Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Aktuelle Themen
DOI Artikel:
Krefeld, Heinrich: Das Umfeld und die Ziele von Latein 2
DOI Artikel:
Sallmann, Klaus: Ein Hermaion als Nachtrag zur "Geschichte des DAV"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0016

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
weit mehr Entlastung als ein sog. Verzicht auf ein Lernen auf Vorrat. Verlangt doch die
Textlinguistik, wie im NRW-Entwurf dargelegt, Kenntnisse hohen Grades in der Sicherheit der
Differenzierung der Gliedsätze nach Arten und zugleich unter funktionalen wie semantischen
Aspekten, von der Favorisierung der ,,transphrastischen Erschließungsmethode ganz abgese-
hen. jeder, der im Unterricht so doppelbödig' zu arbeiten versucht hat, dürfte zur Genüge
erfahren haben, wie schwierig und zeitraubend das ist, und daß er schon sehr viel erreicht hat,
wenn Schüler in der Lage sind, die Mehrdeutigkeit sprachlicher Elemente, etwa die eines cum
oder einer Partizipialkonstruktion, während der Sinnerschließung eines Textes aufzuheben, daß
andererseits mangelnde Sicherheit auf diesem Gebiet eine der größten Fehlerquellen ist. Im
semantischen Bereich kann man also keine Reduzierungen vornehmen, wohl auf dem Gebiet
der funktionalen Differenzierungen. Hier muß man es tun, im Interesse der Schüler!
Ich plädiere ferner dafür, daß Lehrpläne den Lehrer im methodischen Bereich nicht gängeln,
ferner den Verfassern von Lehrbüchern nicht landesweit so engbegrenzte Vorgaben machen,
daß diese nur noch in den jeweiligen Bundesländern die Chance auf Zulassung haben. Dies liefe
recht bald auf eine verhängnisvolle Provinzialisierung hinaus und würde die Schwierigkeiten
des Umfeldes unseres Unterrichts nur noch vergrößern, ganz abgesehen davon, daß ein solcher
Provinzialismus dem Anspruch des Lateinunterrichts, wie er in beiden verglichenen Plänen zu
Recht erhoben wird, zuwiderläuft. Auf diese Weise würde zugleich die einseitige Favorisierung
umstrittener didaktischer Theorien vermieden, mag deren Diskussion in der Fachdidaktik auch
noch so intensiv geführt werden.
Didaktische Theorien kann der Lehrer mehr oder weniger ignorieren, Lehrpläne dagegen nicht,
vor allem dann nicht, wenn sie den Anspruch erheben, bis in Details hinein verbindlich zu sein
oder durch verbindliche methodische Vorgaben alle entscheidenden Lernprozesse steuern zu
wollen, mag beides auch in bester Absicht geschehen. Angesichts des eingangs skizzierten
schulpolitischen Umfeldes des Lateinunterrichts und der Tatsache, daß auch in anderen
Bundesländern an neuen Lehrplänen gearbeitet wird, steht für die Zukunft dieses Unterrichts zur
Zeit viel auf dem Spiel. Deshalb halte ich eine länderübergreifende Lehrplandiskussion für
dringend geboten.
Literaturangaben:
F. Maier, Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt, B. 2, Bamberg, 3. Aufl. 1988,
183 ff.
R. Nickel, Lateinunterricht auf der Sekundarstufe I, in: W. Höhn/N. Zink (Hg.), Handbuch für den
Lateinunterricht Sekundarstufe I, Frankfurt/M. 1987, 29ff.
K. Westphalen u.a., Bildung durch Sprache. Beiträge zum lateinischen Grammatikunterricht,
Auxilia 24, Bamberg 1990. Verweisen möchte ich insbesondere auf die Beiträge von K.
Westphalen, Einige Monita zum lateinischen Sprachunterricht (S. 72ff.), und auf den
eigenen, Sprachunterricht in der Lektürephase (S. 87ff.).
K. Westphalen, Basissprache Latein. Argumentationshilfen für Lateinlehrer und Freunde der
Antike, Auxilia 29, Bamberg 1992.
PROF. DR. HEiiNRicH KREFELD, 4440 Rheine
Ein Hermaion ats Nachtrag zur »Geschichte des DAV«
1985 feierte der Deutsche Altphilologenverband seinen 60. Geburtstag. Ich hatte damals die
Ehre, ein Sonderheft des MDAV zu redigieren, das 1987 erschien und in dem Beiträge von Erich

14
 
Annotationen