 268246 Mk.
82 Pf. kosten: eine fast unbegreiflich geringe Summe
im Verhältnis zum Jnhalt des Museums! — Jm
Einzelnen konnten der Porzellansammlung durch ein
Legat eine Reihe hervorragendsr Stücke zugeführt
werden, auch andere Legate und Schenkungen flossen
dem Museum teils in Geld, teils in Gegenständen zu.
Eine sehr reizvolle Gruppe des Mussums ist im
Jahre 1885 angelegt: Bauernmöbel aus der für diese
Dinge sshr ergiebigen Umgegend von Hamburg; der
Bericht verbreitet sich im Einzelnsn über diese Art
Mobiliar: wir reproduziren daraus die sehr hübsche
Wiege von 1780 aus den Vierlanden, welche geradezu
als Muster dieser Möbelgattung angesprochen werden
kann. Ein umsassenderAnkauf bszieht sich auf japanische
Korbflechtarbeiten, welche insosern besonders wichtig
sind, als sich von alten europäischen Arbeitsn dieser
 
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