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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Brinckmann, Justus: Aus dem Museum für Kunst und Gewerbe zu Hamburg, [1]: eine Kommode von G. Landrin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0103

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Uunstgewcrbeblatt. z. Iahrgang.

Von d-n Chorschranlen der Kirche zu Enkhuisen.

Aus dem Museum für Kunst und Gewerbe zu Hamburg.

von D. Brinckmann.

Mt Abbildungen.

I. Line Aommode von G. Landrin.

Das Hamburgische Museum für Kunst und
^ewerbe hat unläugst aus dem ererbten Besitz
eines Bürgerhauses die hier abgebildete Kom-
wode, ein Werk der Frühzeit des Stiles Lud-
ivigs XV., erworben. Die sanft geschwungenen
Flächen dieses durch einsache Eleganz ausge-
öeichneteu Möbels sind in geometrischen Mustern
"ut einem auf goldbraunem, dunkelgestricheltem
^runde tiefbraun gebänderten Holze furniert,
^elches dem von einem als Oröts äs xaon in den
sranzösischen Galerien bekannten Baume (Väsn-
vwtlwrg. pg.vonina.) stammenden Condoriholze
gleicht. Alle Ränder sind mit bronzenen Leisten
^"gefaßt. Auf den scharf kielförmigen vorderen
^eitenkanten stützen bronzene Voluten die gerun-
^eten Ecken der aus dunkelgelbem,rotbraun gefleck-
tem Breccienmarmor gearbeiteten Platte. Die
^uße stecken in bronzenen Socken, bronzene Schil-
^er und Griffe dieuen den Schubladen und ein
l'ronzenes Abschlußstück ziert unten die Mitte.

Jn ihrer ganzen Erscheinung deutet diese
^vinmode auf dieselbe Werkstatt, aus welcher der
v»n Williamson in seinem Noliilisr ns-tional aus

35 abgebildete flache Schreibtisch hervorge-
Sungen ist. Williamson beklagt, daß der Verferti-
brr des von ihmbeschriebene Möbels sich nicht ge-
uannt habe. Vielleicht war es derselbeEbenistzwel-
cher die Kommode des Hamburger Museums als


bezeichnet hat. Dieser Name ist oberhalb der
dronzenen Volute zur Rechten in das von der
Kunstgewerbeblatt. m.

Marmorplatte bedeckte Hirnholz mit großen
Buchstaben eingestempelt.

Dem Namen des Meisters ist noch nicht
jenes Ll. L. hinzugefügt, welches die Namen-
stempel der Pariser Us.;tr6s-db6nists8 vomJahre
1751 an zu begleiten Pstegt und von da an, durch
die neuen Satzungen der „Oonwicinktuts äss
inenusisrs st äbpnistss" den Meistern mit der
namentlichenBezeichnung ihrerWerke zur Pflicht
gemacht, ein sicheres Merkmal des jüngeren
Ursprunges eines solchen Möbels ergiebt.
Williamson, dessen mündlicher Mitteilung wir
diese Angabe verdanken, erwähnt anläßlich der
Beschreibung einer berühmten, dem Carlin zu-
geschriebenen Standuhr, daß, wenn ein seinem
Stile nach in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts entstandenes Möbel kein eingestempel-
tes Meisterzeichen trage, es auch nicht das Werk
eines Ug.1trs-äbänists, sondern aus den Werk-
stätten der Csräs-insubles äs Is. Oouromis,
den Erben der von Ludwig XIV. in den Go-
belins eingerichteten königlichen Möbelmanu-
faktur hervorgegangen sei. Alle namhaften
Ebenisten, die berühmten Riesener, Carlin,
Levasseur, Petit, Beneman und Wisweiler, stem-
pelten ihre Werke stets mit großer Sorgfalt,
an versteckten Stellen, welche bei etwaigen Re-
paraturen durch andere Teile nicht leicht ersetzt
werden konnten. So große Buchstaben, wie der
Meister unserer Kommode anwendete, kamen in
späterer Zeit nicht oft vor. Die berühmteren
Meister verwenden in der Regel Stempel mit
kleinen scharf ausgeprägten Lettern.

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