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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. 31 – No. 57 (1. Februar - 28. Februar)
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1 99

warien wir von den gutgeſinnten Einwohnern Poſens, daß ſie vertrauensvoll |
î die Sorge für ihre Sicherheit uns überlaſsen, ſich durch ihre Haltung als gute

ten einzelne deſſenungeachtet aus Unverſtand oder in böswilliger Absicht es wa-
gen, ſich zu widersetzen oder ſich Ruheſtörungen zu erlauben, ſo haben ſie die
Folgen davon nach der Strenge des Geseßes gewärtigen. Poſen, den 14. Februar

1846. Der erſte Commandant, Generallieutenant v. Steinecker. Der Polizei- f.

präſident v. Minutoli.

î forderungen und Ermahnungen der Preſſe noch nicht gelungen, die deutschen Re-
? gierungen zu bewegen, daß ſie für die Regelung der Auswanderungen etwas
lhun. Seo iſt es denn eine doppelte und dreifache Pflicht der Preſſe, darüber zu

wachen, daß wenigſtens nicht habgierige und gewiſſenlose Spect:kanten ihr Spiel | H

mit den Schaaren von Auswanderern treiben, welche Jahr für Jahr das Vater-

land verlaſſen, um ſich in fremdem Welttheile eine neue Heimath zu gründen. |

- Jm Jahre 1844 hatte ein solcher Speculant der ſchlimmſten Art, Hr. de Ca-
ſtr o, viele Landleute am Oberrhein und im Elsaſſe um anſehnliche Summen
î geprellt und mit den fabelhafteſten Versprechungen nach Texas ins Elend gelockt.
Wegen dieser Vergehen vor das Zuchtpolizeigericht in Straßburg gefordert, ent-

zog ſich de Caſtro durch die Flucht der Untersuchung und wurde wegen betrü- |

geriſcher Handlungen in contumaciam verurtheilt. Heute enthält nun das
nHannover’ſche Anzeigeblatt- eine Anzeige für Auswanderer nach (Nord-) Ame-

î rika und Texas von Hrn. August Heinecken, welcher sich als von der Regie-

rung angeſtellter und beeidigter Schiffsmakler unterzeichnet, und in welcher An-
zeige folgende Stellen vorkommen : „„Auf Veranlassung vielseitiger Anfragen
{f: ich mit Hrn. de Caſtro und Caſtroville in Texas, unter Bürgschaft eines
hieſigen sehr achtbaren Handlungshauſes, einen Vertrag abgeschloſſen, kraft
welches ich ermächtigt bin, nicht allein Auswanderer nach der Colonie des ge-

nannten Herrn in Texas anzunehmen, sondern kann auch in der unentgeltlihen.

Ueberlaſſung von Ländereien gleiche Vortheile, wie genannter Herr ſelbſt, ge-

währen und mit den Auswanderern bündige Verträge dieserhalb abschließen.. |

Und ferner: „Um in Texas zu einer gesunden Jahreszeit zu landen, ist es
Bedingung des Hrn. de Caſtro, daß die Frühjahrs-Erpedition nicht ſpäter als
bis zum 15. April Statt hat." Derselbe de Caſtro oder Caſtro von Caſtro-
ville, gegen welchen das ſtrasburger Gericht wegen betrügeriſcher Handlungen,
ff; N'warrettr verübt, ein Urtheil ausgesprochen und welcher ſich der Un-
F

rſuchung und Strafe durch bie Flucht entzogen hat, verlegt alſo den Schaun

play seiner Wirksamkeit nach Norddeutſchland ! Der Vertrag zwischen Hrn.
E Bürgſchaft eines achtbaren Handlungshauſes abge-
ſchloſſen. Warum ift aber der Name dieses achtbaren Handlungshauſes nicht
enannt, und in welcher Art verbürgt es ſich? Verbürgt es ſich für Hrn.

eineden gegen den texanischen Edelmann, oder umgekehrt für Hrn. de Caſtro
UU G C CE r IC IS r Scuben

Die norddeutſchen Auswanderer aber mögen ſich vor jedem Verkehr mit diesem
Menſchen hüten! (Köln. JJ ö e &. ts %

