Von Richard Graul.
197
Künstler genug, um einzusehen, daß ein Be-
harren auf dem Meissonnierschen Pfade, ein
konseqnentes Durchführen der lockeren Rococo-
Ürinzipien von Übel war. Er behielt die An-
mut leichter Bewegung für sich und freute sich,
in passenden Andeutungen an die gefallene
Stilgrvße erinnern zu können. So weiß sich
Lonis XVI., währeud seine etwas verwickelte
Raumdispositivn — der als Aufsatz erscheinende
Teil mit vier Schubläden kann versenkt werden,
worauf die aufgeschlagene Platte geschlossen
wird — dann die durchgängige Schweifung der
Konturen und Flächen, die Rocaillemotive der
Füße und die schüchternen Ranken der Bein-
Heritoirs 9. toilette der Marie Antoinette, um 1770. South-Kensington-Museum.
auch das Tischchen (s. die Tafel), das einst
Marie Antoinette ihrer Schwester, der Erz-
herzogin Marianne von Österreich, geschenkt hatte,
und das hente dem Freiherrn Roderich von
Walterskirchen in Wien gehört, seiner Herkunft
mit feinem Takte zu rühmen. Die größere
Züchtigkeit der Bewegung, die helle reiche
Blumenmargneterie seiner Wandnngen, die klaren
Metallnmfassnngen sind im Geschmacke des frühen
kanten, dem echten Lonis XVI. gegenüber als
Gewohnheiten einer im Schwinden begrisfenen
Geschmacksrichtung erscheinen. Jm vierten nnd
fünften Heft der vorjährigen „Mitteilungen des
k. k. österreichischen Museums für Kunst nnd
Jndustrie" hat Riegl das köstliche Werkchen
einer sorgfältigen Erörterung unterzogen, auf
die wir sür alles Einzelne hinweisen.
197
Künstler genug, um einzusehen, daß ein Be-
harren auf dem Meissonnierschen Pfade, ein
konseqnentes Durchführen der lockeren Rococo-
Ürinzipien von Übel war. Er behielt die An-
mut leichter Bewegung für sich und freute sich,
in passenden Andeutungen an die gefallene
Stilgrvße erinnern zu können. So weiß sich
Lonis XVI., währeud seine etwas verwickelte
Raumdispositivn — der als Aufsatz erscheinende
Teil mit vier Schubläden kann versenkt werden,
worauf die aufgeschlagene Platte geschlossen
wird — dann die durchgängige Schweifung der
Konturen und Flächen, die Rocaillemotive der
Füße und die schüchternen Ranken der Bein-
Heritoirs 9. toilette der Marie Antoinette, um 1770. South-Kensington-Museum.
auch das Tischchen (s. die Tafel), das einst
Marie Antoinette ihrer Schwester, der Erz-
herzogin Marianne von Österreich, geschenkt hatte,
und das hente dem Freiherrn Roderich von
Walterskirchen in Wien gehört, seiner Herkunft
mit feinem Takte zu rühmen. Die größere
Züchtigkeit der Bewegung, die helle reiche
Blumenmargneterie seiner Wandnngen, die klaren
Metallnmfassnngen sind im Geschmacke des frühen
kanten, dem echten Lonis XVI. gegenüber als
Gewohnheiten einer im Schwinden begrisfenen
Geschmacksrichtung erscheinen. Jm vierten nnd
fünften Heft der vorjährigen „Mitteilungen des
k. k. österreichischen Museums für Kunst nnd
Jndustrie" hat Riegl das köstliche Werkchen
einer sorgfältigen Erörterung unterzogen, auf
die wir sür alles Einzelne hinweisen.