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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: W. K. Lacey, Ute Winter (Übers.), Die Familie im antiken Griechenland]
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Königer, Wolfgang: [Rezension von: Gilbert und Colette Charles-Picard, Karthargo. Leben und Kultur]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0059

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les (Politik) die kleinste Einheit des Staates dar, die zentralste und ausdauerndste Einrich-
tung der griechischen Gesellschaft. Bei allem Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse
gibt es kein Gebiet der griechischen Kultur, von dem die Familie nicht berührt ist. Der Ver-
fasser beschränkt sich auf die archaische und klassische Zeit, die große Ära der Stadtstaa-
ten, denn hier fließen die Quellen reichlich, hier liegen gute Vorarbeiten vor. Der petit
gesetzte Anmerkungsteil (S. 228-316) läßt wenig zu wünschen übrig; er liefert neben anti-
ken Belegen (wobei dem fehlerfreien griechischen Satz ein besonderes Lob gebührt) die
modernen Deutungen. Bedauerlich ist die Tatsache, daß die Bibliographie in erster Linie
auf angelsächsische Autoren und Benutzer abgestellt ist, so daß selbst Ugo Enrico Paoli
(Die Geschichte der Neaira; Die Frau im alten Hellas; Das Leben im alten Rom/ letzteres
als Kontrast oder zur Verdeutlichung des Gesagten) nicht vorkommt. Allerdings wiegt die-
ser Mangel nicht allzu schwer, da der Verfasser in 9 Kapiteln sorgfältige Arbeit leistet: I.
Die Familie im Stadtstaat; II. Die Familie in der homerischen Gesellschaft; III. Die Familie
und das Werden einzelner Staaten; IV. Der Oikos der Familie und die athen. Demokratie;
V. Ehe und Familie in Athen; VI. Besitz und Familie in Athen; VII. Die Frau im demokra-
tischen Athen; VIII. Die Familie in Platons Staat, in Sparta und auf Kreta; IX.
Die Familie in anderen Staaten. 49 Abbildungen veranschaulichen den Text. Der Band
bietet viele Möglichkeiten zum Einsatz im Unterricht, er enthält ein Verzeichnis der
Abkürzungen, Bibliographie, Glossar und 2 Register (1. Gesetzliches, Politisches,
Religiöses; 2. Namen und Plätze).

Gilbert und Colette Charles-Picard: Karthago. Leben und Kultur. Aus dem Französi-
schen übersetzt von Ignaz Miller. Reclam, 1983, 295 S., 26 Textabb., 26 Photos, 5 Karten,
Paperback, DM 29,80.
Die Verfasser beginnen ihr lesenswertes Buch mit einem knappen geschichtlichen Über-
blick, der vom überlieferten Gründungsdatum (814) bis zur Zerstörung durch Scipio (146)
reicht; doch der Untergang Karthagos bedeutete nicht das Ende phönizischen Einflusses
in Nordafrika. Noch im 5. Jahrhundert haben, wie Augustinus versichert, die Bauern in der
Umgebung von Hippo Regius phönizisch gesprochen. Das gesetzte Ziel, Ausgrabungser-
gebnisse und schriftliche Quellen zu verbinden, wird voll erreicht. In den Anmerkungen
sind die seit der 1. Auflage (1958) erschienenen Forschungsbeiträge verzeichnet und cha-
rakterisiert, eine stärkere Berücksichtigung deutscher Beiträge wäre jedoch wünschens-
wert gewesen. Gründlich ist die Information über die Stadt selbst, die karth. Gesellschaft
und ihre herrschenden Schichten, die Volksschichten, das Handwerk und das soziale Pro-
blem (Revolten libyscher Bauern 396 und 379; die Politik gegenüber Söldnern und Frem-
den), über alle Seiten des täglichen Lebens, Händler und Handel, Spezialisierung
in der Landwirtschaft, Diplomatie, Heer, Flotte und die großen Reisen (in die Sahara, See-
fahrten an den afrikanischen Küsten und auf dem Ozean: Periplous des Hanno, Himilkon
und die Zinnroute u. a.). Die Krise Karthagos ergibt sich nicht aus Klassengegensätzen
innerhalb der Bürgerschaft, sondern aus der notwendigen Koexistenz verschiedener ethni-
scher Gruppen, die in unterschiedlichen wirtschaftlichen Bereichen tätig gewesen sind
und deren Lebensstandard und Kultur zu gegensätzlich gewesen sind. Sinnvoll
ausgewählte Abbildungen und Photos veranschaulichen den Text. Anhang: Zeittafel,
Register der Namen und Orte.
Wolfgang Königer, Berlin

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