Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
[Rezension von: M(aureen) Carroll-Spillecke (Hrsg.), Der Garten von der Antike bis zum Mittelalter]
DOI Artikel:
Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Hermann Wiegand (Hrsg.), Placcius, Vincentius: Atlantis retecta. Das wiederentdeckte Atlantis. Das erste neulateinisch-deutsche Kolumbusepos]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0121

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sckell. Aber die hängenden Gärten der Semiramis in Babylon gehörten zu den Sieben
Weltwundern, und Epikurs Schule hieß ,,Garten" (KpTtog) . In der Tat wurde in Altertum und
Mittelalter, wie der vorliegende eindrucksvolle und, wie immer bei von Zabern, reich
ausgestattete Band dokumentiert, auf Gärten hohe Sorgfalt verwendet. Gärten und Gartenkunst
in Ägypten, Persien, dem Vorderen Orient überhaupt, Zypern, der bronzezeitlichen Ägäis,
Griechenland, Campanien, Byzanz und, mit einem Schwerpunkt auf den Pflanzenarten, im
europäischen Mittelalter werden in einzelnen Beiträgen von jeweiligen Spezialisten dargestellt.
Deutlich wird dabei immer wieder, welche Schwierigkeiten die Tatsache bereitet, daß
Gartenpflanzungen etwas höchst Vergängliches sind und daher bei Ausgrabungen nur bei sehr
behutsamem und sorgfältigem Vorgehen nachgewiesen werden können. Hier soll nur kurz auf
Gartenanlagen in Zypern, Griechenland und Pompeji eingegangen werden.
Seit dem 13. Jht. waren an vielen Orten Zyperns für Fruchtbarkeitsgottheiten wie Aphrodite in
Paphos oder Apollon Hylates, den Gott der Wälder, bei ihren Heiligtümern oder Kultplätzen
auch Gartenheiligtümer errichtet worden. Bei Ausgrabungen sind sie kenntlich an Pflanzgruben
für Bäume. Allerdings kann man sich bei ihnen nicht immer sicher sein, ob es sich nicht um
künstliche Bäume gehandelt hat.
In früher Zeit findet man in Griechenland Gärten bei Heiligtümern sporadisch erwähnt. So
besucht Odysseus (6,162f.) den Apollonaltar auf Delos, neben dem eine Dattelpalme entsproß.
In klassischer Zeit gab es Parkgärten oder Haine in dendrei ältesten Gymnasien Athens, die
jeweils einer Gottheit wie Apollon Lykeios oder einem Heros wie Akademos geweiht waren. Der
heutige Besucher des sogenannten Theseion sieht, wie um den Tempel herum Pflanzungen
rekonstruiert worden sind. Der private Garten dagegen war in früher Zeit immer ein Nutzgarten,
wie ihn Laertes bearbeitet, als ihn der heimgekehrte Odysseus aufsucht. Er lag in ländlichen
Gegenden oder bei Ansiedlungen von Bauernhöfen in dörflichem Umfeld. Auch in späterer Zeit
lag die Mehrzahl der Gärten außerhalb der Stadt in Gebieten vorstädtischen Charakters oder in
ländlichen Regionen. Noch im Hellenismus wurde im Peristyl auch vornehmerer Stadtvillen
kein Garten angelegt. Es gibt keinerlei Hinweise dafür, daß bei den Griechen die Natur in Form
von Gärten als Erhöhung der Wohnqualität empfunden worden wäre.
Anders bei den Römern: den Peristylhof übernahmen sie aus der griechischen Architektur,
gestalteten aber die Hoffläche als Garten. In Pompeji und Herculaneum ist überall der Wunsch
nach pflanzlichem Grün spürbar. Auch einfache Handwerker, die in den Räumen hinter ihrem
Laden wohnten, sparten kostbaren Platz für ihren Garten auf. Kunstvolle Gartenanlagen mit
kleinen Kanälen und anderem Schmuck sind heute wieder zu besichtigen. Römische Städte
besaßen stets öffentliche Grünanlagen mit stattlichem Baumbestand. Sogar kommerziell
genutzte Wein- und Obstgärten sowie Blumen- und Gemüsegärten befanden sich innerhalb des
Stadtgebietes. Die bäuerliche Tradition der Römer hatte offenbar andere Wohnbedürfnisse
geschaffen.

P/acc/us, V/ncenf/us.' Af/anf/s retecta. Das udederenfcfeckte Af/anf/s. Das erste neu/afe/n/scb-
deutscde Ko/umbusepos. /Hrsg. u. übers, v. /Hermann W/eganc/ unter M/farbe/t von Mart/'n
Vö/kert. 737 S. /He/de/berg; AHanut/us Ver/ag 7992 (H?/b//ofbeca Neo/af/na 6k
Sein hier anzuzeigendes Kolumbusepos schrieb Vincentius Placcius (eig. Plakk), 1642 in
Hamburg geboren, im Alter von kaum mehr als 15 Jahren, also etwa in dem Alter, in dem heute

112
 
Annotationen