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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0194

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Kleine Mitteilungen.

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llehen, jhren Zweck erfüllt, was sich nicht sagen läßt,
wenn ste unberührt in den Mappen liegen. Man
könnte da wohl an das vergrabene Pfund und die
Schätze, die Motten und Rost fressen. erinnern. Eine
einsichtige Verwaltungsbehörde wird sicherlich niemals
daran Anstoß nehmen, daß beträchtliche Summen für
die Nachschaffung von Büchern und Vorlegeblättern
nnfgewandt werden, welche zerlesen, durch Pausen
nerdorben oder sonst abgenutzt worden sind.

Kein Kunstgewerbemuseum, sei es noch so reich
nn Originalen, wird ohne einen solchen Apparat eine
^rästige und nachhaltige Wirkung ausüben. Jnsbe-
sondere aber meinen wir, daß die Provinzialmuseen
w s- w. ihre Mittel viel nutzbringender in einer
llnten, entsprechend geordneten, leicht zugänglichen
Bibliothek und Vorbildersammlung anlegen, als in
rinzelnen Paradestücken, die oft sür die an Ort und
Stelle betriebenen Kunstgewerbe gar keinen praktischen
Wert haben. Für Anstalten, welche sich in Städten
befinden, die politische oder wirtschaftliche Mittslpunkte
bilden, gelten naturgemäß noch andere Bedingungen.
Sie dürfen sich nicht auf einzelne Jndustriezweige be-
schränken, müssen das ganze Gebiet umsassen, auch
sur die weitesten Kreise Anziehungskraft besitzen, zu-
gleich Sammelbecken sein, aus welchen den entlege-
"eren Teilen zufließt, was sür diese dienlich und an-
regend ist.

Aber Leben muß ssin in den großen und in den
kleinen Museen für das Kunstgewerbe, in welchem sie
ja Leben verbreiten sollen. Sie sind nicht um ihrsr
selbst willen da, nicht für eine beschauliche Existenz ge-
schaffen, sondern als Arbeitsmaschinen.

l^Aus oem Supplerm zum Ccntralblatt für das gewerbliche
Unterrichtswesen in Östcrreich.f

Tilterarischc^.

Ezerny, A., Kunst und Kunstgewerbe im Stifte
St. Florian von den ttltesten Zeiten bis zur Ge-
genwart. 8°. 319 Seiten, broschirt. Linz, F. I.
Ebenhöch. 1886. M. 7.20.

Lä. — Die Aufgabe der vorliegenden Arbsit ist,
bas was seit Einführung der regulirten Chorherren
in St. Florian im Jahre 1071 auf dem Gebiete der
Baukunst, Malerei, Skulptur, Musik und des Kunst-
gewerbes daselbst geschehen ist, nach den archivalischen
^uellen des Hauses zu schildern. Aus diesen Qusllen
skießt ein überaus reiches Material zur Geschichte der
Kunst und des Kunsthandwerks; nicht so, daß etwa
bis jetzt unbekannte große Künstler neu erstehen,
sondern die Auszüge aus den Rechnungen rc. gewähren
°inen höchst interessanten Einblick in die rege Thätig-
kE des Handwerks in Oberösterreich, vornehmlich
während des 17. und 18. Jahrhunderts. Wir erhalten
hier — was eben so selten als wichtig ist — Preis-
^ugaben auf Bestellung und als Verkaufsware an-
gefertigter Gegenstände, erfahren die Höhe der Ar-
beitslöhne in den verschiedensten Gewerken zu ver-
schiedenen Zeiten, können die Bezugsguellen und
^2ege des Rohmaterials versolgen und sind gelegentlich
M der Lage die Preise rc. an noch vorhandenen Ar-

beiten zu kontroliren. So reicht die Bedeutung des
Buches weit über die Mauern von St. Florian hinaus;
es ist eine sehr wichtige Fundgrube für die Kunst- und
Kulturgeschichte namentlich des 16.—18. Jahrhunderts.
Des Zusammenhanges wegen war die Voruntersuchung
der Zeit seit dem Austauchsn St. Florians in der Ge-
schichte notwendig. Jm Anhang werden im kultur-
historischen Jnteresse der alte Reliquienschatz, die ehe-
malige Rüstkammer, die Prälatur vor dreihundert
Jahren, das Bilder-, Kupferstich- und Antiquitäten-
Kabinet des Stiftes besprochen.

Nürnberg. — Das Bayerische Gewerbcmuseum
vsröffentlicht einen Katalog seiner Sammlung von
Schmuckstücken unter dem Titsl: „Der Metallschmuck
in der Mustersammlung des Bayerischen Gewerbe-
museums zu Nürnberg" mit 16 Kupfertafeln und
30 Jllustrationen im Text. Letzterer, von I. Stock-
bauer verfaßt, giebt in zwei umfangreichen Kapiteln
gemeinverständliche Auskunft über die „Verwendung
des Schmuckes bei den verschiedenen Völkern" sowie
über „Die formelle Gestaltung des Metallschmuckes"
unter vsrschiedenen Gesichtspunkten. Text sowohl wie
Tafeln — letztere gelungene Produkte der Radir-
klasse des Museums — sind durchaus auf praktischen
Bedarf und Benutzung hin gehalten, so daß in dem
übrigens typographisch vortrefflich ausgestatteten
Buche der Juwelier vielfache und fruchtbare Anregung
finden dürfte.

II. S. Die Ornamcntik in der Rocktasche — so
möchten wir das Vademekum des Ornamentzeichners,
das in zweiter Auflage für S Mk. bsi T. O. Weigel
in Leipzig erschienen ist, nennen. Dem Verfasser
Heinrich Schulze ist es nämlich gelungen aus 64Taseln
im Taschenbuchformat „1210 Ornamentmotive" zu-
sammenzustellen „für dekorative Kunst in Farben
(sio), Stoffen, Holz, Metall, Gußwaren u. s. w. zu
Entwürfen in vergrößerter Ausführung mit viel-
fachen Hinweisen in bezug auf ihre Färbung"
Und wem soll nun dieser Ornamentkürschner
dienen? Dem praktisch thätigen Publikum, zumal
dem Zeichenlehrer. Nun, wir können den Gewerbe-
treibenden nur bedauern, wenn er zu dieser nichts
weniger als praktischen Eselsbrücke seine Zuflucht
nehmen muß, und den Verfasser dazu, wenn er
glaubt, diese mit sehr mäßigem Verständnis zu-
sammengesuchten und vor allem schlecht gezeich-
netsn Motive kämen einem berechtigten Bedürfnis
entgegen. Nicht minder bedauerlich sind die Erklä-
rungen „der wichtigsten Kunstausdrücke": sie ent-
hüllen eine wahrhaft verblüffende Unkenntnis. Das
Buch gleicht einem Citatenschatz, aber nicht dem
Büchmannschen, so unsäglich trivial sind im allgemei-
nen diese Ornamentmotive. Weniger wäre gewiß bei
weitem mehr gewesen. Hätte sich doch der Verfasser
bemüht, die für die einzelnen Stilarten, die histori-
schen wie technischen, wirklich charakteristischen Haupt-
formen in korrekter Zeichnung wiederzugeben, sie in
ihren einfachsten Typen zu erfassen und weiterzu-
führen in organischer Ausbildung, er hätte dem
Zeichenlehrer — von dem man doch wohl einige

1) Gehören vermutlich nicht zu den Metallen.
 
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