_ Von der Weser, 14. Februar. Das Eisenbahnfieber iſt in England
nicht auf die inländischen Metallbahnen beschränkt geblieben; die Spekulation
hat vielmehr auch die Kolonien und namentlich Oſtindien ins Auge gefaßt.
Dort können Schienenwege allerdings in so fern von großem Nuten sein, als
ſie die Verwaltung centraliſiren und das Regieren in nicht geringem Grade er-
leichtern würden. Für den gewöhnlichen Verkehr wären scon gute Landſtraßen
ausreichend. Man hat nun in London den Pian entworfen, eine Eiſenbahn
ygwiſc<hen Bomba y und Madras anzulegen, also die Oſftküſte der Ganges-
albinsel mit der Weſiküſte zu verbinden. Sie würde die reichſten Provinzen
YIndiens durchſchneiden und gewissermaßen eine Pulsader ‘des Verkehrs werden.
Das Arnlagekapital iſt auf 4,500,000 L. veranſchlagt, die in 90,000 Antheilen
gu 50 L. ausgegeben werden sollen. Ob diese Spekulation auf dem Londoner
Markte dauernde Gunſt findet, steht übrigens dahin. Dagegen ift auégemacht,
daß manche Kapitaliſten mit Vorliebe ihre Gelder bei gewerblichen Anlagen in
O frtindien einschließen, das in Hinſicht auf Induſtrie im Laufe der letzten Jahre
nicht unbedeutende Forlischritte gemacht hat. Seit die alten beſchränkenden Be-
stimmungen, welche den Europäern so viele Schwierigkeiten in den Weg legten,
hinweggeräumt wurden, hebt sich die britiſche Induſtrie in jenem Lande immer
mehr. Aus einem vor uns liegenden Berichte erſchen wir, daß allein in der
Präſidentſchaft B en ga len zu Ende des abgelaufenen Jahres 151 Dampfma-



ſchinen von nahe an 6000 Pferdekraft in Thätigkeit waren; vor zwanzig Jah-
ren kannte man dergleichen in Indien kaum; die erſte wurde in Serampor an- -
gelegt in einer Papierfabrik der dortigen Misſionäre. Das Papier koſtete da- |
mals 150 Prozent mehr als jetzt. Seit die Europäer Landeigenthum in Indien
erwerben dürfen, was zur Zeit, da die Kompagnie noch ihr altes Monopol

besaß, nicht geſtattet war, hat ein Theil von Indien ein ganz anderes Ansehen
gewonnen und der Ackerbau große BVerbeſſerungen erfahren. Faſt allmonallich
werden neue Faktoreien angelegt. Kohlen kommen aus den Gruben von Burd-
wan, zes ſind sie nicht ausreichend, und man bohrt hie und da, um neue La-
. ger aufzufinden.

Ñ Von der Oder, 12. Februar. (D. Alg. Ztg.) Was die Befeſtigung
von Ulm betrifft, ſo muß man ſich allerdings hüten, derſelben einen zu hohen

| g J94 20 ſrarf urreparriſhäßftse us wu. Yz | formeln mein Hierſein verſchulden, einfach, wie folgt, abgefertigt haber.
ien. Baden und Württemberg kann es nicht retten, eben so wenig als den ;
größten Theil von Bayern. Da es überdies ſchon sehr südlich liegt, kann es
eine Umgehung durch das nördliche Württemberg, wozu ohnedies die Engpäſſe
des Schwarzwaldes einladen, nicht verhindern, wie dies ja auch der Feldzug
von 1805 klar gezeigt hat. Süddeuiſchland hat ſetzt, worauf man vor 20 und
30 Jahren, als der Plan zu den Bundesfeſtungen gemacht wurde, nicht denken
konnte, vor allen Dingen einer andern ſehr drohenden Gefahr zu begegnen.

ten.

Frankreich dirigirt eine seiner Haupteiſenbaßnlinien auf Strasburg. Man pat
berechnet, daß es binnen fünf Tagen mit seinem bloßen dermaligen Friedens-
Etat 80,000 M. in Strasburg versammeln kann. Was kann dermalen das
HDebouchiren dieser Macht behufs eines plöglichen Ueberfalls von Süddeutſch-
üYland aufhalten ? Die Bundesfeſtung iſt zu entfernt, Kehl, Strasburg gegen-
über, iſt nicht befeſtigtn. wg i

Stuttgart, 16. Febr. Endlich iſt das unbekannte reißende Thier, wel-
hhes t irwherher Land beunruhigte, und seit Wochen die Blätter füllte,
entdeckt und erlegt. j .

