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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1901)
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Avenarius, Ferdinand: Literarische Ratgeber des Kunstwarts für 1902, [5]: Naturwissenschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0247

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Bibliothek ersetzt. Jm Kunstwart schon früher wiederholt warm empfohlcn
wurde Bölsches zweibändige „Entwicklungsgeschichte dcr Natur", der
unorganischen sowohl wie der organischen. Von desselben Verfassers „Lieb es-
lebcn in d er Natur" ist ein zweiter Teil erschienen, der (ivie der erste) auch
für sich gelesen werden kann, ferner von ihm ein Band naturgeschichtlicherSkizzen
„Vom Bazillus zum Affenmenschen". Ein geologisches Kompcndium ist
Neumayrs „E rdg eschichte". Das ist abcr jetzt schon eins von dcn dickleibigen
Werken des Bibliogr. Jnstituts, die sich an dcn Brchm anschliehen. Dicsc
Bücher, Neumayr, Ratzel, Kerner, Ranke, neuerdings auch eine Astronomie
von M. Wilhelm Meyer, sind die bcstillustrierten naturwissenschaftlichen Hand-
bücher dcr Gegenwart. Sie wirkcn schon vicl durch dicse Bilder. Der Text
aber fordert ernstes Studium, gerade weil er gut im fachwissenschaftlichen Sinne
ist. Für das Volk freilich, wie es ist, mutz das alleS crst noch cinmal übcrsctzt
werden, wie aus einer fremden Sprache. Das war bei Brehm selber nicht so.
Sein einziges Hemmnis ist dcr Umfang, der wicder mit dcm Preis im gradcn
Vcrhältnis stcht.

Sehr bcdauerlich ist, daß es ein cntsprechendes Pflanzcnbuch nicht gibt.
Jenes „Pflanzenleben" des trefflicheu alten Wieners Kerner ist nur eine Art
Einleitung in die Pflanzenphysiologie. Viel Gutes gibt Dodels „Jllustrier-
tes Pflanzenleben " Ganz besonders empfehlen wir noch „Das Pflan-
zenleben" von Schumann und Gilg, das auch auf dem Standpunkt der
Gegcnwart stcht.

Recht praktisch als Helfer ist da nuch (für nlle Naturdinge vom Sterncn-
lauf bis zum Blumcngarten) Karl Ruh' „Das heimische Naturleben i m
Kreislauf des Jahrcs". Naturfreunde, die das rciche Riescngcbirge durch-
wandern, seien nn Winklcrs „Sud etenflo ra" crinncrt. Für die Alpen an
Schröters „Taschenflora des Alpenwandcrcrs", für Jtalien an Stras-
burgers botanischc „Streifzüge an der Niviera". Blumenfrcnnde und
-züchter solltcn in dicscm Jahre sich Hugo dc Vrics „Mutationstheoric" zu
Weihnachten bescheren. Das Buch zeigt, wie an tiefsinnigsten Fragen dcr Forschung
eder schlichtestc Blumenliebhaber, der cin paar Bccte zur Verfügung hat, mit-
rbeiten kann — sogar mit Aussicht auf cpochcmachende Entdcckungcn.

Wer von dcn Tieren nicht blotz zu Hausc im Buch lcscn, sondcrn in
Wald und Feld etwas „erlcbcn" will, nimmt als unverwüstlich bcsten Führcr:
Jägcrs „Deutschlands Tierwclt nach ihrcn Standorten eingctcilt als
Lcitfaden zur Iiaturbeobachtung und Führer auf Zlusslügcn". Ein ganz vcr-
schollenes Buch mutz ich ausdrücklich erwähncn: Gustau Jügcrs „Lcbcn i m
Wasser", noch jctzt einc wahre Pcrle vcrgeistigtcr Zoologie, mit der gnnzcn
Schwabenfrischc Jägers herunter erzühlt. Schade, datz Vogts Bücher jetzt durch-
weg veraltct sind, sv zu schreiben, wie er, hat keiner mehr gclernt! Doch seicn
noch wärmstcns cmpfohlen für Zoologic: Vogt und Spechts „ Säugeti crc ", im
Buchhandel nicht „gegangen", deshalb verramscht und antiquarisch billig zu habcn,
aber in Text und Bildern durchnus nicht vcraltct. Wer sich durch ein einmaliges
Anlegen eines ordcntlichen Stückcs Geld cin naturgcschichtliches HauSbuch cr-
wcrben will, an dem Kindcr und Enkel noch ihre Freudc habcn wcrdcn, dcr
kaufe sich den „grotzen Naumann", ili au m nnns N aturg esch i ch te dcrVügcl
Mittel-Europas. Das in jeder Hinsicht vorzüglichc, im Textc rccht volks-
tümliche Prachtwerk bringt auf etwa 400 buntcn Folivtafeln alle unserc dcutschcn
Vögel, die klcinercn in Nnturgrüße, in eincr bishcr nic wicdcr erreichtcn künstlc-
rischen Schönheit und wissenschaftlichcn Erakthcit nuch dcr Farbcnwicdergabe.
Dieses Buch mutz trotz des Prciscs allmühlich in dic deutsche Familie eindringen,
es wird dann mehr nützen, als allcr staatliche Vogelschutz. Die bcste ncuere
Naturgcschichtc dcr Säugctierc, blvtz 1300 Seitcn, abcr ungemcin reich und
fesselnd geschricbcn, stcht in Hecks (des Direktors am Berlincr Zovlogischcn
Garten) „Tierrcich". Für Küfersammler im klcincn sind altc gute Büch-
lein: Frickcns „Naturgeschichte der deutschen Käfcr" und Baus „Hnndbuch für
Käfersammler". Wcr's nicht blotz nls Sammel-Spielcrei treibcn, sondern sich
etwas dabei denken will, mutz VituS Grabcrs „Jn scktcu" nchmen (drci Bändc
der in jcdem Betracht auch svnst zu empfehlenden nnturwissenschaftlichen
Bibliothck „Die Naturkräfte"). Für dcn Sammlcr grützcrcn Stils erschcint jetzt
als Univcrsalwcrk, ctwa jährlich cin Band, der „grotze Gnnglbauer": „Die
Käfcr von Mittclcuropa", das cntscheidendc Fachwerk unscrer Zeit. Als ein

Kimstwart
 
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