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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Pabst, Arthur: Der Schatz im Rathaus zu Mölln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0137

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Ter Schatz im Rathaus zu Mölln.

Fig. s. Becher, Silber getricben. 1581. Rathaus zu Molln.

ehrbaren Rates, welcher in weiser Erkenntnis,
daß ein gnter Trunk den Sinn der Männer
milder stimmt, wichtige Beratungen beim Wein
aus dem Keller der Stadt gehalten haben wird.

Sind dieseStücke mehr vonkultnrhistorischem
Jnteresse, so tritt bei den beiden folgenden Po-
kalen das künstlerische in den Vordergrund.

Der erste —- der sog. Feuergräfenbecher
— ist ein Traubenbecher mit sehr hohem
Schaft. Der Körper, in der Mitte stark ein-
geschnürt, zeigt Buckeln von noch fischblasen-
förmiger Gestalt. Aus dem hochgetriebeuen
Fuß wächst der Schaft heraus mit krausem
Blattwerk, Bügeln und einer tragenden Figur
in Weißsilber. Den Deckel krönt eine Vase
mit Blnmenstrauß. Körper und Deckel sind
vergoldet, die Höhe des Bechers beträgt 50 om.
Über seine Herkunft geben drei Stempel eine
leider nicht fichere Auskunft: der Lübecker (?)
Doppeladler und ein Turm, bekanntlich ein fast
nie zu deutender Stempel, endlich eine Meister-
marke aus den Buchstabenllu.O zusammengesetzt.

Den zweiten Pokal eingehend zu beschrei-
ben, überhebt nns die Abbildung 3. Derselbe ist
35 om hoch, die getriebenen Partien sind ver-
goldet. Stempel zeigt der Becher mcht, unter
dem Fuß ist die Jahreszahl 1581 eingravirt.
Der Pokal ist ein ganz vortreffliches Modell
für die moderne Goldschmiedekunst. Was in
unseren Tagen an Ehrenpokalen, Schützen-
bechern rc., wenn der Preis nur ein beschränk-
ter ist, noch immer geleistet wird, ist oft recht
bedenklicher Natur. Hier gute Vorbilder zu
schaffen, ist ernste Pflicht: unser Becher ist ein
treffliches Muster ans alter Zeit. Klar und
harmonisch im Aufbau, einfach in Gliederung,
zeigt er ein maßvolles Ornament und bietet
am Körper noch reichlich Raum zum Anbrin-
gen von Jnschriften.

Endlich bewahrt das Rathaus zu Mölln
noch einige Zinnarbeiten auf, welche durch den
Stempel — ein Mühlrad und zwei nach unten
gekreuzte Schwerter (Meistermarke?) — sich
als lokale Arbeiten zu erkennen geben: es sind
zwei Becher von gleicher Form, doch verschiedener
Größe (45 om und 50 om hoch), deren einen
Figur 1 darstellt. Schon die ungewöhnliche
Form dieser Trinkgefäße, welche mit beiden
Händen zu regieren waren, ist auffällig; noch
mehr der Schmuck an den Henkeln, indem oben
und unten auf den Henkelansätzen je sechs kleine
vollrund gegossene Löwen sitzen. Man hat es
 
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