Bürger und treue Unterthanen unseres allergnädigſten Königs und Herren be- . kz Schu t Btw hefe! darauf aufmerkſam gemacht worden war, fand
währen, und sich ruhig in die getroffenen Anordnungen fügen werden. Soll-

„anerkannt tüchtiger Waidmann, der ſich bei
halber in die Nähe der Ruine

Es iſt bis jest bekanntlich den dringendſten Auf. d









Nachdem fich vor einigen Tagen bei Schopfloch Oberamts Kirchheim in

elben gefunden hatten, und sofort von Seiten des
geſtern - den 15. d. M. — der k. Revierförſter Marz in Wiesenſtaig, ein
; friſch gefallenem Schnee Kreiſens
| Reißenſtein bei Neidlingen begeben hatte, eben-
die etwas verſchneite Fährte eines größern Raubthiers, das ein Reh ge-
angen und im Rachen fortgetragen hatte. Derſelbe beſtätigte sofort in Gemein-
ſchaft seines Waldſchüßen und eines Jagdgehülfen das Thier, und ſchickte, weil
er Plag, auf welchem jenes beſtätigt war, in den Neidlinger Diſtrikt, Bißin-
ger Reviers gehörte, nach dem in Neidlingen angeſtellten k. Forſtwarth und ei-
nigen dortigen Schügen. Der Forſtwart war jedoch nicht zu Hauſe und die :
eingeladenen Schüßen zeigten sich nicht willfährig zur Jagd. Da entschloß sich
r. Marz, der wohl wußte, daß das Thier nicht auf ihn warte, ihm ohne

daselbſt die

jene Schüßen zu Leibe zu gehen. ,
Demgemäß ftellten er und der Waldſchütze ſich an, während der Jagdgehülfe
dem Thiere auf der Fährte folgte, und da hatte dann Hr. Marz, der ſich an
einem Felſen in der Näÿe des Reißenſteiner Schloſſes aufgeſtellt hatte, auch
wirklich das in unsern Jagdannalen unerhörte Glück, daß ihm das
lief, hatte aber auch die Geschicklichkeit, auf den erſten Schuß es zu ſchießen.
. Wir ſprechen abſichtlich von einem in unseren Jagannalen unerhörten
Glück — denn das erlegte Thier war kein Wolf % es war ein Luchs.

Ueber deſſen totale Verschiedenheit vom Wolf und ſeine noch größere Gefähe.

lichkeit mag sich Jeder aus der nächſten beſten Naturgeschichte orientiren.*) Der
Einsender beſchränkt ſich auf die Bemerkung, daß das erlegte Thier 44 Pfund
ſchwer iſt und eine Ruthe von 6‘’ Länge hat. tt: . :
Die nächſte Zukunft wird lehren, ob der Luchs noch Brüder over Collegen
hat. Herr Marz hat deren viele; allein sie treffen nicht alle so gut, wie er.



TÜ ~[{e

Nordamerika. In Deutschland iſt er faſt ausgerottel und kommt nur noch selten in
böhmischen, bayer'ſchen und öſtreichiſchen Wäldern vor. Er fällt Hasen, Feldhüh-
nern, Rehe, Schafe, Kälber, selbſt Hirſche und Sauen an. Er ſchleicht fich an seine

îHVBeute heran, oder erlauert sie, auf die Erde oder einem Baum gedrückt und sprint.

oft 15-20 Fuß weit auf dieselbe nach der Kehle, von Bäumen aus auf den Nacken
und beißt ſich da feft, bis das Wild fällt. Er saugt vann das Blut aus unb frießt
nur die edlern Theile. Bei Tage verbirgt er ſich in Steinklüften, hohlen Bäumen,
2 1./! (4,2 s) Mor Ut t hrtq rets Feier: Gtrcihr F
î der Hasenftimme. Nicht selten ift er schon Jägern, wenn er durch Hunde auf el-

_ nen Baum getrieben war, von da auf den Kopf gesprungen. . Die beften Luchs- y

bälge kommen aus Sibirien. f
Mußlland und Polen.

