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Mau, August
Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji: [Text] — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.3493#0138

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|26 Zweiter Abschnitt.

2. Der gemeinsame stilistische Charakter.

Wir können die Eigentümlichkeit dieser D ecorationen dahin
bestimmen, dass sie die Wand nicht ornamentiren, sondern sie
zum Felde einer Darstellung, und zwar einer Darstellung archi-
tektonischer Art machen. Denn diese Bezeichnung ist doch auch
da zutreffend, wo uns auf der Wandfläche nichts anderes als
eine auf einem mit Karnies und Unterhau stehende marmorbe-
kleidete Wand dargestellt wird, gleichviel ob vor derselben noch
Säulen stehen oder nicht, ob sie bis an die Zimmerdecke reicht
und durch ein Gesims unterbrochen wird, oder ob sie niedriger
erscheint, und eben dies Gesims ihren oberen Abschluss bildet.
Immer zeigt sich die wirkliche Wand nicht als eine zusammen-
hängende Fläche, als Feld für ornamentale Verzierung, sondern
sie zerfällt in die vielen, in verschiedener Tiefe liegenden Flä-
chen des dargestellten Gegenstandes. Schon die einzelne Mar-
morplatte zerfällt in zwei, genauer noch in drei Flächen: die
Mittelfläche, den vertieften Rand und die kleine, in der Verkür-
zung gesehene Fläche, welche beide verbindet. Gelegentlich
wird uns auch die Dicke der dargestellten Mauer gezeigt
(Taf. VIII). Die vorspringenden Theile sind perspectivisch be-
handelt und durch Abschattirung modellirt, überhaupt Licht und
Schatten ziemlich richtig vertheilt. Jeder Theil hat sein Ver-
hältniss zu dem architectonischen Ganzen, jedes Ornament er-
scheint als an einem Gliede desselben angebracht. Wenn dies
Princip der architectonischen Darstellung bisweilen nicht con-
sequent durchgeführt ist, so kann uns das nicht hindern, allen
diesen Wänden einen gemeinsamen Charakter zuzuerkennen, sie
zu einer Gruppe zusammenzufassen. Die weitere Ausführung
wird dies noch deutlicher machen: einstweilen genügt das ge-
sagte und ein vergleichender Blick auf unsere Tafeln dritten
Stils, XII bis XVII. Auf allen diesen stellt die Wand als Ganzes
nichts dar: sie ist eine getheilte, mit Ornamenten mannichfacher
Art erfüllte Fläche, wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass
dieser Wandeintheilung gewisse aus den architectonischen Dar-
stellungen des zweiten Stils herübergenommene Vorstellungen
zu Grunde liegen. Wie aber z. B. die Ornamentstreifen auf
Taf. XIII (XIV) und XVI, wie die Ghirlanden auf der letztge-
nannten Tafel angebracht sind, wo die leichten Architecturen
 
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