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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Hellwag, Fritz: Der III. Kongress deutscher Kunstgewerbetreibender in Berlin: Einberufen vom Fachverband für die wirtschaftlichen Interessen des Kunstgewerbes, e.V. am 21. und 22. Juni 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0199

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DER III. KONGRESS DEUTSCHER KUNSTGEWERBETREIBENDER IN BERLIN

EINBERUFEN VOM FACHVERBAND FÜR DIE WIRTSCHAFTLICHEN
INTERESSEN DES KUNSTGEWERBES, E.V. AM 21. UND 22. JUNI 1TO

o Als ich hörte, daß der vom »Fachverband für die wirt-
schaftlichen Interessen des Kunstgewerbes E. V.« einbe-
rufene dritte Kongreß deutscher Kunstgewerbetreibender
in Berlin auf das Programm seiner Tagung an erste Stelle
das Thema gesetzt hatte: »Die Lehrlingsfrage und die Pßielit-
fortblldungsschulen*, da machte ich in letzter Stunde noch
einen Versuch, zur Verständigung und Einigung zu mahnen,
indem ich in voriger Nummer des Kunstgewerbeblattes
auf den Seiten 175 u. ff. nochmals die Meinungsäußerungen
für und wider die Pflichtfortbildungsschulen zusammen-

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Borten, Pranien und Oünpcn von Julius Scheuerje in Frankfurt a,M,

faßte und darzulegen versuchte, daß man mit einigem
guten Willen doch wohl zu einer Verständigung würde
gelangen können. n

o Auf einer Reise, einige Tage vor der Tagung des Kon-
gresses, sagte mir ein in seinem Fache als Kunsthandwerker
hochzuschätzender und in den Kreisen der Fachverbands-
mitglieder sehr einflußreicher Herr am Schluß einer längeren
Unterredung über die vielen Reibungspunkte der modernen
Entwickelung: »Schauen Sie also, daß wir zu einer Ver-
ständigung mit der Künstlerschaft gelangen! Es ist ja
schließlich nur noch ein Kampf um Worte geworden und
wir sind auf beiden Seiten des Streites müde.« Nun
stand mein Entschluß fest, an dein Kongreß teilzunehmen
und obwohl das »Kunstgewerbeblatt« keine Einladung er-
halten hatte, bemühte ich mich, gegen meine sonstigen
Grundsätze, um die Erlaubnis zur Teilnahme und kürzte
meine Reise um einige Tage ab, nur um ja nicht diese,
von mir und meinen Gesinnungsgenossen so lange erhoffte
Gelegenheit, eine Basis der Verständigung zu schaffen,
versäumen zu müssen. Unsere Hoffnungen wurden leider
in keiner Weise erfüllt. q

d Zu Beginn der Beratungen wurde, leider im Galopp-
tempo und ohne den Versuch zu einer wirklich frucht-
bringenden Zusammenfassung, das Ergebnis einer Umfrage
bekannt gegeben, die der Fachverband über die Wirkung
der Pjlichtjortbildungsschulen unter den Innungen und an-
deren Verbänden veranstaltet hatte. Man konnte bei der
großen Hast, in der die trockenen Sätze trocken verlesen
wurden, nur Einzelheiten der Umfrage notieren, so daß ein
näheres Eingehen erst dann geboten erscheint, wenn das
stenographische Versammlung!-Protokoll vorliegen wird,
o Aber soviel kann schon jetzt gesagt werden, daß das
flüchtige und der logischen Zusammenfassung entbehrende
Hineinwerfen von aufreizendem und unverdaulichem sta-
tistischem Material in eine recht ungleichwertige Versamm-
lung wenig Wert hatte und eine ungünstige Wirkung aus-
üben mußte. Es begann nämlich ein Sturmlauf gegen die
Pflichtfortbildungsschulen, denen manche Redner den voll-
kommenen Garaus machen wollten. El hagelte nach allen
Seiten unüberlegte Vorwürfe. Als das Getümmel zu hitzig
wurde, ertönten laute Rückzugsignale. Der Landtags-
abgeordnete und Tischler-Obermeister Rahardt verkündete
den verdutzten Eiferern, daß man doch nicht so radikal
gegen die Pflichtfortbildungsschulen Sturm laufen dürfe,
weil es ja doch die Handwerker selbst gewesen wären,
die seinerzeit den Anlaß zur Begründung der Fortbildungs-
schulen gegeben hätten. Man müsse nur das verlangen,
was erreichbar wäre, und könne sich deshalb nur darüber
beschweren, daß die praktischen Handwerker bei der Aus-
wahl des Lehrstoffes, bei der Bestimmung der Unterrichts-
zeit nicht gefragt und bei der Erteilung des Fachzeichnen-
unterrichts ausgeschaltet worden seien. Der Minister selbst
habe aber ein besseres I landinhandarbeiten bereits als
seinen eigenen dringenden Wunsch kund gegeben. Die
Lehrwerkstätten aber könnten niemals fruchtbringend
werden. (Man erinnert sich wohl, daß Herr Rahardt sich
ähnlich, und zwar, soviel ich weiß, im preußischen Ab-
geordnetenhause, über die Meisterkurse ausgesprochen hat,
die er für ganz nutzlos hielt. Seither ist es über die
Meisterkurse ganz still geworden. So wird es ihm auch
noch mit den Lehrwerkstätten ergehen.) Er wisse wenig-
stens nicht, wie man sich z. B. mit den 2000 Tischlerlehr-
lingen in Berlin, von denen auf jeden Jahrgang 4 bis 500
kämen, die Sache vorstelle. Die Knaben könnten ja meist
noch nicht einmal den Hobel richtig anfassen und man
wolle ihnen in den paar Stunden des Lehrwerkstättenunter-
 
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