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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Kleine Mitteilungen / Kunstanzeiger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0143

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Rleine Mitteilungen.

TittersrischeA.

U. N. FUr die in neuester Zeit wieder in Auf-
nahme gekommene mittelalterliche Technik des Leder-
schnittes giebt das Werk: Vorlagen für Leder-
schnitt-Arbeiten. unter Mitwirkung der Herren
Keller, Kloucek, Ludwig, Wetzel, Hulbe, Hupp und
Müller herausgegeben von Philipp Niederhöfer
(Frankfurt a. M. Selbstverlagl nicht nur erwünschts
Vorlagen, sondern ist auch bestrebt, diese Kunst in
das Haus einzuführen. Zu diesem Behufe ist den
20 Tafeln mit Vorlagen eine solche mit verschiedenen
Werkzeugen, in zwei Abteilungen, beigegeben:

I. Das Ledsr zu treiben oder zu modelliren,

II. Das Leder zu schneiden.

Hierzu enthält das Buch sine nähere Anleitung zur
Erlernung der Technik, wonach eine geschickte Hand
sich ohns Schwierigksit zu unterrichten im stande sein
wird. Die zu verfertigenden Gegenstände sind doppelt,
in Lichtdruck und Steindruck, dargestellt: einmal klein
nach den fertigen Originalen aufgenommen, um die
Wirkung zu zeigen, das andere Mal in natllrlicher
Größe in Umrißzeichnung. Unzweifelhaft bieten die
letzteren für dsn Anfänger einen guten Anhalt; doch
wird man dazu siniger Vorbildung im Zeichnen und
Modelliren immer bedürfen.

Dis für etwa 15 Arbeiten entworfenen Muster
bewegen sich in den Formen der Renaissance und des
Rococo, letzteres in Verbindung mit reichem Figuren-
schmuck; wir vermissen eigentlich dabei dis Auswahl
einer Reihe guter einsachsrer Flachmuster, welche sich
der Technik des Schneidens mehr anpassen und
unserer Ansicht nach dem Anfänger die Arbeit sehr
erleichtern würden. Vielleicht host eine Fortsetzung
des sehr dankens- und der Unterstützung werten Unter-
nehmens dies nach. Diess sinfache und schöne Tech-
nik ist recht geeignet, auch von Damenhand ausgeführt
zu werden und die immer mehr verkommende Majolika-
malerei zu verdrängen.

U. 6. Bei dem regen Jnteresse, das sich in
jüngster Zeit dem Barock und Rococo zuwendet, darf
die reichliche Möbelsammlung nicht übsrsehen werden,
welche unter dem Titel Meisterstücke der Kunst-
Tischlerei zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhun-
dert, Berlin, bei Ch. Claesen L Co., Fol., 30 Tafeln,
erscheint. Finden sich darin auch eine Anzahl goti-
scher und Renaissancemöbel, so gehören doch die
meisten dieser Lichtdruckreproduktionen der späteren
Zsit an. Fast alle Gegenstände — sie waren auf der
Lütticher Äusstellung ausgestellt — entstammen bür-
gerlichen Einrichtungen, ein Umstand. der besonders
hervorgehoben zu werden verdient. weil ähnliche Pub-
likationen bisher zu ausschließlich das Mobiliar fürst-
licher Ausstattungen betonten. Wir können Möbel-
fabrikanten und Tapezierern das Werk einpfehlen:
es wird sich als eine dankbare Fundgrube charakter-
und maßvoller Barock- und Rococoformen bewähren.
Auf einzelnes hinzuweisen versparen wir uns auf die
Fortsetzung unseres Möbelstreifzuges in diesen Blättern.

Gestrickte Teppiche.

Jn dem Bericht über die General-Versammlung
dsr 8oLists 8okosnKauer zu Kolmar, vom 23. Mai
v. I. — welcher auffallendsrweise noch in französi-
scher Sprache erscheint — geschieht zweier gestrickter
Teppiche im Besitze des Museums daselbst (des „Mu-
ssums von Unterlinden") Erwähnung, welchsr Herr
vr. Schricker aus Straßburg eine höchst interessante
Erläuterung zugefügt hat. Da dieser Bericht wohl
nur in wenige Hände kominen dürfte. mag die Notiz
hier abgedruckt werden. st

Der eine der Teppiche (2,15 H., 1,95 Br.) zeigt
in einer von zwei Engeln gehaltenen Kartusche das
königl.Wappen von Frankreich, die Jnschrift Iioum XV.
Uo;- äs H., die Emblems des Gewerks der Hosen-
stricker sowie die Jnitialen O. X. 1715.

Dsr zweite Teppich (2,00 H. und 1,75 Br.) ist
bedeckt mit Blumen, Vögeln, Vasen mit stilisirten
Lilien; oben eine Krone, daneben zwei stehende Löwen,
deren jeder ein Schwert hält. Datirt 1710.

Die von vi. Schricker dazu gegebene Erläuterung
lautet:

„Jn dem Museum von Unterlinden bsfinden sich
zwei gestrickte Teppiche, welche durch ihre Dekoration,
die königlichen Lilien, die Namenszüge des Strickers,
die Jahreszahl, als Meisterstücke aus der Zunft der
„Baretmacher und Hosenstricker" gezeichnet sind.

Man bewundert an ihnen die Solidität der
Strickarbeit, die Wohlerhattönheit der Farben, die in-
telligente Entwickelung der dekorativen Motive, den
Sinn für gesunde Farbenwirkung, den künstlerischen
Wurf, den ein einfacher Handwerksmeister seinem
Werk zu geben verstand.

Die Zünfts der einzelnen Städte und Ortschaften
bildeten vom Anfang des 17. Jahrhunderts ab „Die
Bruderschaft des Baretmacher- und Hosenstrickerhand-
werks in Straßburg, am Oberrhein im Sund- und
Breisgau".

Das Meisterstück war anfangs nach der Ordnung
von 1607 u. a. (s. Ordnung der Paretlimacher, Straß-
burger Stadtarchiv Fol. 718 und Schmoller, dis
Straßburger Tucher- und Weberzunft, Straßburg 1869
Nr. 120 S. 237) „ein teppich mit blumenwerk, drit-
halben elen lang und zwo elen breit."

Später 1678 wurde ein größeres Maß gewählt
„drei ehlen lang und dritthalb ehlen breit nnd dieß
zwar in der Absicht, vamit es zu gebrauchen und die-
jenigen, so ss verfertigen, wiederumb an andere käuf-
lich pringen können."

Auch dieses Maß wurde noch vergrößert, die
„I-sttrss xatentes äu roi sur arrst portaut eontir-
uiatiöu äss statuts xour iss Uaitres douuetisrs äe
ia proviuos ä'Xisaos äu 7. Ssxtsiuiirs 1739. Xu-
reK. 19 Xvrii 1741" schreiben vor in Artikel 37: „Oe
eiisk-ä'osuvre oousistsra su uus Oouvsiturs ä tieurs

1) Wir verdanken die Zusendung des Berichts der Giite
des Herrn KonservatorS E. Fleischhauer zu Kolmar.
 
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