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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Christoph Ulf, Das römische Lupercalienfest]
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[Rezension von: Rudolf Fehrle, Cato Uticensis]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0057

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B u chbesp rech u ngen

Christoph Ulf: Das römische Luperealienfest. Impulse der Forschung Bd. 38, Wissen-
schaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1982, IX, 176 S., kart., DM 59,- (34,50).
Weder die antiken Quellen noch die kaum mehr überschaubare moderne Literatur mit
Erklärungsversuchen unterschiedlicher Überzeugungskraft geben für die Riten der Luper-
ealien (am 15. Februar gefeiert) eine zufriedenstellende Deutung. Sorgfältig und ausführ-
lich referiert der Verfasser die antiken Etymologien des Lupercus als „Wolfsabwehrer“
(lupus u. arcere), als „Wölfin, die die Kinder verschont hatte“ (lupus u. parcere), die Luper-
calia als „LUere PER CAprum“ (Quint. 1,5,66). Das Ergebnis bleibt unzulänglich, und so
folgt anschließend der Versuch der Rekonstruktion der L. (Zusammenfassung S. 93/94).
Da auch jetzt noch der Zweck des Ritus weitgehend unklar bleibt, scheinen dem Verfasser
im zweiten Teil Vergleiche mit religiösen Vorstellungen fremder Kulturen vergangener
und gegenwärtiger Zeit in Afrika, Australien und Neuguinea notwendig und sinnvoll.
Vor allem ein analoger Initiationsritus der Thonga (Südostbantu) bietet verblüffende Paral-
lelen (S. 107-112). Analogieschlüsse, so verführerisch sie auf Anhieb erscheinen, sind m.E.
mit Vorsicht zu genießen, sie sind wissenschaftlich erlaubt, aber eben nicht zwingend: es
handelt sich immerhin um rezente Primitivkulturen, also um unterschiedliche Kulturstu-
fen und Glaubensinhalte. Die Zusammenfassung der Ergebnisse der komparativen
Methode (S. 137-144) ist scharfsinnig, löst aber erwartungsgemäß nicht alle Probleme die-
ses Initiationsritus; zu Recht trägt der Band den Untertitel „ein Modellfall für Methoden-
probleme in der Altertumswissenschaft“.
Da das Manuskript vermutlich schon abgeschlossen war, erscheint ein Hinweis auf G.
Radke, Archaisches Latein, nur in einer Fußnote, obwohl gerade da (S. 143 ff.) die Unhalt-
barkeit der antiken Etymologien überzeugend dargelegt wird: lupus gilt allgemein als sabi-
nisches Lehnwort, da es die dem Lateinischen unbekannte Labialisierung des Labiovelars
erfahren hat. Ein altrömisches Fest kann jedoch keinen während des 4. Jahrhunderts auf-
gekommenen Namen tragen, das widerspricht allen religionsgeschichtlichen Erfahrungen.
Der Festname muß also ursprünglich eine andere Bedeutung besessen haben und - ein
belegbarer Vorgang - volksetymologisch umgedeutet worden sein.

Rudolf Fehrle: Cato Uticensis. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1983,
XIV, 391 S., kart., DM 97,- (57,-).
Der Band 43 aus der Reihe „Impulse der Forschung“ füllt eine oft empfundene Lücke.
Nach Biographien des Cicero (O. Seel), Caesar (M. Gelzer/Chr. Meier), Pompeius (M.
Geizer), Cato Censorius (D. Kienast) nun eine umfassende Darstellung des Lebens
und Wirkens seines Urenkels, des Cato Uticensis. Was sich in den letzten Jahren der Repu-
blik abspielte, war kein Klassenkampf, sondern eine politische Auseinandersetzung inner-
halb der herrschenden Schicht. Der Uticensis gehört nicht zu den Siegern der Geschichte,
doch es lohnt, sich mit den Motiven seines Handelns zu beschäftigen. Er verkörperte die
Tugenden Altroms (an denen es, nach Sallusts Auffassung, so sehr fehlte), wollte den Nor-
men wieder Geltung verschaffen, denen Rom seine Größe zu verdanken glaubte, und
kämpfte mit der optimatischen Führungsschicht für die Erhaltung eines verteidigungswert
erscheinenden Systems. Doch auch wie es zu dem Vorwurf, als Stoiker und Moralist
untaugliche Kriterien an die Politik angelegt zu haben und so für die eigentlichen (struktu-
rellen) Probleme seiner Zeit blind gewesen zu sein, kommen konnte, wird bei der Lektüre

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