Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben (15,1.1901-1902)

Was dir rin tscrz in Trcuen bringt,
verschinäbst du nie: so thu auch mir!
Sieh, was ich habe, bring' ich dir!" —
Lr bcbt, derweil sic drobcn singen,

Zlus vollen Rräftcn an zu springen,

Bald vor-, bald rückwärts, boch und nicder,
Drebt tanzend die gelenkcn Gliedcr,

Gebt auf den lsänden durch die Gruft
Und überschlägt sich in dcr Luft.

Nach jedcm Tanz verneigt cr sich
Und spricht: „Das tbu' ich nur für dich!"

Lr macht mit kunstgerechteiii Schwung
Dcn Ulctzer und dcn Röiner Sprung,

Den Lotbringcr und den Thampagncr,
Den Spanicr und den Bretagncr,

Aehrt jedesmal zum Bild zurück
Und spricht: „Das war ein schönes Stück!
Das zeig' ich dir in rechtcr Trene,

Dasi sich dcin Auge dran crsrcuc:

Lrsreust doch du die ganze welt!" —

Dann tritt cr wicder an und stellt
Dic Füsje zierlich, legt die thand
vor scine Stirn und tanzt gewandt
U!it kleinen Schrittcn in dcr Runde
Und wcint dazu von Hcrzensgrundc:

„G Frau. dir sag' ich Lhr' und Grus;
UUt therz und Leib, mit tsand und Fuß.
Da droben singcn gros; und klcin:

Laß mich dcin treuer Tänzcr scin!

In dcinem himmlischcn palast,

U)o du so manche lvohnung hast,

Da gib auch mir cin Rämmerlein!

Dcnn ich bin dein und nicht mehr mein." —

So tanzt cr rnhlos, hüpst und springt,
Solang der Sang von oben klingt,

Blickt atcmlos und schwcißbcronncn
Lmpor zur Rönigin dcr tvoniicn,

Rafft allc seinc Rrast ziisainmcn
Und tanzt, bis ihm die Schläfcn flammcii.
Zuletzt versagen ihm dic Glicder;

In Ghnmacht schwankt er taumclnd nicdcr
Und sinkt zu ihren Füßcn hin.-

Doch sieh, — die tsimmclskönigin
Beugt sich hcrab mit gütgem Lächcln,

UUt ihrem Tüchlcin ihn zu fächeln,

Und kühlt ihm seiner Stirne Brand
UUt ihrer süßcn Gnadeiiband. —

Runsrwart