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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 4
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Hugenroth, Hermann-Friedrich: Carmen
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Brandes, Jürgen: Latein an Gesamtschulen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0093

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Welch’ wahrlich dringliche Aufgabe für uns in unseren Tagen
Immer und allzeit in Ehren zu halten und achten den Glauben,
Den unsern Vorfahr’n gebracht jener große und erste Bischof,
Lichte Gestalt in der Zeiten Lauf, da er verkündet:
Aller Menschen König ist Christus, ihr Licht und ihr Heil!
Hermann Hugenroth, Kapellenstr. 2a, 4400 Münster

Latein an Gesamtschulen II
Latein ist Fundamentalsprache des Gymnasiums.1 Es ist geeignet, im Sinne einer
gymnasialen Bildungstheorie an Schüler mit „gymnasialem Bildungsprofd“2
„möglichst hohe Ansprüche im kognitiven und nichtkognitiven Bereich“3 zu
stellen. „Welterschließung“ ist Privileg gymnasialen Unterrichts. Wahre Bildung
bleibt dem Gymnasiasten Vorbehalten. Nur ihm ist es letztlich möglich, „in mög-
lichst viele Dimensionen unserer komplexen Welt einzudringen, um die Zukunft
zu bewältigen“.4 Auch wenn offenbar nicht sein kann, was nicht sein darf („Latein
wird an keiner anderen Schulart betrieben.“)5: Auch an Gesamtschulen wird
Latein unterrichtet.
Ich habe in Heft 1,1984 dargestellt, daß Latein gerade an Gesamtschulen ein
wichtiges Fach für Schüler sein kann, die anstreben, später in den Sekundarbe-
reich II überzugehen. Also ist Latein letztlich doch ein gymnasiales Fach? Im
folgenden möchte ich dagegen mit einigen kurzen Überlegungen Anstöße geben
zu überprüfen, ob es nicht Möglichkeiten gibt, Latein nicht nur als privilegieren-
des Fach für eine Elite von Schülern zu konstituieren, sondern auch in Gruppen
größerer Leistungsheterogenität als im Gymnasium bzw. in „gymnasialen“ Grup-
pen anzubieten.6
Schulklassen an Gesamtschulen weisen folgende Merkmale auf:
- Breites Spektrum sozialer Herkunft
- Durch Sozialisation benachteiligte Schüler
- Nicht in das traditionelle Schema von Leistung passende Schüler
- Schüler, die nicht aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit, sondern ihrer entwick-
lungspsychologischen Situation noch nicht in der Lage sind, sich bestimmten
Leistungsanforderungen mit Auslesecharakter zu stellen (Typ des orientierungs-
stufen-geschädigten oder -gefährdeten Schülers)
- Schüler, deren Bereitschaft, sich Anforderungen und Lemwiderständen zu
stellen, noch gesteigert werden muß und kann

1 Kl. Westphalen: Englisch und Latein - Fundamentalsprachen des Gymnasiums. Stutt-
gart 1984.
2 a.a.O. S. 16 3 a.a.O. S. 14 4 a.a.O. S. 16 5 a.a.O. S. 19
6 Einige Überlegungen überschneiden sich zwangsläufig mit dem ersten Beitrag.

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