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Mau, August
Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji: [Text] — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.3493#0046

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34 Erster Abschnitt,

kannten Hause eingenommen. Die Bauart ist auch hier die
der Tuffperiode: eine hohe stattliche Facade aus Tuffquadern,
weite Peristylien, das erste mit Säulen und Gebälk aus Tuff,
das zweite mit Ziegelsäulen; im übrigen treffliches Incertum
mit Ecken und Thürpfosten aus Kalksteinquadern. Das Haus
ist auf einmal in seinem jetzigen Umfange, nach vollständi-
ger Wegräumung der älteren Gebäude, erbaut worden: die
gleiche Bauart lässt sich von einem Ende bis zum anderen,
besonders deutlich noch an der linken hinteren Ecke des
zweiten Peristyls constatiren. Der alte Bau ist aber nicht
vollständig erhalten: vermuthlich in Folge des Erdbebens vom
Jahre 63 n. Chr. haben ausgedehnte Reparaturen stattgefunden.
Ihnen gehört die ganze Ostseite des östlichen Atriums (7)
an, einschliesslich der Aussen wand; nur der alte Eckpfeiler
war stehen geblieben: wir finden hier an Ecken und Thtir-
pfeilern Ziegel, theils allein, theils mit ziegeiförmigem Hau-
stein wechselnd. Ferner ist offenbar die Nordostecke (45) des
Hauses jüngeren Ursprunges: auch hier wechseln Ziegel mit
ziegeiförmigem Haustein. An der Rückwand des zweiten Peri-
styls ist eine Art von Tribüne (49) angebracht; ihr Mauerwerk
ist ziemlich grobes Netzwerk, eine Bauart, die den alten Theilen
ganz fremd ist. Und in der That finden wir, dass diese Tribüne
erst hergestellt sein kann nach Schliessung einer Thür, die hier
einst auf den nördlichen Vicus führte. Und da hier die Strassen-
wand nicht der Nordporticus des Peristyls parallel ist, so hat
man, um der Tribüne eine rechtwinklige Gestalt zu geben, diese
Abweichung durch eine Anmauerung in dem gleichen groben Re-
ticulat ausgeglichen1).

]) Nach Nissen (pomp. Stud. S. 656f.) ist die casa del Pauno allmäh-
lich entsanden: sie beschränkte sich anfangs auf das westliche (tuscanischo)
Atrium (27), dann wurde das östliche (tetrastyle) Atrium und das erste Peristyl,
noch später das zweite Peristyl hinzugefügt. Die Thatsachen, auf welche diese Ge-
schichte des Hauses gegründet ist, sind zum Theil nicht vorhanden. So ist
die Angabe unrichtig, dass die Wandstücke um das westliche Atrium aus Sarno-
quadem mit Lehm bestehen, also die Bauart der Kalksteinatrien zeigen; viel-
mehr ist ihre Construction die gleiche wie die aller alten Theile des Hauses:
Incertum mit Ecken und Pfosten aus Kalksteinquadern. Bei der geringen Aus-
dehnung dieser Wandstücke nimmt freilich hier das Incertum im Vergleich mit
den Quadern einen sehr kleinen Raum ein, ist aber unzweifelhaft vorhanden;
 
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