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Bücherschau.
können. Vielleicht wird die vorliegende Publi-
kation zur Anregung nach dieser Richtung das
Jhrige thnn, wenn sie die Verbreitung findet,
welche sie verdient.
VII.
F. S. Aleyer, Vrnamentale Formenlehre.
Eine systematische Zusammenstellung des
Wichtigsten aus dem Gebiete der Orna-
mentik. Zum Gebrauche für Schulen,
Musterzeichner, Architekten und Gewerbe-
treibende. 300 Tafeln mit Text in Mappe.
78 Mk. Leipzig, E. A. Seemann.
M 8. Das vorliegende Werk bietet einen
überreichen Stoff in origineller Auffassung und
künstlerisch wie Pädagogisch gediegener Verar-
beitung. Es gliedert sich in drei Teile. Der
erste Teil behandelt aufi 80 autographirten
Tafeln die strengen geometrischen Formen, die
Gebilde des Pflanzenreiches und der Tierwelt
samt den Formen des menschlichen Organis-
mus. Wir finden die Quellen, aus denen der
Künstler schöpft, und gewinnen in diesem Ab-
schnitt somit die „Grundlage des Ornaments".
Der zweite Teil (100 Tafeln) zeigt das Orna-
ment als solches in systematischer Znsammen-
ordnung nach den Gesichtspunkten seiner Funk-
tion. Da sind die Ausdrucksformen des Biu-
dens (Bänder, Schnüre), des Tragens und
Stützens (Säule, Baluster, Konsolen, Hermen),
des Füllens u. s. w. alle gut und zugleich mög-
lichst bezeichnend als Typen der wichtigsten
Kunstepochen ausgewählt. Dieser Teil giebt
eine Grammatik und Stilgeschichte der Orna-
mente, allerdings ohne die Absicht gerade in
letzterer Hinsicht erschöpfend zu sein, das hätte
sonst das Ganze zu dreifachem Umfang an-
wachsen lassen. Auf 180 Blättern zeigt schließ-
lich der dritte Teil unter dem Titel „Ange-
wandteOrnamentik": Gefäße, Geräte, Werkzeuge,
ferner Mobiliar, Umrahmungen, Schilder, For-
men des menschlichen Schmuckes der verschie-
denen Stile. Das Wichtigste aus dem Gebiete
der Heraldik bildet mit den Schriftformen, Jni-
tialen, Monogrammen den Schluß des Werkes.
Den Zeichnungen sind Textblätter beige-
geben (40 Blatt gr. Fol.); sie bringen neben
genauer Augabe über Herkunft jedes einzelnen
Gegenstandes wertvolle Bemerkungen über
Charakteristik, Stil oder Technik einer ganzen
Formengruppe. Wir möchten wünschen, ein
Teil dieser Notizen wäre auf den Bildtafeln
selbst angebracht, und würden lebhaft bedauern,
wenn diese Textbeigaben dem gewöhnlichen
Schicksal verfallen sollten, daß sie nicht gelesen
werden. Der Autor erweist sich auch hier als
Meister. Er zeigt sich nicht allein in den
Bildtafeln als geschickter Anordner und sicherer
Zeichner, der mit einer überaus flotten Technik
scharfen Blick und guten Geschmack verbindet,
sondern auch ebeuso als gewandter und ge-
diegener Schriftsteller von wohlthuender Ein-
fachheit und Klarheit der Darstellung. — Bei
dem Reichtum an neuen Publikationen, welche
des Stoffes nach und nach eine erdrückende Fülle
geben, ist es verdienstlich, wenn eine solch
kundige Haud sichtend und ordnend eingreift
und den Weg zeichnet zur richtigen Ausnutzung
des Gebotenen. Gewiß werden gerade die
Lehrer dem Heransgeber besonderen Dank
wissen für sein Werk; bietet es doch die Grund-
lage einer tüchtigen Schulung nach jeder Rich-
tung. Schon die Darstellnngsart, die „Manier",
muß anregend auf den Zeichner wirken; aller-
dings kann sie nicht — sowenig als eine ge-
wandte Handschrift — vom Anfänger sklavisch
kopirt werden, und wenn immerhin sehr viele
Blätter sich direkt ganz trefflich als Vorlagen
benutzen lassen, so ist das ausgesprochenermaßen
doch nicht Zweck der Publikation; will sie ja
doch in erster Reihe in das Wesen der Orna-
mentik einführen und als einheitlich abgeschlos-
senes Sammelwerk dem Lehrer selbst, dem
Architekten, Künstler, Knnsthandwerker, also
solchen, die bereits zeichnen können, Stoff bie-
ten, welchen fie unmittelbar verwerten oder aus
welchem sie Anregung zu neuen Gebilden schöpfen
können.
Das Werk, das die Tüchtigkeit und die
freudige Schaffenskraft seines Urhebers in allen
Teilen ausspricht, verdient die Beachtung aller
das Kuustgewerbe pflegender Kreise in vollstem
Maße. Den Schulen aller Art, den kunst-
gewerblichen Zeichnern und Architekten, den
Bibliotheken gewerblicher Vereine, wie den Ge-
werbetreibenden u. s. w. sei es angelegentlichst
empfohlen.
