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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 3
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Wittke, Peter: Integrationsmodell im altsprachlichen Unterricht: zu Gerhard Röttgers Konzeption des Griechisch- und Lateinunterrichts
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Wissemann, Michael: Erste Dichterlektüre im Lateinunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0071

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Fazit: Lateinkurse für ältere Lernanfänger - heute eher die Regel als die Aus-
nahme - stehen und fallen mit der angewandten Methode, zumal Intensivkurse
wie der beschriebene. Hier hat R. mit seinen „Kurzlehrgängen“ eine Lücke gefüllt.
Auch der Lateinunterricht in Universitätskursen sollte m. E. das von R. entwik-
kelte Integrationsmodell berücksichtigen. Peter Wittke Soest

Erste Dichterlektüre im Lateinunterricht
Daß Latein eine musikalische Sprache ist, ist bekannt, aber kaum genutzt. Was die Aus-
sprache angeht, so wird nach wie vor jeder nach seiner Fa?on selig, und die Metrik wird
kaum weitergehend beachtet als danach, daß sie „äußeres Merkmal einer Literaturgattung“
ist und „den Text strukturierende Hilfen bei der Interpretation“ bietet. Der Autor des fol-
genden Beitrags plädiert dafür, auch die musikalische Seite zu nutzen. Die Frage, über wel-
chen Schriftsteller und damit über welche Metren der Einstieg in lateinische Dichtung ver-
sucht werden soll, läßt sich verschieden beantworten. Wissemann präsentiert einen
unerwarteten Autor: Phädrus.
In den letzten Jahren konnte man beobachten, daß die Kenntnisse der Schüler
von Metrik im Schwinden begriffen sind und sich ihnen die lateinische Dichtung
immer mehr entzieht. Selbst Studienanfänger haben in der Regel nur noch wenig
Empfinden für Wohlklang und Rhythmus der lateinischen Sprache, die ihre
Schönheit ausmachen.
Die Gründe für dieses Phänomen mögen unter Umständen in der von Robin-
sohn1 eingeleiteten Umorientierung der Didaktik zu suchen sein, die unter dem
immer stärkeren Druck der Rechtfertigung des Lateinunterrichts die Beschäfti-
gung mit der Sprache um ihrer selbst willen einschränkte.
Jedenfalls gelten heute Versmaß und Metrik weithin nur mehr als äußere
Merkmale einer Literaturgattung und als den Text strukturierende Hilfen bei der
Interpretation. Selbst die modernen Didaktiken beschäftigen sich nur wenig mit
dieser Thematik und bieten, wenn überhaupt, eher fachliche Analysen als didak-
tische Hilfen und Empfehlungen2. Dieser aber bedarf der Unterrichtende mehr
denn je, da es den Schülern oft sogar schon an den prosodischen Grundkenntnis-
sen aus dem Grammatikunterricht fehlt.
Im folgenden soll deshalb ein auf diese Situation zugeschnittenes Modell vor-
gestellt werden, das Schüler mit der Metrik vertraut machen, ihnen den Zugang
zur Dichtung allgemein erleichtern und schließlich einen Eindruck von der
sprachlichen Ästhetik des Lateins vermitteln will.
Drei Forderungen waren dabei in der Planung als Voraussetzung zu berück-
sichtigen:
1 S. Robinsohn, Bildungsreform als Reform des Curriculum, Neuwied 1967.
2 Soweit ich sehe, beschäftigen sich mit Metrik nur H.-J. Glücklich, Lateinunterricht.
Didaktik und Methodik, Göttingen 1978, 30 f. und U. Frings, H. Keulen, R. Nickel,
Lexikon zum Lateinunterricht, Freiburg/Würzburg 1981, 194.

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