Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

DOI article:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0139

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
116

Bücherschau.

Handzeichnungen im Museum zu Basel und
im Britischen Museum zu London, in kleinerer
Anzahl auch im Louvre, im Kupferstichkabinet
zu Berlin und in einzelnen Privatsammlungeu
befinden, durch Heliogravüre
in Faksimile-Nachbildungeu
zu veröffentlichen, so daß in
einem bequemen Bande dieser
reiche Schatz übersichtlich ge-
ordnet, allen Kunstfreunden
zugänglich sei, ist der glück-
licheGedanke, welcher in eben-
so glänzender als gediegener
Ausführung in der vorlie-
genden Publikation verwirk-
licht wird. Eduard His, der
Direktor des Baseler Mu-
seums, einer der ersten Hol-
beinkenner, dessen Forschun-
gen auch Woltmanns schönes
Buch den größten Schatz an
neuen archivalischen Ermit-
telungen verdankt, hat die
Auswahl der Gegenstände
überwacht, präzis und klar
gefaßte Erläuterungen hinzu-
gefügt, nnd in einer Einlei-
tung eine kurze Darstellung
von des Meisters Leben und
Wirken gegeben, die ein Mu-
ster prägnanterund lichtvoller
Schilderung ist. Mit der
vollen Kenntnis des gesamten
Materials, wie sie bei His
selbstverständlich
ist, verbindet sich
eine schlichte Ob-
jektivität der Dar-
stellnng, die alles
Wesentliche her-
vorhebt und in
besonnener Abwä-
gung das Bild des
Meisters und sei-
nes Schaffens in
klarenZügenzeich-
net, Jm Gegensatze zu einer gewisseu modernen
Sucht, durch Häufung selbst der unbedeutendsten
Einzelheiten die Schilderung von Künstlern und
Kunstwerken eher zu verwirren als zu erhellen,
wirkt diese ruhige Zurückhaltung doppelt wohl-
thuend.

Fig. 2. Nhr für Hcinrich VIII. Zcichnung von H. Holbein 0. j.
London, Britisches Museum.

Was nun den eigentlicheu Jnhalt des
Werkes anbetrifft, so bietet es auf 51 Folio-
tafeln in sorgfältigster Auswahl das Erlesenste
von Holbeins ornamentalen Schöpfungen in
solchem Reichtum, daß selbst
dem, welcher das Meiste da-
von im Original gesehen hat,
die unerschöpfliche Fülle und
der Glanz dieserErfindungen
überraschend entgegentritt.
Zunächst ist zu sagen, daß
wir es mit lauter echten Ar-
beiten Holbeins zu thun ha-
ben. Wenn Herr His der
auf Tafel 18—20 dargestell-
ten Prachtfaffade aus der
Sammlung des Louvre den
Holbeinschen Ursprung be-
streitet, so beugen wir uus
dem Urteil eines solchen Ken-
ners, freuen uns aber doch,
dieses Werk hier anzutreffen,
weil es in seiner Formge-
bung, Phantasiefülle und Be-
handlungsweise den echten
Arbciten des großen Meisters
sehr nahe steht. Ähnliches
gilt von der auf Tafel 32
vorgeführten Dolchscheide mit
dem Triumph der Bellona.
Alles übrige wird auch die
skrupulöseste Kritik als echt
gelten lassen. Bekanntlich er-
streckt sich dieser Zweig der
Thätigkeit Hol-
beins fast über
alle Gebiete orna-
mentaler Kunst.
Wir finden beson-
ders aus seiner
Baseler Zeit Ent-
würfe zu Glas-
gemälden,zu mehr
oder minder reich
bemaltenFassaden,
darunter nament-
lich die berühmte des Hauses zumTanz (Taf.24),
weiterhin Zeichnungen für Buchillustrationen, zu
Vignetten, Titelblättern, Signeten der Buch-
drucker. Zu diesen frühen Arbeiten zählen
namentlich auch die Entwürfe zu den Orgel-
thüren des Baseler Münsters (Taf. 8 und S),
 
Annotationen