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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Rogge, Theodor: Fassadenmalereien vom Schloß zu Füssen
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Standuhr, entworfen von Herm. Götz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0251

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214

Standuhr von Herm. Götz.

Darstellung gezogen, so sind sie durch architek-
touische Umrahmungen in Zusammeuhang mit
der Fassade gebracht.

Jn neuester Zeit sehen wir Fassaden-
malereien wieder in München mit Erfolg an-
gewendet. Berlin besitzt jetzt ebenfalls ein
Beispiel in der Sedlmaierschen Bierbrauerei
znm Spaten in der Friedrichsstraße, von
Münchener Künstlern gemalt. Allerdings sind
dies vorzugsweise Arbeiten von mehr oder min-
der großem künstlerischen Wert.

Die Malerei aber in eiufacher Weise zum
Schmuck der Fassade verwendet verdiente wohl
wieder zu allgemeinerer Auwendung zu ge-
langen. Mit geringen Kosten lassen sich mit
ihr von jedem einigermaßen geübten Deko-
rationsmaler reiche und prächtige Wirkungen
erzielen. Bei richtiger Behandlung dauern die
Farben Jahrhunderte hindurch, wie selbst die
am Nordabhang der Alpen gelegenen Gegenden
genug Beispiele aufzuweisen haben, deren Klima
demjenigen Norddeutschlands an Rauheit keines-
wegs nachsteht. Es kommt vielleicht nur darauf
an, das Jnteresse für Fassadenmalerei wieder

zu wecken. Jn den Abbildungen geben wir zwei
einfache und wirkungsvolle Fensterumrahmungen
Vvn der Fassade des Schlosses zu Füssen, eines
bayrischen Städtchens am Lech, dicht an der
Grenze von Tirol. Das auf einem Felskegel
höchst malerisch gelegene Schloß wurde 1490
von den Fürstbischöfen von Augsburg errichtet,
uud wohl mit Bestimmtheit läßt sich annehmen,
daß Augsburger Maler an der Ausschmückung
desselben thätig waren. Die Fensterumrah-
mungen sind beide als Erker in den Formen
spätgotischer Architektur gedacht und in einer
Art von Parallelperspektive dargestellt. Jn
ihrer Anwendung als Malerei sind die archi-
tektonischen Formen für dieselbe gewissermaßen
stilisirt. Die Farbe ist vorwiegend gran in
grau. Teile des Maßwerkes sind gleichsam als
Vergoldung gelb gehalten, ebenso Bischofsmütze
und Hirtenstab. Außerdem sind die Dächer nnd
Wappen farbig. Die Ziegel der ersteren bilden
Muster aus Weiß, Gelb und Rot, die ab-
schließenden Krabben und Knöpfe sind gelb.
Die Wappen zeigen die Ausburger Farben Rot
und Weiß.

Ltanduhr, entworfen von Herm. Götz.

L>l. Uuter den Festgaben, welche S. M.
dem Kaiser auläßlich des ueunzigsten Geburts-
tages dargebracht wurden, nimmt das Geschenk
der großherzoglich badischen Herrschaften eine
hervorragende Stelle ein: eine Standuhr, welche
wir heute in Abbildung nach dem zum Teil
abgeänderten ersten Entwurfe nebst Details der
wirklichen Ausführung wiedergeben.

Mit besonderer Vorliebe Pflegt die groß-
herzogliche Familie für festliche Anlässe Ilhren
zu stiften, weil die Uhrenfabrikation einen
Hauptindustriezweig des badischen Schwarz-
waldes bildet; so sind bereits eine größere
Anzahl reicher Prachtuhren geschasfen worden,
die alle ihre Entstehuug den hohen Herrschaften
zu verdanken haben und bei welchen stets wieder
neue und mitunter sehr glückliche Probeu in
der Anwenduug ihrer Dekorationsmotive ver-
sucht wurden. Auch die abgebildete Uhr ist in
ihrer Auffassung wieder ganz neu und originell,
iusbesondere aber durch die sinnige Anordnung
der verschiedenen auf die so seltene Feier be-
züglichen Symbole äußerst geluugen.

Dieselbe ist im „Schwarzwaldstile" gehalten.
Das mit einem Schindeldach bekrönte Gehäuse

besteht aus dunkel gebeiztem Nußbaumholze,
reich mit geschnitzten Dekorationen und lichteren,
teilweise vergoldeten Einlagen versehen, welche
mit trefflich behandelten Malereien ausgestattet
sind. Die Hauptseite zeigt unterhalb des silber-
nen Zifferblattes ein Kalenderwerk nebst Baro-
meter. Hieran anschließend folgt eine prächtig
gemalte Füllung von Mnler Hasemann mit
zweijugendlichen Schwarzwälderinnen,welche das
Datum,den22. März, bekränzen. Dieübrigen,von
Maler Wagen ausgeführten Einlagen (Fig. 2)
enthalten Tannen, Fichten, Weißdorn und
Epheukränze, belebt durch allerlei Getier des
Schwarzwaldes, nebst einer von G. zu Put-
litz verfaßten Widmungsstrophe, welche an Stelle
der auf uuserer Abbildung sichtbaren badischen
Wappens angebracht lautet:

Ein Schwarzivaldkmd, geschmückt mit Kränzen,
Spricht heute Dir von neunzig Lenzen.

Es mißt die Uhr in sicherm Schlag
Des Kaisers Fest, des Volkes Jubeltag.

Fortan nur srohe Stunden soll sie zeigen,

Doch siegsnd über alle Zeit

Bleibt Jhm dis Liebe, Treue, Dank zu eigen

Jn Ewigkeit.
 
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