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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Drach, Karl Alhard von: Arbeiten des Anton Eisenhoit für hessische Landgrafen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0161

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Arbeiten des Anton Eisenhoit für hessische Landgrafen.

und als Andenken an seinen Besuch zurück-
gelassen habe.

Wir geben anbei, um den Anblick des
Originals möglichst zu ersetzen, die vollständige
Abbildung der Kachel mit außer-

dem anch noch in Skizzen die drei Fignren,
welche die übrigen Elemente darstellen. Man
wird sofort erkennen, daß hier Arbeiten eines
sehr ausgezeichneten Künstlers vorliegen, der
sowohl die Darstellung der menschlichen Figur
in der Manier seiner Zeit vollkommen be-
herrscht und seine geistvollen Konzeptionen in
großartig-genialer Weise zur Ausführung zu
bringen versteht, als anch in der Behandlung
des Ornamentalen eine nur durch vielfache
Übung erlangte Meisterschaft zeigt. Wie in
der Umrahmnng bei den Eisenhoitschen Porträt-
stichen zumeist vier allegorische Figuren vor-
kommen, so finden wir auch auf unsern Kacheln
in derselben Darstellungen der sog. weltlichen
Kardinaltngenden, nämlich in den oberen Ecken
die cknstitia und Laxisntia und unten im
Sockel ibsmxsrantia. und Uortitucko; es hat
daher den Anschein, als wenn ursprünglich ein
anderes Mittelstück in Aussicht genommen ge-
wesen wäre. Da es zu weit führen würde die
Urheberschaft Eisenhoits hier durch eine ver-
gleichende Betrachtung von Einzelheiten an den
Abbildungen unserer Kacheln und an denen der
unzweifelhaften Stücke aus der Herdringer Silber-
kammer näher nachzuweisen und zu begründen,
so müssen wir es dem Leser überlassen, sich
hierein zu vertiefen, und bemerken nur noch,
daß die freiere und flottere Behandlung, wo-
durch sich die Kacheln vor jenen Arbeiten ans-
zeichnen, ohne Schwierigkeit aus der Verschieden-
heit des zu bearbeitenden Materials erklärt
werden kann. Die in unserem Schnörkelwerk

auftretenden beiden Löwen können, als An-
spielung auf das hessische Wappentier gedeutet,
noch zur Stützung unserer Hypothese über den
Ursprung der Kacheln herangezogen werden,
indem ihre Bestimmung für einen Ofen im
Schlosse des Landgrafen zu Marburg st dadurch
bemerklich gemacht werden sollte. Bis ein Be-
weis des Gegenteils erbracht wird, halten wir
daher als Thatsache fest, daß Eisenhoit bei
einem Anfenthalt zu Marburg nicht nur ein
Porträt der Landgräfin Hedwig gezeichnet,
sondern anch die Kacheln modellirt hat.

Schließlich mag noch als eine entferntere
Beziehung Eisenhoits zu Hessen angeführt
werden, daß in einem in der Landesbiblio-
thek zu Cassel aufbewahrten Manuskripte
(Mathem. 4°, Nr. 25) von der Hand des Ben-
jamin Bramer, eines Schülers und Schwa-
gers von Jost Burgi, sich der Originalentwurf
zu dem Titelblatt des von letzterem beabsichtigten,
aber erst 1649 von Bramer herausgegebenen
Werkes über dasTriangularinstrumentss. Lessing,
sud 19, S. 8) befindet; er enthält nur die anf
die Anwendung des Jnstruments bezüglichen
kleinen Figurengruppen, nicht die von Eisenhoit
beim Kupferstich zugefügten Ecken. Wir geben
eine verkleinerte Nachbildung desselben (das
Original ist 143 om hoch und 114 om breit)
bei, welche mehrfache Abweichungen von der
Ausführung im Stich erkennen läßt, und glauben,
daß die Zeichnung die von Eisenhoit nach den
Angaben Burgis gemachte Skizze ist.

1) Jn Rommel, Geschichte vonHessen, Bd. VI,
S. 52 wird erwähnt, daß der in dem oben mit-
gsteilten Schreiben Heugels erwähnte Or. Wolf
Heizanlagen darin gemacht habs.

Von etner italienischen Truhe um lövo.
 
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