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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Der Tiroler Schubkastenschrank im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0094

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Der Tirolsr Schubkastenschrank im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig.

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Die barocken Architekiurformen weisen
^benso wie die grotesken Motive des Schmuck-
>verks auf das 17. Jahrhnndert und auf einen
Künstker hin, wekcher in den Stichen der Orna-
wentisten des ausgehenden 16. und beginnenden
17- Jahrhunderts gut zu Hause war.

Roch deutlicher sprechen für das 2. oder
Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts die sigür-
iichen Darstellungen auf der Außenseite der
üußeren Thüren. Hier erscheint in einem Oval,
>uelches die Mitte der ebenfalls mit zierlichen
^rotesken überdeckten Fläche einnimmt, je ein
Nitter in Skaatstracht mit breitkrämpigem koni-
!chen Federhute und geschwungenem Schwerte
"uf einem reich aufgezäumten Pferde. Huh
^art, Koller und Kragen (bei dem einen flach
"ufliegend, bei dem andern als Halskrause ge-
naltet) tragen den Stempel der Zeit zu Anfang
i)es dreiszigjährigen Krieges. Den Hintergrund
^ildet eine Landschaft mit einer Stadt, deren
dhantastisch und ungeschickt gezeichneten Thoren
und Türmen wir häufig auf Arbeiten dieser Zeit
^egegnen.

Das Schmuckwerk der Jnnenseiten stimmt
üei den beiden Thüren überein (vergl. die bei-
gegebene Tafel), ebenso auch die Verzierung

der kleinen Jnnenthüren. Die Rückwand des
Hohlraumes zeigt auf dem Mittelfelde einen
ausschreitenden Löwen. Rechts und links ist der
Jnnenraum von je fünf kleinern Schubkästchen
flankirt, von denen die linke Reihe auf unserer
Abbilduug sichtbar ist.

Auf den Vorderseiten der Schubkasten
wechseln zwei ornamentale Erfindnngen mit
einander ab. Auf der einen sitzen auf dem
Rankenwerk zwei Affen, von denen der eiue
dem andern, der mit einem Spieß bewaffnet
ist, einen Fuchs zutreibt (vergl. die Abbilduug
S. 75). Auf dem Gegenstück erscheinen als
figürliche Elemente oben zwei sich entgegen-
springende gehörnte Vierfüßler, deren zoologische
Bestimmung schwer fällt, unten zwei sich den
Rücken kehrende sitzende Kaninchen (vergl.
S. 78). Die Fülluug, welche unsere Abbil-
dung auf S. 61 zeigt, schmückt den Untersatz
des architektonischen Zierwerkes der beiden
Thüren, von welchem bereits oben die Rede war.

Schließlich sei noch bemerkt, daß dieses
Prachtstück eingelegter Holzarbeit im Jahre 1880
für die Leipziger Sammlung von einem Händler
für den mäßigen Preis vou 1000 Mark er-
worben wurde. 8.

Thürklopfer, Schmiedeeism. Jüilien, 16. Jahrh. Königl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin.

Kunstgewerbcblatt. ni.

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