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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Schneider, Friedrich: Deutsche Elfenbeinskulpturen des frühen Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0286

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Von Friedrich Schneider.

247

ihm noch nicht erzielt worden, so ist es ihm Betracht kommen; die architektonische Umrah-
doch gelungen, eine Reihe von Elfenbeinskulp- mung derselben weist ihnen jedoch zum voraus,
turen jener Künstler von der Maas nachzu- neben sonstigen Unterschieden, eine andere Stel-
weisen. Jm allgemeinen dürften dieselben anf lung zu. Prof. Springer verweist auf einige

ravennatische
Vorbilder zurück-
zuführen sein, als
deren Hauptver-
tretung die Ca-
thedraMaximiani
etwa zubezeichuen
wäre. Daß jene
Schnle unter hei-
mischen EinMs-
sen arbeitete, ist
unzweifelhaft und
in einer durch-
schlagenden Weise
durch die Tafel
von Tongern be-
legt.') Auch hier
offenbart sich eine
Art von frischer
rauher Natur-
wahrheit, wie sie
nnserem Mett-
lacher Petrus
eignet; nur ist
das ganze Bei-
werk ausgespro-
chen ravennati-
scher Art. Je
mehr Erinnerun-
gen an Vorbilder
dieses Ursprungs
darin anklingen,
nm so auffälliger
tritt die unfreie
Abhängigkeit je-
ner Kunst der
Maasgegend zu
Tag. Andere
WerkediesesKrei-
ses, wie nament-
lich zwei in der
Sammlung Spi-
her in Paris be-
findliche Stücke, ein heiliger Petrus nnd ein
heiliger Paulus, sollen immerhin hier in

1) Vgl. ^.nnrilss ile l'^ouäsinis ä'Vrelisal. äs
öslAi^us, t. XXIV u. ksussns, Ulänisnts ä'^r-
oiisol. 6brst. II. sä. I. pA. 195 u. 253.

Der Apostel PetrilS. Elfeiibeinschnitzerei aus dem 10. Jahrhundert

Ahnlichkeit mit
dem Elfenbein-
relief eines heil.
Paulusbei Wsst-
vooä, Uietils
ivoriss x>g. 163.
Allein den ra-
vennatischen Vor-
bildern (und deu
verwandten Wer-
ken des Berliner,
des South-Ken-
sington- und des
Darmstädter
Museums)gegen-
über herrschen
neben gänzlicher
Verschiedenheit
im Apparat gar
zu große Unter-
schiede in derBe-
handlung der
Natur. Unser
Petrus, schreibt
Prof. Springer
schließlich, ist in
einer Landschaft
zu einerZeit ent-
standen, in wel-
cher eine alte
Kunstweise nicht
vergessen war,
eine gewisse Tra-
dition sich erhal-
ten hatte, in wel-
cher aber auch
ein selbständiges
Empfinden, ein
kecker Zug nach
lebendiger Wahr-
heit sich Geltung
erworben hat.

Jn dieser sei-
ner Eigenart nun steht zur Zeit unser Mett-
lacher Petrus völlig vereinzelt da. Weder
die Berliner Sammlung, noch jene des Ken-
sington-Museums, noch auch Darmstadt, das
in der Kollektion Hüpsch einen so reichen

Kmistgewerbeblatt. III.

Sb
 
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