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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0217

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Rleine Mitteilungen.

Die deutschnationale Aunstgewerbe-Aus-
stellung zu München im I. s888.

Jn dem Jahre, da die projektirts Ausstellung statt-
sinden soll, wird ein Säkulum verflossen sein, seitdem
München die erste, künstlerischs Dinge betreffcnds Aus-
stellung, allerdings in ziemlich bescheidenen, der da-
maligen Bedeutung und Größe der Stadt entsprechen-
den Berhältnissen gesehen hat. Diesen Zeitpunkt würdig
zu begehen wurde die progrämmäßig auf das Jahr 1887
entfallende internationale Kunst-Ausstellung zuglsich
wegsn der stattfindenden Berliner Jubiläums-Aus-
stellung verschoben, Es geschah dies bereits bei der
Generalversammlung der Münchener Künstlergenossen-
schast, welche der 83er Ausstellung folgte. Jm Herbste
1886 trat dann zum ersten Male ösfentlich diskutirt die
Jdee auf, mit dieser Jubiläums-Kunst-Ausstellung
gleichzeitig eine deutschnationale Kunstgewerbe-
Ausstellung zu inszeniren. Seit der großen
Münchener Ausstellung vom Jahre 1876 hat kein
Wettbewerb im großen Maßstabe unter den Produk-
ten des Kunstgewerbes innerhalb ganz Deutsch-
lands mehr stattgefunden; es waren mehrere Spezial-
oder Lokal-Ausstellungen, welche zu Berlin, Frank-
furt, Stuttgart, wiederholt zu Nürnberg, in Augsburg
rc. rc. stattgefunden haben. Daß diese partiellen Zu-
sammenstellungen der Leistungen des deutschen, rssp.
bayrischen, rheinischen, württembergischsn rc. rc. Kunst-
gewerbes keinsn Überblick über die gesamte Stellung
des Kunstgewerbes in Deutschland gebsn konnten, lisgt
klar auf der Hand, und es lag daher zismlich nahs,
einem solchen Überblick in Form einer deutschnatio-
nalen Kunstgewerbs-Ausstellung faktischen Ausdruck
zu verleihsn. Daß das Jahr der gleichzeitig statt-
findenden Jubiläums-Ausstellung als ein geeigneter
Zeitpunkt hierfür erschien, ist einleuchtend, denn Mün-
chen sieht ja alljährlich eine ungemein große Zahl
von Reisenden, dis ins deutsche Gebirge oder nach
der Schweiz gehen und bei dieser Gelegenheit den
prächtigen Sammlungen der bayrischen Metropole
ebenso ihre Huldigung darbringen, wie dem köst-
lichen Naß, das dort im Hofbräuhaus und an mehreren
Dutzend anderer Quellen mundend und reichlich fließt
und am Charakter der Stadt beinah gerade soviel Anteil
hat, als Wissenschaft und Kunst. Bei Ausstsllungen
ist es eine Thatsache, daß Münchsns Besucherzahl sich
nicht bloß verdoppelt und vsrdreifacht, nein, sie hat
bisher immer jsne Ziffer erreicht, die nicht bloß einem
Deficit vorbeugte, sondern ein Plus garantirts.

Anfänglich glaubte man dis beidsn Ausstellungen
unter einem Dache — demjenigen des Glaspalastes
mit eventuell anzubausnden Annexsn — unterbrmgen
zu können. Jedoch stellte sich die Erwägung, daß
erstens eine internationale und zweitens eine retro-
spektive Kunst-Ausstellung sehr viel Platz beanspruchen
würden, um sich richtig zu entwickeln, dem Projekte
einer Vereinigung in den Weg. Der in Aussicht ge-
nommsne Platz für Annexbauten, welchs zu beiden
Flanken des Glaspalastes, innerhalb des Terrains des
botanischen Gartens, nahen Platz finden sollen, wurde

aus irgend welchen Gründen, die ich nicht kenne, außer
Betracht gelasssn, nachdem der seitens der Künstler-
schaft zur Verfügung gestellte Raum innerhalb des
Glaspalastes selbst als viel zu klein erkannt wurde.
Es konnts sich also nur darum handeln, das Projekt
einer deutschnationalenKunstgswerbe-Ausstellung gänz-
lich fallen zu lassen, odsr aber sich ganz auf eigene
Fllße zu stellen und ein von der Jubiläums-Ausstellung
unabhängiges Unternehmen zu schaffen, was gleichzeitig
mit diesem ein Bild vielseitig künstlerischer Thätigkeit
geben soll.

Das Unternehmen fand viele Freunde und des
Königreichs Verweser Prinz Luitpold übernahm das
Protektorat. Damit war die Sache gesichert, und das
nächste war, daß die Gsmeindekollegien den Beschluß
faßten, dem Unternshmsn einen günstigen Platz (am
Jsarguai) anzuweisen und ihm außerdem eine Garantie-
fonds-Unterstützung von 58,60» Mark zu gewähren.
Den Rest des benötigten Garantiefonds sucht der Kunst-
gewerbeverein zusammen mit der Künstlerschaft, diese
allerdings für ihre eigenen Zwecks, aufzubringen und
München wird in diesem Falls die beste Gelegenheit
haben, einmal zu zeigen, wie sehr es alle jene schätzt,
die durch ihre kllnstlerischen Leistungen jährlich eine
Menge Fremder hsranziehsn und so der Stadt nicht
blos das Prestige erhalten, sondern ihr auch ganz
direkt materielle Vorteils zuführen!

H. E. v. B.

Aunstunterrichr.

Uä. Berlin. Jn der Unterrichtsanstalt des kgl.
Kunstgewerbs - Mussums blieb im Wintersemester
1886/87 Lehrplan und Lehrpersonal im wesentlichen
wie im vergangenen Jahre, doch zwang die immer
empfindlicher werdende Überfüllung aller Räumlich-
keiten am Museum, einen Teil der Klassen (nämlich
sämtliche Tagesvorbereitungs- und einige Abendklassen)
an die königlichs Kunstschule zu verlegen. Betrachtet
man diese translocirten Klassen als noch zum Kunst-
gewerbe-Museum zugehörig, so ergiebt sich für die
Frequenz der Unterrichtsanstalt im Wintersemester
folgendes Resultat: Jn den am Kunstgewerbe-Mussum
zurückgebliebenen Klassen betrug die Zahl der aus-
gegebenen Unterrichtskartsn 767, die Kopfzahl der
Besuchsr 449. Jn den an die Kunstschule verlegten
Klassen betrug die Zahl der ausgegsbenen Unter-
richtskarten 447, dis Kopfzahl der Besucher 261.
Jm ganzen aber wurden ausgegeben 1154 Untsrrichts-
karten, die Zahl der Besucher betrug 710, darunter
175 Schülerinnen.

Musteu und Ausstellungcn.

Kunstsammlungen in Moskau und Pcteisburg.
Jn den letzten Sitzungen der kunstgeschichtlichen Ge-
sellschaft zu Berlin berichtete Julius Lessing über die
Kunstsammlungen der oben genannten Städte. Wir
teilen diese leidsr kurzen Notizen nach den Sitzungs-
berichten der erwähnten Gesellschaft mit, da über diese
Sammlungen sonst so gut wis nichts bekannt ist.

Die Kunstsammlungen in Moskau entstam-
 
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