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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 4
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Eichenseer, Caelestis: Provokatorische Feststellung
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Pfister, Raimund: Imperfekt - Perfekt - Präteritum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0099

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einer Unzahl von Belegen). Aber auch Psychologen treten mehr und mehr inso-
fern befürwortend auf den Plan, als sie mittels vielfacher Untersuchungen und
Experimente deutlich vor Augen stellen, daß zum Sprach-Kennen/Können ein
Minimum aktiver Sprachbeherrschung notwendig ist, auch in den sog. Alten
Sprachen.
Hans-Joachim Glücklich äußert freilich entschieden, daß Lateinsprechkurse
im Widerspruch zu vertretbaren Lemzielen des Lateinunterrichts stehen. Sicher,
es muß nicht in jedem Lall gleich ein Lateinsprechintensivkurs sein über ein oder
zwei Wochen hin mit täglich 6-8-stündigem Lateinsprechen, obwohl auch dabei
die positive Rückwirkung zu einer mehr ganzheitlichen, intuitiven und auch
grammatisch detaillierten Spracherfassung nicht zu verkennen ist. Die großartig
und meisterhaft durchdachten Lemziele und kurrikularen Pläne, wie sie Hans-
Joachim Glücklich in vielerlei Darlegungen bis ins Detail ausgearbeitet und vor-
geführt hat, sind in ihrer Brillanz nahezu unübertroffen. Dennoch bestehen
berechtigte Bedenken, ob dadurch das Latein aus einer gewissen Existenzkrise,
in der es sich offenkundig befindet, herausgeholt werden kann. Manchmal und
mitunter legt sich die Befürchtung nahe, daß alle so schön formulierten Lemziele
und aller kurrikularer Auf- und Überbau eines Tages wie ein Kartenhaus zusam-
menbrechen könnten, wenn Latein immer weniger als wirkliche Sprache vor-
gelegt wird, sondern immer mehr noch nur als Bildungsmittel und Kulturanhäng-
sel aufbereitet und angeboten wird.
Aus Erfahrung steht jedenfalls fest, daß all die viele, weitgehend überzogene,
Sprachanalyse, Sprachbetrachtung, Hintergrundaufhellung bei sehr vielen Schü-
lern einen solchen Widerwillen auslösen, daß so manche nach Schulab-
schluß geradezu „schwören“, nie mehr einen lateinischen Text zur Hand zu neh-
men. Derlei Aussagen und Beteuerungen sind nicht vereinzelt.
Ob es nicht doch ratsam und an der Zeit wäre, von zu hoher Warte und Ebene
wieder mehr zur Sprache des Lateins selber herabzusteigen und den Schülern
sogar etwas Sprechfertigkeit und Schreibfähigkeit zu vermitteln und zuzumuten
zu deren nachhaltiger Lreude und auch zur persönlichen Entfaltungsmöglichkeit
des Lehrers (fernab von zu starker Reglementierung und Gängelung).
Dr. C. Eichenseer, Universität - L B 6.3, 6600 Saarbrücken 11

Imperfekt - Perfekt - Präteritum
Die Ausführungen von Gerhard Terhoeven über Imperfekt - Perfekt - Präteri-
tum (MDAV 2/1984, 15-17) sind für den kundigen Grammatiker kaum auf-
regend, da, im großen und ganzen, keine neue wissenschaftliche Erkenntnis
geboten wird. Der Kernpunkt des Problems müßte dem Lateinlehrer spätestens
in der Referendarausbildung klar geworden sein. Aber angesichts der

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