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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,3.1912

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Heft 15 (1. Maiheft 1912)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9027#0225
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wird entsprcchend seinerEigcn-
art zur Selbständigkeit erzogen.

Ich kann also an den fortschritt-
lichen Baugewerkschulen in keiner
Weise eine innere Erkrankung bei
blühendem Aussehen erkennen, son-
dern den rechten Betrieb zur Pflege
schlichter Sachlichkeit und heimi-
scher Bauweise. L. Peters

Zllustrierte Schülerauf-
sätze

nsätze zu einem stärkeren, auch
dekoratioen Mitsprechen des
zeichnerischcn Könnens, die aus
Arbeiten anderer Schulen bekannt
geworden waren, führten uns an
der Lübecker Rcalschule dazu, den
Schüler cinmal nach beiden Rich-
tungen des Zeichncns hin seine
Kräfte voll anspannen zu lassen.
Gegenstände der Heimatkunde
waren es, an dencn wir Sekundaner
zu dem Versuch veranlaßten, nicht
nur schriftlich wiederzugeben und
zeichnerisch darzustcllen, was sie
wußten, sahen und empfinden konn-
ten, sondern auch das Geschriebene
und Gezeichnete zu einem Ganzen
zusammenzuarbeiten und ihm ein
Gewand zu geben, das ihr dekora-
tiver Sinn sich selber schuf.

Kleine Einzelhefte mit farbigem
Umschlag, Titel- und Innenschmuck
entstanden so und regten zu neuen
Versuchen an. Vei Gelegenheit einer
geographisch-heimatkundlichen Aus-
stellung für den deutschen Geo-
graphentag sHitd in Lübeck konnten
wir einige Stöße dieser Heftchen zunr
erstenmal zeigen. Weitere Ergeb-
nissc bewußter Arbeit in gleicher
Richtung waren in der deutschen
Schulabteilung der Brüsseler Welt-
ausstellung ausgestellt und werden
voraussichtlich im neuen Deutschen
Schulmuseum, dessen Gründung be-
absichtigt ist, fernerhin zu sehen sein.

Wir haben bei diesen Arbeiten
so viele Möglichkeiten gefunden, an-

zuregen und zu erziehen, besonders
ästhetisch zu erziehen, und
anderseits den Sinn für Hei-
mat, Heimatwerte, Hei-
matschutz zu wecken und zu
stärken, daß es wohl berechtigt
ist, hier einmal von ihnen zu
sprechen.

Der Gang der Arbeit war un-
gefähr folgender: Zwischen den Leh-
rern war das Zhema verabredet
worden. Ein paar Unterrichtsaus-
flüge gaben dem Schüler einen
Äberblick über den Stoff, eine zu-
sammenfassende, das Lhema klar-
stellendc Stunde kennzeichnete die
Richtung, in der er zu arbeitcn
hatte. In zwei bis drei Wochcn
waren dann die erste häusliche Nie-
derschrift und auf losen Blättern
die Zeichnungen nach der Natur
oder dein Gegenstand zu liefcrn.
Sie wurdcn dnrchgesehen und dann
vom Schüler, wenn nötig, ergänzt
oder verbessert. In der Zeichen-
stundc war unterdessen der Entwnrf
eines Umschlags begonnen worden.
Einheitliches Format, farbiges,
festeres Papier, Name und Thema
in einfach-dckorativer Anordnung
und Schrift waren das, was vom
Schüler gefordert wurde, nnd der
Lehrcr wirkte darauf hin, daß jeder
möglichst etwas Eigenes brachte.
Dann ging cs an die Herstellung
der Reinschrift, in die die loscn
Zeichnungen eingefügt und einge-
klcbt wurdcn, andere aber als dcko-
rativer Buchschmuck anch hineinge-
zeichnet werden konnten. Zum
Schluß wurde das Gauze vom
Schüler selbst gcheftet. Eine Zen-
sur und Korrektnr nahmen wir an
den fertigen Arbeiten nicht mehr
vor. Das war bei der ersten Nieder-
schrift geschehen. Dic Freude an
dem sauberen fertigen Ganzen sollte
ungetrübt bleiben.

Vom Standpunkt des Lehrers,
der an der allgemein bildenden

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