Bücherschau.
können. Vielleicht wird die vorliegende Publi-
kation zur Anregung nach dieser Richtung das
Jhrige thnn, wenn sie die Verbreitung findet,
welche sie verdient.
VII.
F. S. Aleyer, Vrnamentale Formenlehre.
Eine systematische Zusammenstellung des
Wichtigsten aus dem Gebiete der Orna-
mentik. Zum Gebrauche für Schulen,
Musterzeichner, Architekten und Gewerbe-
treibende. 300 Tafeln mit Text in Mappe.
78 Mk. Leipzig, E. A. Seemann.
M 8. Das vorliegende Werk bietet einen
überreichen Stoff in origineller Auffassung und
künstlerisch wie Pädagogisch gediegener Verar-
beitung. Es gliedert sich in drei Teile. Der
erste Teil behandelt aufi 80 autographirten
Tafeln die strengen geometrischen Formen, die
Gebilde des Pflanzenreiches und der Tierwelt
samt den Formen des menschlichen Organis-
mus. Wir finden die Quellen, aus denen der
Künstler schöpft, und gewinnen in diesem Ab-
schnitt somit die „Grundlage des Ornaments".
Der zweite Teil (100 Tafeln) zeigt das Orna-
ment als solches in systematischer Znsammen-
ordnung nach den Gesichtspunkten seiner Funk-
tion. Da sind die Ausdrucksformen des Biu-
dens (Bänder, Schnüre), des Tragens und
Stützens (Säule, Baluster, Konsolen, Hermen),
des Füllens u. s. w. alle gut und zugleich mög-
lichst bezeichnend als Typen der wichtigsten
Kunstepochen ausgewählt. Dieser Teil giebt
eine Grammatik und Stilgeschichte der Orna-
mente, allerdings ohne die Absicht gerade in
letzterer Hinsicht erschöpfend zu sein, das hätte
sonst das Ganze zu dreifachem Umfang an-
wachsen lassen. Auf 180 Blättern zeigt schließ-
lich der dritte Teil unter dem Titel „Ange-
wandteOrnamentik": Gefäße, Geräte, Werkzeuge,
ferner Mobiliar, Umrahmungen, Schilder, For-
men des menschlichen Schmuckes der verschie-
denen Stile. Das Wichtigste aus dem Gebiete
der Heraldik bildet mit den Schriftformen, Jni-
tialen, Monogrammen den Schluß des Werkes.
Den Zeichnungen sind Textblätter beige-
geben (40 Blatt gr. Fol.); sie bringen neben
genauer Augabe über Herkunft jedes einzelnen
Gegenstandes wertvolle Bemerkungen über
Charakteristik, Stil oder Technik einer ganzen
Formengruppe. Wir möchten wünschen, ein
Teil dieser Notizen wäre auf den Bildtafeln
selbst angebracht, und würden lebhaft bedauern,
wenn diese Textbeigaben dem gewöhnlichen
Schicksal verfallen sollten, daß sie nicht gelesen
werden. Der Autor erweist sich auch hier als
Meister. Er zeigt sich nicht allein in den
Bildtafeln als geschickter Anordner und sicherer
Zeichner, der mit einer überaus flotten Technik
scharfen Blick und guten Geschmack verbindet,
sondern auch ebeuso als gewandter und ge-
diegener Schriftsteller von wohlthuender Ein-
fachheit und Klarheit der Darstellung. — Bei
dem Reichtum an neuen Publikationen, welche
des Stoffes nach und nach eine erdrückende Fülle
geben, ist es verdienstlich, wenn eine solch
kundige Haud sichtend und ordnend eingreift
und den Weg zeichnet zur richtigen Ausnutzung
des Gebotenen. Gewiß werden gerade die
Lehrer dem Heransgeber besonderen Dank
wissen für sein Werk; bietet es doch die Grund-
lage einer tüchtigen Schulung nach jeder Rich-
tung. Schon die Darstellnngsart, die „Manier",
muß anregend auf den Zeichner wirken; aller-
dings kann sie nicht — sowenig als eine ge-
wandte Handschrift — vom Anfänger sklavisch
kopirt werden, und wenn immerhin sehr viele
Blätter sich direkt ganz trefflich als Vorlagen
benutzen lassen, so ist das ausgesprochenermaßen
doch nicht Zweck der Publikation; will sie ja
doch in erster Reihe in das Wesen der Orna-
mentik einführen und als einheitlich abgeschlos-
senes Sammelwerk dem Lehrer selbst, dem
Architekten, Künstler, Knnsthandwerker, also
solchen, die bereits zeichnen können, Stoff bie-
ten, welchen fie unmittelbar verwerten oder aus
welchem sie Anregung zu neuen Gebilden schöpfen
können.
Das Werk, das die Tüchtigkeit und die
freudige Schaffenskraft seines Urhebers in allen
Teilen ausspricht, verdient die Beachtung aller
das Kuustgewerbe pflegender Kreise in vollstem
Maße. Den Schulen aller Art, den kunst-
gewerblichen Zeichnern und Architekten, den
Bibliotheken gewerblicher Vereine, wie den Ge-
werbetreibenden u. s. w. sei es angelegentlichst
empfohlen.