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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Schricker, August: Zur Geschichte der Schmiedezunft in Straßburg i. E.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0085

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Von A. Schricker.

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Der Schauer pflegte seinen Stempel oder den
^tadtstempel oder beide neben den Stempel des
Dleisters zu setzen. Jn der städtischen Samm-
lung befinden sich zwei mit dem Stadtwappen
ilestempelte starke Bolzen, wie sie znm Befestigen
bon Thorleisten, oder zum Verklammern von
Hängegerüsten üblich waren. Da die Festigkeit
ciner Vorrichtung unter Umständen von einigen
solcher Bolzen abhängig war, so wurden sie be-
schaut und erhielten ihre Beschauzeichen.

Über das Meisterstückwesen der Schlosser-
Sunft seit dem Jahre 1602 sind wir dank der
^rhaltung zweier Meisterstückbücher im Stadt-
urchiv gut unterrichtet. Jm ersten desselben
lesen wir: „Demnach bey einem löblichen Hand-
werk der Schloßer alhie inn dieser freyen Reichs-
statt Straßburg dise nnordnung eingerissen und
bishar inn Übnng gewesenn, daß eiu jeder
Hanndwerksgenoß zu einem Burger alhie ange-
uommen worden, gesindt gehalten und Junge
gehalten und auch Knaben gelehret habenn, und
ulso zwischen demjenigen so seines Hanndwerkhs
cin Meister ist, und demjenigen so desselbigen
unnerfahren, kheinen unnderscheidt gehaltenn,
unnd vilmahl der unerfahrene den erfahrenen
borgezogen unnd mit der Arbeit befördert wor-

den.So hat eine ersame Meisterschaft

nnngeregts Schlosser Hanndswerkss des er-
schienenen 1602 Jahrs dem andern Junii bey
unsern Herren den XV um ein meisterstück under-
lhänig angelnngt nnd anch erhalten. Wer bei
einer ersammen meisterschaft ansucht und sein
Hanntwerk mit Gesind zu treiben begehrt, soll
zwei Jahre lang alhie bei einem oder zweien
Meistern nacheinander gearbeitet haben."

Wer sich nm das Meisterstück meldete, dem
wurde, wenn er die Bedingungen ersüllt hatte,
eine Arbeit aufgegeben. Dieselbe bestand an-
!ungs in der Lieferung von zwei Schlössern,
»ein Thüren- und ein Trogschloß (Truhenschloß)
wit zwei Schlüsseln". Die Zeit war bei einer
solchen Anfgabe gewöhnlich auf sechs Wochen
sestgesetzt. Anstatt dem Trogschloß erscheint von
1625 an häufig „das Salzmaß". Dieser Aus-
druck kommt von der cylindrischen Form der
Kapsel, in welcher sich das „Eingerichte", oder,
wie man es früher nannte, „die Seele des
Schlosses" befand. Die mit dem Eingerichte
lorrespondirende Form des Schlüssels wird in
den Meisterstücksaufgaben genau bezeichnet. So
heißt es z. B. in einer Aufgabe vou 1646:
„Der größte Schlüssel soll mit einem sechseck-

Kunstgewerbeblatt. m.

heten Stern und nut 6 geraden Streiffen, der
ander Schlüssel soll mit einem Kleeblatt nnd
auch mit 6 geraden striffen gemacht werden." —
Eine komplizirtere Aufgabe ist die von 1696,
nach welcher das Eingericht gemacht werden sollte
mit: „5 richt Scheiben, 2 Kolbenstern inn der
mitten ein Stern mit pflitschepfeilen, 2 gerade
creutz mit pflitschepfeilen, 2 geraden Kolben-
grisfen." Allmählich erscheinen auch andere Auf-
gaben, so z. B. 1763 „ein eiserner Cassa-Trog,
welcher bcstehen soll aus 22 stumpfen Riegeln,
darunter die Eckriegel mitbegriffen seind, eiuem

Wageballen, Schmiedeeisen, 17VI. StädtischeS Museum
in Strahburg.

Lößriegel, vier Schleppriegeln, sammt Auf- und
Zuhaltung, und sollen solche Riegel alle auf
einmal aufgeschlossen werden." Das letzte Pro-
tokoll vom 20. November 1790 verzeichnet als
Aufgabe: „Ein Cabinet-Schloß, welches auch
zugleich für einen Kastenschloß kann gebrancht
werden."

Von besonderem Jnteresse sind für uns die
Protokolle über das Meisterstück, ein eisernes
Gekrems (Gitterwerk) für die neue Kirche, wel-
ches Johann Andreas Jost von 1762—1763
gemacht hat, da sich nachweisbar Teile desselben,
welche den Brand der neuen Kirche überstanden,
in unserer Sammlung erhalten haben. (Abbild.
S. 68.) Wir geben diese Protokolle auch als
Belag für die ganze Art des Verfahrens.

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