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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0083

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ternen" kann, darunter: ,,t. Niemand hilft den Alten Sprachen, wenn ihre Vertreter nicht selbst
immer wieder ansetzen, jeder Generation Sinn und Wert der Beschäftigung mit Latein und Grie-
chisch darzulegen. ... 3. Die Teilnahme an der laufenden Diskussion und die andauernde Aus-
einandersetzung mit dem jeweiligen 'Trend' mag noch so ermüdend sein, ja anöden — ein Ver-
zicht darauf bringt ohne Zweifel Schaden. 4. Man muß zugeben, daß der damalige Modernisie-
rungsdruck dem Altsprachlichen Unterricht auch Vorteile gebracht hat. ... 8. Unbestreitbar
scheint zu sein, daß die Selbstverständlichkeit, mit der früher Eltern ihre Kinder Latein und Grie-
chisch lernen ließen, heute vorbei oder nur mehr in ganz kleinen Schichten gegeben ist." Sch.
erinnert an die auf die DAV-Matrix folgende Entwicklung: Oberstufenreform, Abituranforderun-
gen (Interpretationsaufgabe), neue Lehrpläne und Übungsbücher. ,,Wichtig war weiter, daß sich
die Didaktiken neu konstituierten, ihre Isolation aufgaben, fachübergreifende Zielsetzungen ent-
wickelten und Erkenntnisse der Allgemeinpädagogik systematisch rezipierten oder eigene Beiträ-
ge für die Allgemeinpädagogik bereitstellten. Hier haben die Fachvertreter sicher Verbesserun-
gen geschaffen." — A. STÄDELE bietet unter der Überschrift ,,Corpi delicti am Terra finae" eine
köstliche — oder eigentlich doch erschütternde — Blütenlese sprachlich verhunzter lateinischer
Formeln und Sentenzen aus renommierten deutschen Zeitungen: Cives romanus sum, in media
res virtus, post tenebrae lux u.ä. ,,Latein und (in wesentlich geringerem Umfang) Griechisch le-
ben auch in unserer Alltagslektüre weiter, und zwar in der Regel in Formen erstarrt, die, das sei
zur Rettung der Ehre unserer Journalisten betont, sehr oft sinnvoll und sprachrichtig verwendet
werden. Über gelegentlichen fehlerhaften Gebrauch wird man schmunzelnd hinwegsehen";
doch ist auch ,,ein Mindestmaß an Sorgfalt und Redlichkeit im Umgang mit den 'alten'
Sprachen" zu verlangen. ,,Sonst nehmen die Tdma/chn in unserer Gesellschaft überhand."
Die Mitteilungen des Landesverbandes Niedersachsen (zusammen mit den Landesverbänden Bre-
men und Hamburg) 1/1988 bringen ein Referat von W. STROH auf dem Gräzistentag des Landes-
verbandes (Hildesheim 1986): ,,Griechische Erotik und römische Komödie". Er beginnt mit den
Fragen: „Lohnt es sich, lateinische Literatur zu studieren oder gar zu lehren? Wäre es nicht bes-
ser, zu den Lehrmeistern der Römer, den Griechen, zu gehen? Bieten jene nicht das Original, die
Römer nur den Abklatsch? Was ist Vergil gegen Homer, Horaz gegen Alkaios, ja selbst vielleicht
Cicero gegen Demosthenes?" Der Vortrag konzentriert sich dann auf die Erörterung von vier
Punkten zu Plautus und seiner Erotik (im Verhältnis zu Menander und anderen Vorlagen):
1. Plautus verstärkt das Komisch-Obszöne, 2. er gibt der Hetärenwelt mehr Raum, 3. er karikiert
die Gestalt des Liebhabers, 4. er ironisiert die eigentlichen Liebesszenen. Bei näherer Betrach-
tung „werden die Komödien des Plautus zu einem besonders frühen und wichtigen Zeugnis für
die Faszination, die auf die Römer vom Griechentum ausgeht: hier von der griechischen Erotik
mit ihren Mysterien des Hetärenlebens (und auch der Päderastie). ... Natürlich war diese erste Er-
fassung der griechischen Erotik noch eine ganz rohe und vorläufige. Terenz ging wesentlich wei-
ter, als er... die ganze psychologische und pädagogische Problematik des Menander auf die Büh-
ne brachte. ... Der erste Römer, der sich selbst rückhaltlos als Verliebter darstellt, ist Catuli; und
darin ... liegt seine große geistesgeschichtliche Bedeutung. Die Elegiker haben seine Lebenshal-
tung auf die Spitze getrieben, indem sie ... daraus ein förmliches Lebensprogramm gemacht ha-
ben. ... So kann man die ganze Geschichte der erotischen Dichtung der Römer (jedenfalls bis in
die Augusteerzeit) verstehen als eine Geschichte der Einbürgerung der griechisch-erotischen Kul-
tur in die Welt der Römer, die von Haus aus eher erosfeindlich war. ... In dieser Welt haben also
die römischen Dichter, mit den Komödiendichtern beginnend, die griechische Erotik angesiedelt
... Sie bieten nicht nur einen matten Abglanz griechischer Originale (wie man es im 19. Jahrhun-
dert gerne sah)". Die Römer haben sich wie kein anderes Volk in der Antike von den Griechen
faszinieren lassen. „Darum sind sie, mehr noch als die Griechen selber, unsere Wegweiser und
Vorläufer im Humanismus." — Das Heft enthält u.a. auch einen Bericht von K. GIESEKING „Zur
Lage des Altsprachlichen Unterrichts in Niedersachsen 1987". Dem ist zu entnehmen, daß 36 %
aller Gymnasialschüler an Schulen ohne Griechisch in Klasse 7 Latein lernen; an Schulen mit

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