DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1902)
DOI Artikel:Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0527
Ls batte still, was bier geschebn,
Lr7r lNönch von draußen angesebn
Und hatte beimlich seinen ^errn,
Dcn Abt, qcbolt. Der stand von fern,
Sab tiefgerübrt üas Wundcr an
Und sprach: „Das ist cin bcilgcr Mann!" —
Anr andcrn Tag licß cr in Gnadcn
Dcn Laienbruder vor sich ladcn.
Dcr arnrc Mann crschrak zum Tod,
Als er vcrnabm des bserrn Gebot:
„lvcli mir! Ich bin gewiß verklagt!
Nun komnrt's, wie mir rirern kserz gesagt.
2lch wohl, des Uerren erstes wort
Ivird scin: ,Du Fauler, heb dich fort!'
Lr stößt aus seinem hcilgen ksaus
Mit Lchmach mich in die N)elt hinaus.
Ich muß zu ihm. lvas werd' ich sagcn?" —
Lr kam daber in Angst und Zagen,
Fiel nicder mit bethräntcn lvangen,
Des Abtes Rniee zu umfangen,
Und sxrach: „G kserr, bei Gottes ksulden!
kvollt Ihr mich hier nicht längcr dulden?
Ist's mir beschicdcn, sagt cs nun!
kvas Ihr befehlt, das will ich thun.
Ich wciß, hier kann ich nicht bestchn:
Ich will hinaus ins Llend gehn." —
Die ksände faltet er zum Gruß
Und neigt sich auf des Abtes Fuß.
Doch der voll Lhrfurcht und Lrbarmen
Lmpfängt ihn wcincnd rn den Armcn,
kiüßt auf dic Augen ihn und spricht:
„G nein, vonr Scheidcn rede nicht!
Und gebe Gott, daß wir mit dir
vcreinigt bleiben dort wie hier,
Daß wir mit unsrcm Dicnst erwerben,
von deincn Gnaden einst zu erben.
Ich bitt' dich, laß uns Freunde sein,
Und schlicß in dein Gcbct mich ein!" —
Der Armc ward vor Freude krank,
Daß er aufs Sterbelager sank.
Doch als sein letztcs Stündlein schlug,
Da kam der Lngel Schar und trug
Zur allerhöchsten kiimmelsau
Den Tänzcr unsrer liebcn Frau.
— »yr —
2. Fcbruarhcft 1902
Lr7r lNönch von draußen angesebn
Und hatte beimlich seinen ^errn,
Dcn Abt, qcbolt. Der stand von fern,
Sab tiefgerübrt üas Wundcr an
Und sprach: „Das ist cin bcilgcr Mann!" —
Anr andcrn Tag licß cr in Gnadcn
Dcn Laienbruder vor sich ladcn.
Dcr arnrc Mann crschrak zum Tod,
Als er vcrnabm des bserrn Gebot:
„lvcli mir! Ich bin gewiß verklagt!
Nun komnrt's, wie mir rirern kserz gesagt.
2lch wohl, des Uerren erstes wort
Ivird scin: ,Du Fauler, heb dich fort!'
Lr stößt aus seinem hcilgen ksaus
Mit Lchmach mich in die N)elt hinaus.
Ich muß zu ihm. lvas werd' ich sagcn?" —
Lr kam daber in Angst und Zagen,
Fiel nicder mit bethräntcn lvangen,
Des Abtes Rniee zu umfangen,
Und sxrach: „G kserr, bei Gottes ksulden!
kvollt Ihr mich hier nicht längcr dulden?
Ist's mir beschicdcn, sagt cs nun!
kvas Ihr befehlt, das will ich thun.
Ich wciß, hier kann ich nicht bestchn:
Ich will hinaus ins Llend gehn." —
Die ksände faltet er zum Gruß
Und neigt sich auf des Abtes Fuß.
Doch der voll Lhrfurcht und Lrbarmen
Lmpfängt ihn wcincnd rn den Armcn,
kiüßt auf dic Augen ihn und spricht:
„G nein, vonr Scheidcn rede nicht!
Und gebe Gott, daß wir mit dir
vcreinigt bleiben dort wie hier,
Daß wir mit unsrcm Dicnst erwerben,
von deincn Gnaden einst zu erben.
Ich bitt' dich, laß uns Freunde sein,
Und schlicß in dein Gcbct mich ein!" —
Der Armc ward vor Freude krank,
Daß er aufs Sterbelager sank.
Doch als sein letztcs Stündlein schlug,
Da kam der Lngel Schar und trug
Zur allerhöchsten kiimmelsau
Den Tänzcr unsrer liebcn Frau.
— »yr —
2. Fcbruarhcft 1902