Warsſchau, 6. Febr. (D. A. Z.) Die Unterhandlungen mit Rom find
jeßt im Gang und es steht nun zu erwarten, ob die Bitte des Papftes und

die Anträge des Cardinal-Staatsſecretärs, daß der Druck der römiſchen Kirche in
Macht steht, die Auswanderer, welche auf bremiſchen Schiffen befördert werden, | Nfla»d auſhsten "ty rretltrn ReUgiorsſetthet. gew spre pere Òge. ger
vor habſichtigen Spekulanten zu schügen strebt. Er wird ſich jetzt veranlaßt §

~ finden, von dieſem Ländereihandel des Hrn. de Caſtro Kenntniß zu nehmen. denzfall noch verwickelter. Die ruſſiſche Diplomatie, welche bekanntlich eine der

gewandteſten iſt, hat nämlich ihr Nachgeben in dieser Angelegenheit von einem

| Nachgeben Roms in anderer, wenn auch ganz ähnlicher Beziehung abhängig
gemacht. Sie will der römiſchen Kirche Religionsfreiheit gewähren , wenn
diese ſelbſt den Grundsatz der religiöſen Freiheit auf ihrem eig-

nen Gebiet annimmt und namentlich in Rom andern chriſtlichen Confes.
ſionen Cultus- und Religionsfreiheit geſtattet. w .. (



s Würzhurg, 13. Februar. In diesen Blättern, (der Mannheimer
Abendzeitung) befindet ſich eine Korreſpondenznachricht aus Berlin : „IJ uſtin us
Kerner habe auf das Gerücht, daß es ein Geiſt geweſen, der einem Soldan
ten ein eheimniß für den König anvertraut, „an einen daſigen Schriftſteller
UG er M ett. Vs h-: uk sc UU
trete R.lhe F rt c Uno welche Anmaßung wird mir hier zugeſchrieben ! “+

Ich erkläre diese berliner Nachricht für eine ganz lächerliche Entſtel-

lung eines von mir an meinen Frund Varnhagen van Enſe in Berlin

t. Briefes und hege den Wunſch : daß mein Brief wortgetreu verösfs.

entlicht werden könnte, weil ſich dann klar herausſtellen würde, daß ſelbſt Briefe,.Ö

die vertraute Freunde einander ſchreiben, von JZeitungskorreſpondenten, nachhem

ſie dieselben nach ihrem Geſchmacke zugerichtet und gehörig entſtellt haben, zu

einer pikanten Speise für's Publikum benußt werden. . :
.. . : . Juſtinus Rerner.



_ C(uneerm 15. E, ~ § . "Eerktper Lug eingeſandt.) §
U .; Mi ſu» oque u t rr
Kein Unglück allein! Nachdem die wohlwollende Vorſorge vaterländiſcher
Blätter mich bereits zu etlichen Malen vergiftet, nach Amerika geschickt, auf's

Komptoir komplimentirt oder wenigſtens im Puzerner Keſſelthurm anſtändig un.

tergebracht hat, muß ich mich heute gar nech als Revenant in einer cenſirten deut-

schen Zeitung ſpucken gehen. Und noch dazu in der Elberfelder! Entseze man

ſich nicht allzuſehr : ich huſche nach Geſpenfterart nur eben durch, und ver-
schwinde wieder, nachdem ich den anonymen Geiſterbanner, deſſen Beſchwörungs-



Der, mich und mein Verhältniß zu Herrn Landrath Heuberger in St.
Goar besprechende Correſpondenzartikel in Nr. 41 der Elberfelder Zeitung
iſt von Anfang bis zu Ende ein, auf Stadtklatſch und oberflächliches

Halbwiſſen baſirtes, Gewebe von Entſtellung, Lüge und M

. „So viel, was mich angeht! Und zwar als erſtes und legtes Wort, da
COL GL L1§: ILT ;
lich preußischen Geschichte . Was Herrn Landrath Heuberger betrift
ſo wird er seine Sache wohl ſelbſt zu führen wiſſen. : :
Hottingen bei Zürich, 14. ehr. 1846. Ferdinand Frelligralh.



Hof- uud National-Theater iu Mannheim.
LIZ IM:;
Raupach. : V itt | .

Thier an.

*) Der Luchs lebt im nördlichen Europa, in Alien, bis zum kaſpiſchen Meere und u
 
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