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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Heiden, Max: Eine deutsche Aufnäharbeit aus dem Ende des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0190

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Rein, Japan nach Reisen und Studien dargestellt.

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ihrem vollen Umfang erst in den letztenJahrzehn-
ten bekannt geworden: was früher nach Europa
lam, war eigens für den Export gearbeiteteWare.
^erade auf diesem Gebiete, auf dem bald der
Sammeleifer Europas rege wurde, waren bis
1878 und stnd auch jetzt noch die verkehrtesten
-inschonnngen verbreitet, namentlich über das
Älter der verschiedenen Produkte. Reins Buch
llürd auch auf diesem Gebiet dazu beitragen, Licht
zu verbreiten, er konnte an Ort und Stelle über
die Technik nicht nur, sondern anch über die oft
relativ junge Geschichte der betreffenden Fabri-
kation Auskunft erhalten. Merkwürdig ist, daß
die japanische Sprache keine Worte besitzt, um
die verschiedenen keramischen Produkte zu be-
zeichnen; man benennt ste nach dem Ort ihrer
Entstehung, z.B. Awata-Yaki, Kutani-yaki, Banko-
haki, d. h. Gebranntes aus Awata, Kutani,
Banko, oder Seto-mono-Ware aus Seto, ohne
darauf Nücksicht zu nehmen, daß Awata-Yaki
eine Art Faience, Kutani-Yaki Porzellan und
Seto-mono Steinzeug ist. Allerdings ist eine
so strenge Trennung der einzelnen keramischen
Produkte ihrem Charakter nach wie in Europa
>u Japan kaum möglich; ich habe das oft be-
obachten können, wenn es bei Zollrevisionen
galt, japanische Thonwaren zu klassifiziren. Die
Judustrie ist in Fapan, wie früher auch bei
uns, durchaus an die Scholle gebunden, basirt
auf den an Ort und Stelle gefundenen Roh-
waterialien: mit ihnen sucht sie so gut es geht

auszukommen. Es würde hier zu weit führen,
dies im einzelnen zu verfolgen; keramischen
Fachblättern sei dies Kapitel als reiche Fund-
grube besonders empfohlen.

Als eine den Japanern allein bekannte
Technik, die nachzuahmen in Europa bisher
nicht gelungen ist, sei hier noch der Zellenschmelz
auf Thonwaren, Steingut und Porzellan er-
wähnt. Die Zellen werden auf den unglasirten
Scherben nnr mit einem Pflanzenschleim be-
festigt, mit Emailfarben gefüllt und gebrannt.

Ohne Zweifel wird das Reinsche Buch
nicht bloß im Kreise der Freunde japanischer
Kunst, sondern in erster Linie bei den Jndu-
striellen freudigste Aufnahme finden. Den wich-
tigsten Zweigen unserer vaterländischen Jndustrie
wird hier mannigfache Anregung geboten, na-
mentlich werden diesen Kreisen die zahlreich
beigegebenen chemischen Analysen willkoinmenes
Material bieten. Das Verständnis vieler Einzel-
heiten wird durch vortreffliche Textillnstra-
tionen und farbige Tafeln gefördert, unter letz-
teren zeichnen sich die von Albert Frisch in
Berlin gefertigten farbigen Lichtdrucke besonders
aus. Dem freundlichen Entgegenkommen der
Verlagsbuchhandlung verdanken wir die der
Besprechung beigegebenen Abbildungen, die auch
ihrerseits dazn beitragen mögen, dem Buch einen
recht warmen Empfang und weiteste Verbreitung
zu sichern.

Zinnerms TaufgeM, entworfcn und ausgefllhrt von Th. Prüser, Berlin.

Kunstgewerbedlatt. m.

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