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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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Königer, Wolfgang: [Rezension von: Friedrich Maier, Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt, Bd. 2]
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Königer, Wolfgang: [Rezension von: Gerold Walser, Hellas und Iran]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0107

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Details durcharbeiten. Der Band liefert Anregungen in Fülle, die Aussagen werden häufig
durch Beispiel, Schema, Tabelle untermauert. Die beispielhaften Tafelbilder können ein
Appell an unsere eigene Sorgfalt sein. Vorgeschlagene Lektüreprogramme tragen die
Handschrift des Praktikers, was, wie die Erfahrung lehrt, keine Selbstverständlichkeit ist.
Das läßt für Band III (Zur Praxis des lateinischen Lektüreunterrichts) einiges erwarten.
Zuverlässige Anmerkungen und Quellenangaben, ein gutes Literaturverzeichnis und ein
Sachindex am Schluß, aber auch die Zusammenstellung der wichtigsten Literatur der letz-
ten Jahre im Anschluß an die behandelten Autoren erhöhen den Wert des Buches. Muta-
tis mutandis läßt sich das vom Verfasser zum lateinischen Lektüreunterricht Gesagte auch
auf das Griechische übertragen.
Wolfgang Königen Berlin

Gerold Walser: Hellas und Iran. Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1984.
XI 141 S., Kart. DM 28,- (18.50)
Wenn Isokrates Paneg. § 150ff. von der allgemeinen Inferiorität der Barbaren spricht, sie
unkriegerisch, Sklaven ohne Bürgersinn, moralisch verwerflich, übermütig, üppig, furcht-
sam, grausam, undankbar, gottesfrevlerisch nennt und wie Mörder von den eleusinischen
Mysterien ausschließen will, dann ist das zwar publizistische Vorbereitung der makedoni-
schen Eroberung Persiens, beruht aber letztlich auf dem alten attischen Feindschema der
Barbarenkarikatur, wie es Jüthner (Hellenen und Barbaren. Das Erbe der Alten Heft VIII,
Leipzig 1923) schon längst aus der Literatur des 5. Jh. zusammengestellt hat. Das Verdienst
des Berner Althistorikers W. besteht darin, daß er vor allem an Hand der Trias Herodot,
Thukydides, Xenophon die realen historischen Beziehungen zwischen Griechen und Per-
sern an einigen Beispielen vom 6. Jh. bis auf Alexander darstellt. Obwohl die persischen
Quellen für uns schweigen, wird deutlich, daß die Perserkriege kein Aufeinanderprallen
von Barbarei und Zivilisation, sondern eine Auseinandersetzung zwischen zwei in ihrer
Art ebenbürtigen Kulturen gewesen sind. Die Haltung des Großkönigs ist nicht imperiali-
stisch-offensiv gegen den Westen. So wie A. Heuss nachgewiesen hat, daß die Römer nur
zögernd und gleichsam widerwillig in die Kämpfe der hellenistischen Mächte hineingezo-
gen worden sind, so folgen die Achämeniden nur zögernd den griechischen Interventions-
einladungen. Auch das Hineinziehen der Perser in den Peloponnesischen Krieg geht von
Griechenland aus; der Anstoß zur spartanisch-persischen Allianz geht von den ionischen
Aufständischen gegen Athen aus, die auf griechischer und persischer Seite Hilfe für ihre
Loslösung vom attischen Seebund suchen. Wie das persische Verhalten gegenüber den
ionischen Städten zwischen ökonomischer Bevorzugung und politischer Unterdrückung
schwankt, ist auch das griechische Verhalten zwiespältig. Bei innenpolitischen Kämpfen
sucht man Unterstützung, schließt Verträge, nimmt Subventionen an; nicht nur Techni-
ker, Künstler, Soldaten aller Ränge drängen in persische Dienste. In fast allen Quellen geht
es um Geld, Beute, Macht (noch Isokr. Paneg. § 187 ff. sagt, daß der panhellenische Krieg
gegen Persien den Wohlstand Asiens nach Griechenland bringen werde).
Die offizielle Haltung der persischen Krone ergibt sich aus mehreren Texten: man benö-
tigt die Griechen aus militärischen Gründen, verachtet sie aber wegen ihrer Käuflichkeit.
Für die Schule dürften vor allem die Seiten 91 ff. wichtig sein, die den jüngeren Kyros aus
einem ungewohnten, aber sicher richtigen Blickwinkel betrachten.
(Zum Thema jetzt auch Richard N. Frye: The History of Ancient Iran. Beck, 1984, DM
118,-. Besprochen in FAZ vom 2.10.1984).
Wolfgang Königen Berlin

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