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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 2
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Heubner, Heinz [Gefeierte Pers.]: Dr. Dr. h.c. Heinz Heubner erneut geehrt
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Bartels, Klaus: Über Griechisch und Latein
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0035

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Dr. Dr. h. c. Heinz Heubner erneut geehrt
Dr. Dr. h.c. Heinz Heubner, ein früherer Kollege des Marien-Gymnasiums in
Werl, ist durch Kabinettsbeschluß der Landesregierung von NRW am 21. 2.1984
zum Professor ernannt worden.
Heubners Kommentar zu den Historien des Tacitus wurde schon nach dem
Erscheinen des Ersten Bandes als monumentale Leistung gewürdigt. Er ist so
angelegt, daß der Kommentierung der einzelnen Abschnitte Gesamtinter-
pretationen dieser Einheiten vorangestellt werden, in denen „das Historische und
die Gestaltung durch Tacitus in kritischer Auseinandersetzung mit der in stau-
nenswertem Maß herangezogenen wissenschaftlichen Literatur behandelt wird“
(Delz zu Band I, Museum Helveticum 27, 1970, 186).
Es geht Heubner darum, die Gestaltung eines Stoffes durch Tacitus im Ver-
gleich mit der Parallelüberlieferung - besonders bei Plutarch - genau zu erfassen.
Dieser Zielsetzung und Methode ist Heubner in seinen Forschungen bis heute
treu geblieben und hat auf diese Weise sehr viel zum angemessenen Verständnis
sowohl kleinerer Einheiten als auch größerer Zusammenhänge in den Werken des
Tacitus beigetragen. Zu dieser grundlegenden Orientierung seiner Forschung trat
eine weitere, die schon im Ersten Band des Kommentars zu den Historien den
weitaus größeren Raum beansprucht: die überaus genaue und ungemein
reichhaltige sprachlich-stilistische Erklärung, durch die von Satz zu Satz die
Stellung des Tacitus in der Tradition der lateinischen Literatursprache und damit
zugleich die Originalität des Tacitus im Verhältnis zu dieser erkennbar wird.

Über Griechisch und Latein
Die Fächerbezeichnungen 'Griechisch’ und 'Latein’ sind wie die Wahl zwischen
alten und modernen Sprachen in der 3. Klasse nicht eben dazu angetan, die Rolle
der Alten Sprachen im Fächerkanon des Gymnasiums zu erhellen. Wozu 'tote’
Sprachen lernen? In der Tat ist der altsprachliche Unterricht in seinen Zielen wie
in seinen Methoden wesentlich ein Sprachunterricht; doch er ist es in einem ganz
anderen Sinne als der neusprachliche. Die Zeiten sind vorüber, in denen etwa die
syntaktische und stilistische Analyse der ciceronischen Kunstprosa geradewegs
auf die mehr oder minder perfekte Imitation dieser Kunstprosa zielte. Lateinisch
zu sprechen, zu schreiben oder gar zu dichten, ist heute allenfalls eine gelehrte
Spielerei; wir lernen die Alten Sprachen einzig noch, um die antiken Autoren in
der Originalsprache lesen zu können.
Daß die hohe Dichtung, die antike wie die moderne, letztlich unübersetzbar ist,
wird niemand bestreiten; doch für die Philosophie gilt das gleiche. Was scheint
einfacher zu sein, als daß griechisch 'physis’ und lateinisch 'natura’ im Deutschen
'Natur’ bedeuten? Und doch hat der aristotelische Begriff einer vernünftig han-
delnden, schöpferisch gestaltenden 'physis’, der dann in die lateinische 'natura’

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