Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Aktuelle Themen
DOI Artikel:
Witzmann, Peter: Zur Situation des Unterrichts in den Alten Sprachen in Sachsen: (Stand: Juli 1993)
DOI Artikel:
Stark, Walter: Die Aktualität des Melier-Dialogs
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0105

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Französisch. Croß ist das Bemühen um methodische Beweglichkeit. Sehr stark zurückgegangen
ist die Behandlung von Latein als vordergründig kulturkundliches Fach - das Sprachfäch rückt
ins Zentrum. Aber zugleich ist Zurückhaltung da gegenüber der Lektürephase: muß das denn
sein, muß das original sein, genügt nicht eine adaptierte, dem Schüler (und uns) leichtere
Fassung, sollten wir nicht erst einmal bei Caesar die „Abläbse" alle klären, muß dann wirklich
noch der Luxus „Gedankenführung'Vlnterpretation sein? Nun möchte ich wirklich nicht, daß
eine bestimmte einheitliche Antangs/ektüre getrieben wird, jeder soll da seine Erfahrungen
selber machen. Gewisse Grundsätze müssen aber halt beachtet werden, und um Caesar z.B.
kommt man nicht herum, solange der als Prüfungsautor in der Ergänzungsprüfung in Frage
kommt. Ist es Cicero, dann muß man halt Cicero lesen ... Wir haben in unserem Zirkel festgestellt,
daß wir uns mehr um den aktiven Gebrauch kümmern müssen, also um H inübersetzungsübungen.
Nach zwei Anläufen 1991 und 1992, eine Laf/numprüfung anzubieten - wir hatten an der
Kreuzschule '91 Velleius, '92 Plinius vorgelegt, dazu für das mündliche Examen Originales aus
Cicero, Sueton, Livius, Tacitus, narrative Texte, aber möglichst im Wortlaut, die Ergebnisse
machten uns eigentlich Mut - gab es heuer die erste zentrale Prüfung. An der schriftlichen
Reifeprüfung nahmen in Sachsen 39 Prüflinge teil (Notenspiegel: 0/6/5/13/10/5), an der
Ergänzungsprüfung 148 (Notenspiegel: 1/30/33/38/26/20) - wir hatten z.B. so einen „Sechser":
er kam aus einer AG mit zwei jahren, wir haben lange und sehr verschiedene Dinge geprüft, aber
der Junge hatte ohne Leiter nach den Sternen gegriffen. Das dürfte, von den Voraussetzungen
her, kein Einzelfall gewesen sein. Er mag sich gesagt haben: Versuch's!
Für das nächste Jahrhaben wir in einer Klausurensammlung auch abiturähnliche Musterklausuren
entwickelt, die Signalfunktion haben sollen: So etwa wird es aussehen. Da diesmal auch gleich
ein Erwartungshorizont gegeben wird, können die Lehrer die Schlußfolgerungen für ihren
Unterricht ziehen. Auf die Reaktionen bin ich gespannt. Bei Korrekturübungen an den Aufgaben
'93 zeigten sich jedoch so gravierende Differenzen nicht im Fehlererkennen und -bewerten. Das
läßt hoffen. -
Werbung? Information? Meistens leisten das die Fachlehrer selber, in Elternversammlungen, in
Informationsblättern. Ein SALF-Arbeitskreis wollte ein Papier entwickeln, daraus ist bisher nichts
geworden. Damit schließt sich der Kreis: es klappt eigentlich nur das, was die Leute selber
machen, von höheren Instanzen ungestört.
PETER WiTZMANN, Dresden

Die Aktuaütät des Me!ier-Dia!ogs
ln seinen posthum veröffentlichten Memoiren schildert Alexander Dubdek ausführlich, wie die
Reformpolitiker der CSSR nach der militärischen Invasion der Sowjets am 20. August 1968 mit
Gewalt nach Moskau verbracht und dort in einer Geheimkonferenz zur Unterzeichnung eines
Protokolls gezwungen wurden, in dem sie ihr Einverständnis erklärten". Die Situation im ganzen
ebenso wie die bei dieser Konferenz geführten Gespräche und schließlich die leidvolle
Desillusionierung, die Dubcek selbst dabei erfahren mußte, erinnern sehr an den Melier-Dialog
bei Thukydides. Die machtpolitische Analyse des athenischen Ffistorikers, der aufgrund seiner

96
 
Annotationen