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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,1.1927-1928

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Heft 1 (Oktoberheft 1927)
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Tribüne
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Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8883#0060

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lich doch auch auf das Jnland ruckwirken müssen, was angesichks der innner nc>ch
vorhaltenden Zugkraft auf das deutfche Publikum lelder nicht feftgeftellt tverden
kann. Gewiß ift kaum ein eini'germaßen urteilsfähiger Besucher anzutreffen, der
das „Werk" nicht „im Grunde" ablehnte. Wer man ift doch zu verzweifelten
Schlüssen auf die Trübung der Jnftinkte gezwungen, wenn sich keine energifcheren
Widerftände gegen dies geiftig aufgefchwemmte und verfälfchte Ungeheuer regen.
Eine „rücksichtsvolle" Filmkritik, gerade in den maßgebenden Blättern, übersieht
nicht nur ihre Verpflichtung gegenüber dem eigenen Volk, sondern fcheint nns auf
die Dauer ebenso verhängnisvoll für den Film selbft, sofern er mehr sein will, als
bloße Unterhaltung und Zerftreuung. Die Schriftleitung

Umschau

„Lebenbejahend"

^xer Geift einer Zeit, der allgemein
-^tragende, wird oft an kleinen, als
Selbftverftändlichkeiten vorgetragenen,
Außerungen deutlicher als an den Gipfel-
leiftungen geiftig-künftlerifch fchöpserischer
Menfchen oder gar — notwendig isolier-
ter — Genien. Kein Wort ift darüber
zu verfchwenden, daß, unsere Zeit sei die
der Technik, eine billige und alogifche
Phrase ift — denn die Unsumme von
Einzel- und Kollektivenergien, die letzten
Endes nicht einmal der Zivilisation, sel-
ten der Erleichterung des Daseins und
höchftens einem gewissen Komfort nutz-
bar gemacht werden, sagt über daS Be-

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wußtseinsleben m'chts aus, bleibt un-
fchöpferifch. Das wahrhaft Schöpferi-
fche kann Sinnbedeutung nur beanspru-
chen, wenn es in irgend einer Form Stel-
lung zu Tod und Leben nimmt. Alle
unsere Zeit so ftark charakterisierenden
Wendungen zur Derjüngung, Verfchöne-
rung und Verlängerung des Lebens lie-
gen in gleicher Linie, sie spielen letzten
Endes um den Komfort (Luxus),
die Wertbedeutung taucht nicht einmal
als Problem auf. Jnsofern ift also die
vielgebrauchte Phrase von der „lebenbe-
jahenden" Einftellung, die außerordentlich
häufig bei irgendwelchen Nachfragen
(Annoncen usw.) auftaucht, höchft be-
zeichnend für unsere Zeit. Eö fteckt >n
 
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