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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 2
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Wittke, Peter: "Antike Kostbarkeiten": anläßlich der 450-Jahr-Feier des Archigymnasiums Soest/Westfalen, (1534-1984)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0052

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,A n tike Kostbarkeiten “

Anläßlich der 450-Jahr-Feier des Archigymnasiums Soest/Westfalen.
(1534-1984)
In diesem Jahr feiert das traditionsreiche Archigymnasium Soest in Westfalen
sein 450jähriges Bestehen. Grund genug, sich der Anfänge und der Verpflichtung
einer solchen Schule zu erinnern. Es war Philipp Melanchthon (1497-1560), der
1518 im Vorwort zur hebräischen Grammatik des Jehan Böschenstain (Hebraicae
Grammaticae Institutiones) sagte: „Consensu eruditorum omnium, studiose lec-
tor, probatur neminem quidquam insigne conari in rectis studiis posse, nisi qui
simul latinis graeca et hebraea coniunxerit“. Wenn auch dieser „homo trilinguis“
nur schwer zu realisieren ist, so trifft man doch hin und wieder auf einen „homo
bilinguis“, der das Lateinische mit dem Griechischen „verbindet“.
Es sei an dieser Stelle an einen „Ehemaligen“ des Archigymnasiums erinnert,
Jörgen Ebbinghaus, in der Elellwegregion kein Unbekannter. Er wurde im April
88 Jahre. Geboren in Bausenhagen, Kreis Unna, am 21.4.1896, besuchte er das
Archigymnasium von 1906 bis zum Kriegsabitur 1914, nahm am Krieg im Westen
teil, studierte in Münster, Marburg und Berlin, machte eine Setzerlehre in Dort-
mund und war dann vierzig Jahre in der Eisenwarenindustrie tätig. Seit 1961
befindet sich Ebbinghaus im Ruhestand in Vollme (Sauerland). Bekannt ist
Ebbinghaus durch Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen, u.a.
durch seinen erfrischenden Erzählband „Beiderseits des Hellwegs“ (1980). Weni-
ger bekannt, weil nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, sind seine Nachdichtun-
gen antiker Poesie. Ebbinghaus hat in den Jahren 1968 bis 1976 (mit Nachtrag
von 1982) in neun (!) Bänden - entsprechend den neun Musen - seiner alten
Schule einen Schatz von - wie er sie nennt - „antiken Kostbarkeiten“
vermacht, wobei sich jeweils Original und Übertragung gegenüberstehen. Wenn
man bedenkt, daß Ebbinghaus erst im Alter von 72 Jahren seine Nachdichtungen
begann, dann ist allein die physische Leistung erstaunlich - handelt es sich doch
um 288 größtenteils höchst umfangreiche Nachdichtungen -, von der geistigen
ganz abgesehen. Ebbinghaus fügte allen neun Bänden jeweils einen (bisweilen
auch zwei) Begleitbriefe an den Direktor seiner ehemaligen Schule bei, aus
denen seine Intentionen, die er mit den einzelnen Übertragungen verfolgte,
deutlich werden. Ebbinghaus hat zwei seiner Nachdichtungen in den „Berichten
der Vereinigung ehemaliger Schüler des Archigymnasiums zu Soest“ unterge-
bracht, so 1965 den „Versuch einer deutschen Nachdichtung“ eines Meleagros-
epigramms und 1966 eine Catullnachdichtung (Iam ver egelidos refert tepo-
res). Ebbinghaus hat selbst aus seinen neun Bänden zwei Auswahlbände mit
Nachdichtungen aus dem Griechischen und Lateinischen unter dem Titel
„Die schönen Spiele“ zusammengestellt in der Hoffnung auf eine Publikation.
Bis jetzt ist es leider noch nicht dazu gekommen. Inzwischen sind in der Fest-
schrift des Archigymnasiums neun weitere Nachdichtungen der Öffentlichkeit

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