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Kunstwart und Kulturwart — 37,1.1923-1924

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Heft 6 (Märzheft 1924)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Losen Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14439#0230

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und spricht laut, siegesfroh dis Sprache
von heute. Ich kenne mancherlei Un»
gedrucktes von ihm; er wird diese
Sprache, dieses Zungenreden der Zu°
kunft, mit schaffen, schafft sie mit. Die
neuen Werke leuchten von der Freude
des herausbrechendcn Schaffens. Aber
er Wird sie auch gliedern, gelenkig aus--

druckfein gestalten helfen; er schafft in
ihr neben toll gewaltigen Stürmereien
feine, ganz innerlich berührende Stücke.
Und wenn es nicht zu kühn ist, möchte
ich sagen: Vielleicht gehört er bald zu
denen, welche nun der neuen Musik
auch echten, zu ihr geborenen seelischen
Gehalt einhauchen müssen. S

Unsere Bilder und Noten

^?>is beiden indischen Miniaturen, die wir nachbilden, gehören dem
-^Münchener Völkerkunde-Museum. Sie entstammen der Paharischule (Mal-
schulc des Berglandes, äußere Himalaha-Ketten). Diese blühte schon im (7. bis
(8. Iahrhundert.

Der Mitte des (8. Iahrhunderts gehört die erste (linke) Miniatur an: Krishna
Dudhadhari. Der Gott Krishna, dessen Kult in den Bergstaaten sehr verbreitet
war, war nach dem Mythos zu der Hirtin Radha in Liebe entbrannt. Unser«
Miniatur zeigt Krishna und Radha.

»Unter einem blühenden Baum melkt Krishna eine weiße Kuh. Diese leckt
ihr Kalb, welches Radha an einem Strick hält. Lin beliebtes Bild aus dem
Kreise der reichen idyllischen Lyrik, die das Leben des Gottes und seine Aben-
teuer mit den Hirtenmädchen brsit ausgesponnen hat. Anter einem anderen,
ähnlichen Bilde finden sich die folgenden Verse des Dichters Kesavadas, NadhaS
Klage:

„Wo hast du dich verborgen, du mein Lala?

Das neugeborne Kälbchen unserer schwarzen Kuh
Will heute sie nicht trinken lassen, Kesava!

Sie läßt mich nicht zu ihm, noch es zu mir-

Ich lauf umher und ruf verzweiflungsvoll nach dir.

So tu doch nicht so stolz in eben diesem Dorfe,

Wo du die Kühe einst gehütet, Govindal"-

Auch die andere (rechte) Miniatur zeigt Radha und Krishna.

„Radha besucht Krishna im Walde an der Pamuna, der dort Flöte spielend
seine Kühe weidet. Der Klang seiner Flöte hat sie angezogen — der Hauch der
Gnade Gottes hat die Seele zu sich gelockt.

„O hört, Gespielinnen, was wollt ihr heimwärts gehen?

Denn Kamas Pfeilen gleich wird Liebe ener Herz bedrängen.

Nicht einer kleinen Flöte Ton allein ist dies —

Es ist ein tödlich Sift, verwirrt das Herz mit seinem Zanber.
Hingerissen bin ich, meine Schwester,

Bewußtsein vergeht in Verzückung,

Und ich versinke im singenden Meer der Gedanken-

Ihr, wenn ihr noch retten wollt euere Ehre,

Verschließt euere Ohren und flieht!-".

(Unbekannter Dichter)

Nun blickt sie dem göttlichen Hirten in die Augen .. . Im Hintergrund
weidet ein Gopa unter einem Baume neben dem Tempelchen noch andere Kühe.
Und hinter dem Hügel erheben sich die Zinnen von Gokula. Krishna, von vio-
letter Hautfarbe, trägt über der gelben Dhoti (Schurz) noch einen schwarzen
Mantel nnd einen gelben Turban, wie er damals in den Paharibergen nicht
selten war. Radha erscheint gar nicht als Hirtin, sondern als Prinzessin in
roter Hoftracht mit goldenem Sari. Der Rock öffnet sich kokett ctwas zwischen
den kleinen, etwas spitzen Brüsten, ein großer Ring ziert den linken Nasenflügel,
und im Haar hängen nicht mehr wie früher Kettchen, sondern ein goldener Halb-
 
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